Interview

»Ich war eine Stunde lang still«

Fasziniert vom Interesse der jungen Leute: Rabbiner Andrew Steiman Foto: Rafael Herlich

Herr Rabbiner Steiman, wie haben Sie das Gespräch zwischen den Zeitzeugen und den Schülern erlebt?
Es ist etwas sehr Seltenes passiert. Ich war eine Stunde lang still.

Hatten Sie den Eindruck, dass die Jugendlichen bei dieser Begegnung gehemmt waren?
Überhaupt nicht. Da war sofort eine Verbindung da. Die Schüler haben mit großer Unbefangenheit genau die Fragen gestellt, die sie interessieren. Ein Mädchen, das eigentlich Protokoll führen sollte, hat ihren Stift hingelegt und gesagt: »Ich will das jetzt miterleben und nichts verpassen.« Die wird sich bestimmt auch ohne Mitschrift später an alles erinnern können. Insgesamt war die Atmosphäre friedlich und kooperativ. Und am Ende haben alle einander umarmt.

Haben auch die Zeitzeugen selbst von dieser Begegnung profitiert?
Auf jeden Fall! Einsamkeit ist ein großes Thema im Alter. Es tut den älteren Leuten daher gut, dass sich jemand so sehr für ihre

Lebenserfahrungen interessiert. Außerdem denken viele der Überlebenden: »Bald leben wir nicht mehr. Wir wollen aber, dass die Erinnerung weiterlebt« – und das ist ein zutiefst jüdischer Gedanke.

Rabbiner Andrew Steiman arbeitet zusammen mit einer
evangelischen Pfarrerin und einem katholischen Diakon als
Seelsorger in der Altenwohnanlage und dem Pflegeheim der
Budge-Stiftung.

Austausch

Der andere Blick

Petra Pau und Jenny Havemann sprachen im Gemeindezentrum über ihre Wahrnehmung der Länder Deutschland und Israel

von Nora Niemann  24.03.2025

Schwäbische Alb

Erinnerung sucht Nachfolger

Ehrenamtliche rekonstruieren in großer Fleißarbeit jüdische Geschichte. Doch wer kümmert sich darum, wenn sie es nicht mehr schaffen?

von Valentin Schmid  23.03.2025

Porträt der Woche

Der unbeirrbare Maler

Amnon David Ar folgt mit Disziplin und Leidenschaft seiner Kunst

von Alicia Rust  23.03.2025

Nachruf

»Du fehlst schon heute«

Peggy Parnass war Gerichtsreporterin, Journalistin und Künstlerin. Unsere Autorin Sharon Adler nimmt Abschied von ihrer langjährigen Freundin. Ein letzter Brief

von Sharon Adler  21.03.2025

Prenzlauer Berg

Veras Stein

Das neue Buch von »Welt am Sonntag«-Chefredakteur Jacques Schuster erzählt Geschichten von Menschen, die auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee beerdigt sind. Ein exklusiver Vorabdruck

von Jacques Schuster  21.03.2025

Leserbriefe

»Es gibt uns, nichtjüdische Deutsche, die trauern und mitfühlen«

Nach der Sonderausgabe zum Schicksal der Familie Bibas haben uns zahlreiche Zuschriften von Lesern erreicht. Eine Auswahl

 20.03.2025

Medien

Gil Ofarims Anwälte sollen ihn »zum Geständnis geprügelt haben«

Lange hatte der Musiker zum Verleumdungs-Prozess gegen ihn geschwiegen. Jetzt erwecken seine Anwälte den Eindruck, dass Ofarim nur aus einer Not heraus gestanden hat

 20.03.2025

Jewrovision

Vereint in Vorfreude

Mehrere Hundert Jugendliche nehmen am Songcontest in Dortmund teil. Wie nutzen sie die Zeit bis Juni? Wir haben uns umgehört

von Christine Schmitt  20.03.2025

Bildung

Judentum in die Schule - Neue Online-Plattform für Lehrkräfte

Warum verkleidet man sich an Purim? Und was feiern Juden an Pessach? Ein neues Online-Angebot des Jüdischen Museums Berlin bietet Lehrern und Schülern Wissenswertes zu jüdischer Geschichte und Kultur

von Nina Schmedding  20.03.2025