Der Starpianist Igor Levit mahnt neue Formen der Erinnerungsarbeit an. »Die Instrumente der Vergangenheit allein reichen nicht mehr aus«, sagte der 38-Jährige am Montagabend bei einem Gesprächsabend zum Holocaust-Gedenktag in Dachau.
Er verwies auf eine neue Studie der Jewish Claims Conference, laut der zwölf Prozent der jungen Erwachsenen noch nie etwas vom Holocaust gehört haben.
Deutschland habe nach 1945 mit dem »Nie wieder!« ein ethisches und moralisches Versprechen gegeben. »Wenn man dieses ›Nie wieder‹ ins 21. Jahrhundert übersetzen will, müssen wir uns gewaltig anstrengen«, betonte der in Russland geborene jüdische Musiker, der im Alter von acht Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen war.
Zugleich halte er es für überheblich, den Antisemitismus ausmerzen zu wollen: »Antisemitismus ist ein paar Tausend Jahre alt - warum sollte ausgerechnet unsere Generation den Schlüssel dagegen haben?« Allerdings habe jede Generation die Pflicht, Antisemitismus zu bekämpfen.
Dafür sei es nötig, stärker in die Auseinandersetzung zu gehen und Verantwortung zu übernehmen, statt »hasenfüßig wegzulaufen«. epd