Brandenburg

Im Herzen der Stadt

Potsdam soll bis zum Jahr 2022 wieder eine Synagoge bekommen

von Yvonne Jennerjahn  05.11.2018 17:28 Uhr

Der Bau einer neuen Synagoge in Potsdam ist bereits seit Jahren geplant. Foto: imago

Potsdam soll bis zum Jahr 2022 wieder eine Synagoge bekommen

von Yvonne Jennerjahn  05.11.2018 17:28 Uhr

Seit Jahren wuchert auf einer Brache im Potsdamer Stadtzentrum der Wildwuchs, die Fläche in der Nähe des Landtags wird für den Bau einer Synagoge freigehalten. Doch unterschiedliche Auffassungen der beiden jüdischen Gemeinden in Potsdam über Gestaltung und Nutzung des Gotteshauses haben den Baubeginn bisher verzögert.

Nun scheint der Durchbruch gelungen. 80 Jahre nach den antijüdischen NS-Novemberpogromen ist der Vertrag über Bau, Trägerschaft und Betrieb des Synagogen- und Gemeindezentrums am Mittwoch in Potsdam unterzeichnet worden.

vertragsunterzeichnung Mit der neuen Synagoge werde jüdisches Leben in Potsdam wieder dort präsent sein, »wo es hingehört, im Herzen der Stadt«, betonte Kulturministerin Martina Münch (SPD) bei der Vertragsunterzeichnung: »Ich freue mich ganz außerordentlich.« Das Land werde acht Millionen Euro für die Errichtung des Bauwerks bereitstellen, sagte Münch.

Zunächst müssten noch einige Gestaltungsfragen geklärt werden. Ziel sei, im Jahr 2020 mit den Bauarbeiten zu beginnen und die Synagoge 2022 fertigzustellen.

Die beiden orthodoxen Gemeinden der Stadt, die Jüdische Gemeinde Potsdam und die Synagogengemeinde Potsdam, sollen das Synagogen- und Gemeindezentrum gemeinsam betreiben, dafür soll ein Israelitischer Kultusgemeindebund Potsdam als Trägerverein gegründet werden. Das Land errichtet das Bauwerk und will auch zusätzliche Mittel unter anderem für den Betrieb und für einen Rabbiner beisteuern. Mit der Bauausführung soll der Landesbetrieb für Bauen und Liegenschaften beauftragt werden.

modell Mit der Vertragsunterzeichnung sei »ein Meilenstein gelungen«, sagte der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe. Die langen und intensiven Diskussionen über religiöse und praktische Fragen bei der Gestaltung des Bauwerks seien jedoch wichtig gewesen. Dadurch sei es möglich geworden, »ein sehr flexibles Modell« für das jüdische Zentrum mit einem Synagogenraum für bis zu 300 Gläubige zu entwickeln, betonte Joffe: »Alles braucht seine Zeit, die haben wir uns genommen.« Die Synagoge sei ein Geschenk, das die weitere Entwicklung jüdischen Lebens möglich mache, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Mykhaylo Tkach.

Die zurückliegenden Planungen und Debatten seien »ein langer und nicht unkomplizierter Weg« gewesen, betonte Münch. Bei den noch offenen Fragen wie der Gestaltung der Fassade sei sie jedoch »zuversichtlich, dass wir hier eine gute Lösung finden«. Eigentümer des neuen Synagogen- und Gemeindezentrums bleibe zunächst das Land, betonte Joffe.

Am Jahrestag der NS-Pogromnacht vom 9. November 1938 soll am Freitag mit einer symbolischen Feierstunde der Fortschritt der Planungen für die Potsdamer Synagoge gewürdigt werden.

staatsvertrag Der Bau einer neuen Synagoge in Potsdam wird bereits seit Jahren geplant. Im Staatsvertrag von 2005 zwischen dem Land Brandenburg und dem Jüdischen Landesverband ist vereinbart, dass das Land den Synagogenbau unterstützt. Geplant war, das Bauwerk bis 2012 fertigzustellen. Das Bauprojekt wurde jedoch 2011 von der Landesregierung gestoppt, weil sich die verschiedenen jüdischen Gemeinden nicht einigen konnten.

Die historische Potsdamer Synagoge überstand zwar die Novemberpogrome 1938, wurde danach jedoch nicht mehr als Gotteshaus genutzt, bei einem alliierten Luftangriff auf den Potsdamer Hauptbahnhof im April 1945 zerstört und später abgerissen. In der DDR wurde am historischen Standort ein Wohnhaus errichtet. Dort erinnert heute eine Gedenktafel an die Synagoge.

Porträt der Woche

Keine Kompromisse

Rainer R. Mueller lebt für die Lyrik – erst spät erfuhr er von seiner jüdischen Herkunft

von Matthias Messmer  12.01.2025

Familien-Schabbat

Für den Zusammenhalt

In den Synagogen der Stadt können Kinder und Eltern gemeinsam feiern. Unterstützung bekommen sie nun von Madrichim aus dem Jugendzentrum »Olam«

von Christine Schmitt  12.01.2025

Köln

Jüdischer Karnevalsverein freut sich über großen Zulauf

In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei

 11.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025

Gedenktag

Uraufführung mit den »Violins of Hope«

Ein besonderes Konzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz hat sich das Rundfunk-Sinfonieorchester vorgenommen. Es interpretiert ein Werk für die Geigen, die die Schoa überstanden haben

von Christine Schmitt  08.01.2025

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025

München

»Das ganz Andere fremder Welten«

Die Volkshochschule und das IKG-Kulturzentrum gedachten des 130. Geburtstags der Dichterin Gertrud Kolmar

von Helen Richter  05.01.2025

Feier

Dem Herzen folgen

Die IKG München und Oberbayern bedankt sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement

von Luis Gruhler  05.01.2025