Frankfurt

Im Sinne Beni Blochs

Gemeinde ruft Jugendliche zum sozialen Engagement auf

von Eugen El  07.10.2021 11:20 Uhr

Beni Bloch prägte von 1987 bis 2018 als ihr Direktor die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden. Foto: Rafael Herlich

Gemeinde ruft Jugendliche zum sozialen Engagement auf

von Eugen El  07.10.2021 11:20 Uhr

Deutsch-jüdische Geschichte, Verständigung und Gedenken, Soziales, generationsübergreifendes Engagement, Integration, Inklusion und Teilhabe, Engagement gegen Antisemitismus oder Rassismus: Um diese Themen können Projekte kreisen, die für den Beni-Bloch-Preis für Jugendengagement infrage kommen.

Die Auszeichnung hatte die Jüdische Gemeinde Frankfurt am 14. Februar dieses Jahres ins Leben gerufen. An diesem Tag wäre Benjamin »Beni« Bloch sel. A., früheres Vorstandsmitglied der Frankfurter Gemeinde und langjähriger Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), 78 Jahre alt geworden. Mit Beginn des neuen jüdischen Jahres 5782 startete die Bewerbungsphase für den Beni-Bloch-Preis. Schulklassen, Vereine oder Gruppen sowie einzelne Jugendliche können dafür vorgeschlagen werden.

Themen »Wir haben das Schreiben zum Start der Bewerbungsphase an alle Schulen in Frankfurt geschickt, auch an unsere jüdische Schule«, berichtet Benjamin Graumann, Vorstandsmitglied und zuständiger Dezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. »In zahlreichen Schulklassen, Sportvereinen oder Jugendorganisationen gibt es Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus und für Integration«, so Graumann. »Wenn da etwas einen Bezug zur Jüdischen Gemeinde oder zur deutsch-jüdischen Geschichte hat, dann wäre das ein wunderbares Thema, das wir sicherlich berücksichtigen würden.«

Der Preis soll Jugendliche dazu motivieren, sich zu engagieren, siech einzubringen und Beiträge zur Verständigung und Integration zu leisten.

Der Preis sei einerseits ein Andenken an Beni Bloch und eine Würdigung seiner Verdienste. Andererseits solle der Preis, wie Graumann betont, Jugendliche dazu motivieren, sich zu engagieren, sich einzubringen und Beiträge zur Verständigung und Integration zu leisten: »Themen, die Beni Bloch immer begleitet haben«.
Bloch verbinde man in erster Linie mit der ZWST, aber er sei seit 1986 im Gemeinderat und von 1999 bis zu seinem Tod 2019 im Gemeindevorstand gewesen.

»Er hat auch die Jüdische Gemeinde Frankfurt maßgeblich mitgeprägt.« Graumann unterstreicht die Bandbreite des Wirkens von Beni Bloch: »Jugendarbeit war ihm schon immer eine Herzensangelegenheit. Das hat sich bei der ZWST und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt gezeigt.«

Erbe ZWST-Direktor Aron Schuster sieht in der Preisausschreibung »eine hervorragende Initiative«. Sie werde Blochs großem Erbe gerecht. Schuster ergänzt: »Es ist eine wunderbare Ergänzung zu der Umbenennung des Kurheims in Bad Kissingen, das die ZWST vor eineinhalb Jahren nach Beni Bloch umbenannt hat.« Beide Benennungen unterstreichen, so Schuster, »die große Spannweite, in der Beni Bloch generationsübergreifend gewirkt und jüdisches Leben nach der Schoa in Deutschland maßgeblich geprägt hat«.

Während das Kurheim sinnbildlich für Blochs Engagement für Senioren und Schoa-Überlebende stehe, rücke der Jugendpreis vor allem seine Verdienste um die jüdische Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland in den Vordergrund. »So tragen die Leitlinien der Hadracha, der jüdischen Erziehungsarbeit in Deutschland, bis heute die Handschrift von Beni Bloch«, so Schuster.

Jugend Dieser Einschätzung schließt sich Benjamin Graumann, der im Gemeindevorstand für das Jugendzentrum »Amichai« zuständig ist, an: »Er hat es immer wieder geschafft, Tradition und moderne Pädagogik miteinander zu verbinden. Das ist etwas Besonderes – ein Erbe, das wir in unserem Jugendzentrum nach wie vor pflegen.« Die Stärke des Frankfurter Jugendzentrums habe sicherlich mit Blochs Leistung und Erfahrung zu tun.

Beni Bloch war Vorbild in Ruhe, Bescheidenheit und Ausstrahlung.

Der Preis, so Graumann, solle sich jedoch nicht nur nach innen richten, sondern vor allem nach außen, »um auf unsere Gemeinde, auf die Leistungen von Beni Bloch und den Stellenwert von sozialem Engagement aufmerksam zu machen«. Die Zielgruppe des Beni-Bloch-Preises sind laut Ausschreibung junge Menschen, im Alter von zwölf bis 18 Jahren, »die sich durch eigene Projekte und Initiativen, die dem Wohle der Gesamtgesellschaft zugutekommen, verdient gemacht haben«. Nur abgeschlossene und dokumentierte Projekte sind zugelassen. Über deren genaue Form oder Ausgestaltung macht die Gemeinde keine Angaben.

Noch bis 31. Dezember können Bewerbungen für den im Zweijahresrhythmus vergebenen Preis eingereicht werden. Eine Jury der Jüdischen Gemeinde Frankfurt wird bis zu drei Preisträger auswählen. Mit 1000 Euro ist der erste Platz dotiert, mit 500 Euro und 250 Euro die zweite und dritte Platzierung. »Wir planen die Preisverleihung um den 14. Februar«, kündigt Graumann an. »Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir viele Rückmeldungen bekommen«, fügt er an. Graumann betont, welche Lücke Beni Bloch, der am 6. April 2019 verstarb, hinterlassen hat: »Seine jahrzehntelange Erfahrung fehlt sicherlich, sein großes Herz, das er immer hatte, seine Ruhe und Gelassenheit, seine Bescheidenheit und die Ausstrahlung, die er hatte.«

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert