Es ist noch dunkel, als der Wagen mit dem Impfstoff vorfährt und die kompakten Behältnisse mit dem wertvollen Inhalt ins Haus gebracht werden. Wertvoll für die Bewohner des Jüdischen Altenwohn- und Pflegeheims Düsseldorf, wertvoll für das Pflegepersonal und die Angehörigen, die in den vergangenen Wochen und Monaten nur unter sehr strengen Hygienevorschriften das Haus betreten durften.
Um 6.45 Uhr startete am Mittwochmorgen die Impfaktion im Nelly-Sachs-Haus. Nicht nur für Bert Römgens, Geschäftsführer der Maimonides gGmbH, die das Elternheim betreibt, beginnt damit eine neue Phase.
BEREITSCHAFT »Das war heute ein ganz besonderer Augenblick, als der Spediteur mit dem tiefgekühlten Impfstoff kam. Wir waren sehr, sehr froh, als der Impfstoff da war, weil wir wussten, heute können wir wirklich impfen«, beschreibt Heimleiter Römgens den Start in diesen besonderen Tag.
»Ich stehe zu 150 Prozent hinter der Impfung. Sie ist absolut alternativlos.«
Geschäftsführer Bert Römgens
Seit Sonntag läuft bundesweit die Impfaktion gegen das Coronavirus, am Mittwoch wurden nun 100 Bewohner sowie 109 Mitarbeiter des Nelly-Sachs-Hauses geimpft. Damit liege die Impfbereitschaft des Pflegepersonals bei 77 Prozent, die der Bewohner bei fast 100 Prozent, so Bert Römgens.
Dr. Jolanda Schottenfeld-Naor, Internistin und Mitglied im Bundesvorstand Jüdischer Mediziner, hatte in den vergangenen Tagen ein Team mit sieben Ärzten – wie sie selbst fast alles Gemeindemitglieder – sowie medizinischem Personal aufgebaut, das am Mittwoch rund sechs Stunden im Einsatz war. Zunächst wurden die Bewohner auf den jeweiligen Etagen geimpft, dann das Pflegepersonal. Dafür war der Speisesaal des Elternheims umfunktioniert worden zu einer Impfstation. Einbahnstraßensystem und Abstandsregelung inklusive.
NEBENWIRKUNGEN Jeweils ein Mitarbeiter kümmerte sich um die Nachbeobachtung von drei Geimpften. Falls ein anaphylaktischer Schock oder sonstige Nebenwirkungen auftreten sollten. Doch es gab keine Komplikationen. »Es läuft rund und gut, und ich bin froh, dass wir so viele engagierte Ärzte haben und so viele engagierte Mitarbeiter«, freut sich Bert Römgens.
Erst wenn in vier Wochen die zweite Impfung erfolgt sein wird, ist die Immunisierung nach weiteren 14 Tagen abgeschlossen.
Persönlich sei er sehr froh, dass er selbst auch geimpft werden konnte. »Ich stehe zu 150 Prozent hinter der Impfung, ich bin der Meinung, sie ist absolut alternativlos, zum einen für uns selbst, zum anderen in Verantwortung und zum Schutz für die Bewohner, die hier leben.«
Zunächst wird es im Elternheim weitergehen wie bisher – mit strengem Hygienekonzept, mit Abstand, Maske und Schnelltests. Erst wenn in vier Wochen die zweite Impfung erfolgt sein wird, steht die Immunisierung nach weiteren 14 Tagen so weit, dass das Alltagsleben sich wieder normalisieren kann. Mit gemeinsamem Essen im Speisesaal, mit sorgloseren Freizeitaktivitäten, einfacheren Besuchen und vielleicht auch wieder mit Gottesdiensten.
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