Noch ist der Verkauf des GEW-Hauses in der Rothenbaumchaussee 19 im Hamburger Stadtteil Harvestehude noch nicht unter Dach und Fach, schon gibt es Ideen, wie das Objekt zu nutzen ist. In einer Pressekonferenz wurde das aktuelle Konzept zur Nutzung durch die jüdische Gemeinde trotz des Streits um das Gebäude vorgestellt. Wichtiger Teil dabei wird sein, dass die Universität Hamburg dort die Akademie der Weltreligionen unterbringen wird, in der wechselnde Dozenten aller Religionen unterrichten werden. Darin sieht Wolfram Weiße, Direktor der Akademie, ein wichtiges Zeichen: »Hier soll es um Gedenken gehen, aber auch um den Blick nach vorne und eine Zusammenarbeit der Religionen mit allen Differenzen und Überlappungen im Interesse der Menschlichkeit.« Der Akademieleiter sieht in diesem Dialog der Religionen auch eine große Chance für die Stadt Hamburg.
Familienbande Zu Gast bei der Vorstellung war Professor Juergen Schulz aus Providence auf Rhode Island, der gemeinsam mit seinem Bruder Peter die einzigen überlebenden Nachfahren der Familie Hallgarten sind, die Bernhardt Nette und Stefan Romey bei den Recherchen zu ihrem Buch Die Lehrergewerkschaft und ihr »Arisierungserbe«. Die GEW, das Geld und die Moral ausfindig gemacht haben. Das Buch behandelt die Geschichte des Hauses und den Konflikt, den der Umgang mit der Immobilie innerhalb der GEW ausgelöst hat. Schulz begrüßte den Nutzungsplan von Ro 19. Einzig, dass kein Museum zur Geschichte aller Hamburger Juden in dem Gebäude unterkommen wird, bedauerte der 83-Jährige: »Sie haben einen wichtigen Platz in der Stadtgeschichte eingenommen.«
Arisierung Schulz war als Elfjähriger 1938 mit seiner Familie nach Amerika geflüchtet und ist der Neffe von Helene Hallgarten, die zuletzt in dem Haus an der Rothenbaumchaussee wohnte, bevor sie es an den NS- Lehrerbund verkaufen musste. »Wenn etwas zehn Mark wert ist und wird für 50 Pfennig verkauft, dann ist da doch etwas schief«, kommentierte Schulz den damals erpressten Verkauf des Hauses.
In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Unruhe um den Verkauf des Gebäudes gegeben. Relevant sei letztlich, dass das Haus in Zukunft allen Mitgliedern der Gemeinde zur Nutzung offen steht, waren sich die Anwesenden einig. Als sehr schmerzhaft empfindet es Gemeindevorsitzender Ruben Herzberg, dass bisher keine Darstellung der jüdischen Geschichte des Hauses existiere. Auch Stefan Romey hegte die Befürchtung, dass der wichtigste Punkt in Vergessenheit gerät: »Entscheidend ist doch, dass die GEW sagt: Das war Arisierung und deswegen verkaufen wir das Gebäude, weil es nicht rechtmäßig in unserem Besitz ist.«