Herr Brinkmann, Sie gelten als FußballLegende, man nannte Sie »weißer Brasilianer« und »Trinkmann«, Sie waren im Dschungelcamp. Nun sollen Sie die deutschen Fußballer bei der Maccabiah in Israel zum Titel führen. Wie wurden Sie von dem Team aufgenommen?
(Lacht). Mit Ferndiagnosen muss man vorsichtig sein. Das sollen die Makkabäer mal schön selbst beantworten. Aber zu meinem Ruf muss gesagt werden: Das entstand, weil ich mit 19 Jahren mal auf dem Anrufbeantworter hatte: »Bin bis fünf Uhr in meiner Stammkneipe zu erreichen.« Ich gehörte aber in jedem Klub zu den Spielern, die am wenigsten getrunken haben. Ich habe nie geraucht. Zwei-, dreimal im Jahr habe ich gefeiert, dann allerdings hätte ich es fast in die 20-Uhr-Nachrichten geschafft. Dass ich Spuren hinterlassen habe im Fußball, ist mir bewusst. Und es ist erst einmal nicht so wichtig, was die Leute sagen, wenn du in den Klub kommst, sondern was sie sagen, wenn du mal gehst. Vielleicht so etwas wie: Schön, dass du da warst.
Viele waren von Ihrer Berufung überrascht. Wie sind Sie zu Makkabi Deutschland gekommen?
Ich habe viele Angebote gehabt, Mannschaften zu trainieren, in der dritten und auch in der zweiten Liga. Bei diesem Angebot allerdings musste ich nicht lange überlegen. Denn ich bin seit Jahren mit der Hans-Rosenthal-Stiftung in Kontakt. Für mich ist das ein Geschenk: Der jüdische Staat bringt zu diesem Ereignis mehr als 11.000 Sportler nach Israel. Und ich darf daran teilnehmen. Da gibt es Schlimmeres. Ich kenne nichts Vergleichbares.
Makkabi-Chef Alon Meyer sagte, Sie sollen in ganz Deutschland nach Talenten suchen. Wie werden Sie das machen?
Ende des Monats findet in Duisburg der erste Lehrgang statt. Ich habe ein sehr gutes Team um mich herum, aber wir müssen bis 2025 stetig nochmal scouten, diese Zeit brauchen wir schon noch, um das bestmögliche Team zusammenzustellen. Das läuft natürlich bereits im Hintergrund. Die Jungs vom Stab sind schon einige Jahre dabei und wissen ganz genau, wer wo spielt und jetzt von der Jugend aufgrund des Alters infrage kommt. Das arbeiten wir gerade ab, und ja, da gibt es jetzt ganz zeitnah einige Treffen mit Spielern.
Wie zuversichtlich sind Sie, eine schlagkräftige Truppe zu schmieden?
Sehr, sehr zuversichtlich. Und das ist vor allem eine schöne Aufgabe. Israel näher kennenzulernen, dieses innovative und aufregende Land mit den meisten Start-ups, da gibt es viel zu entdecken. Und Spiele in Jerusalem, in dieser magischen Stadt, all das ist doch schon ein Erlebnis, das wird emotional sehr besonders. Zugleich steht auch fest: Natürlich wollen wir Spiele gewinnen, so viele wie möglich – wir wollen sehr weit kommen in diesem Turnier!
Mit dem Fußballtrainer von Makkabi Deutschland und Ex-Profi von Eintracht Frankfurt sprach Helmut Kuhn.