Berlin

»Ich hasse es, zu verlieren«

Muli Katzurin: bekannt für klare Ansagen am Spielfeldrand Foto: imago

Berlin

»Ich hasse es, zu verlieren«

Alba Berlin: Der israelische Erfolgs-Coach Muli Katzurin trainiert den Basketball-Bundesligisten – die ersten Spiele hat er gewonnen

von Lukas Hermsmeier  31.01.2011 20:29 Uhr

Sein Arm wirbelt durch die Luft. Mit der Handfläche von rechts nach links, bestimmt zehnmal schnell hintereinander. Wenn der Gegner am Ball ist, lautet das Kommando Attacke. Abwarten gilt nicht. So peitscht Muli Katzurin sein Team nach vorne. Am Ende ist die Ungedulds-Taktik von Erfolg gekrönt. 68:65 steht auf der Anzeigetafel, Alba Berlin hat das Europacupspiel gegen Panellinios Athen gewonnen. Es war Muli Katzurins erstes Spiel als Trainer in Berlin.

Vertrag Abwarten, das ist eben nichts für Muli Katzurin. Es ist gerade mal sechs Monate her, da unterschrieb der 56-Jährige beim israelischen Basketballverband einen Fünfjahresvertrag. Als Sportdirektor sollte er das Nationalteam zur internationalen Klasse führen und ein neues Jugendkonzept erarbeiten. Fünf Jahre, das ist im Profisport eine Ewigkeit. Doch als das Angebot von Alba kam, zögerte der Israeli nicht lang. Auch, weil er in dem halben Jahr gemerkt hatte, dass er »immer noch lieber in der Halle steht, als in einem Büro zu sitzen«.

Es gehört viel Mut dazu, einen Fünfjahresvertrag gegen einen Fünfmonatsvertrag zu tauschen. Doch ein Draufgänger, das ist Katzurin kaum. Weder am Spielfeldrand, noch im Büro sind seine Entscheidungen unüberlegt.

In einer Zeit, wo langfristige Kontrakte in wenigen Minuten dahinschmelzen, sobald Geldkoffer aufgemacht werden, sind die Akteure besonders darum bemüht, Treue vorzugeben. Katzurin ist das nicht. Im Gegenteil: »Ein Vertrag ist nur ein Stück Papier. Wenn du deinen Job machst, darfst du bleiben. Wenn nicht, musst du gehen. Auch mit laufendem Vertrag«, sagt er. Dreist, optimistisch oder einfach nur ehrlich? Es ist wohl die Erfahrung aus seiner fast 30-jährigen Trainerkarriere, die Katzurin zu solchen Sätzen treibt.

Karriere Schon mit 23 Jahren beginnt Muli Katzurin seine Karriere am Spielfeldrand. Als Assistenzcoach bei Hapoel Tel Aviv, in seiner Heimatstadt. Für die Profikarriere, das merkt er schnell, reicht das Talent nicht. Vier Jahre später ist Katzurin das erste Mal Chef, bei Maccabi South Tel Aviv.

Einen Namen in der internationalen Basketball-Szene macht sich der aufstrebende Coach, als er mit Maccabi Tel Aviv 1993 und 1994 die Meisterschaft holt. 1997 folgt die vorzeitige Krönung der Blitzkarriere: Katzurin wird Israels Nationaltrainer. Sein schnelles, flexibles Offensivspiel ist gefürchtet. Seine Art, Mannschaften zu führen auch. »Ich schaue nicht auf Namen«, sagt Katzurin. Pünktlichkeit und Disziplin, das fordert er von seinen Spielern. »Das Training ist schnell vorbei, aber intensiv.« So beschreibt es Albas Spielmacher Hollis Price.

»Ich hasse es zu verlieren«, sagt der Israeli. Doch sobald Katzurin gewinnt, scheint der Reiz verflogen. Ob in Israel, Polen oder später in Tschechien – Katzurin sammelt Titel und ist schnell wieder verschwunden. Zwischendurch versucht er sich als TV-Kommentator. Jetzt also ist Katzurin in der deutschen Hauptstadt, Alba ist seine 14. Trainerstation. Für Manager Marco Baldi war er der Wunschkandidat. Fünf Monate hat Katzurin Zeit, um eine verunsicherte, instabile Mannschaft zu maximalen Erfolgen zu führen.

Handschrift Sein Auftakt bei Alba war vielversprechend. Die zwei Spiele gegen Athen und Trier wurden gewonnen. Bei der Premiere in der vergangenen Woche war die Stimmung in der O2-World so gut wie lange nicht mehr. 8.871 Fans sahen offensiven, etwas unkontrollierten, Basketball ihrer Mannschaft. Und sie sahen zu, wie der Mann mit dem Anzug und den akkurat geschnittenen Haaren ihr Team ununterbrochen zu mehr Mut antrieb. Als könne er es gar nicht abwarten, seine Handschrift im Spiel zu sehen.

Eine Wohnung hat Katzurin noch nicht, er wohnt im Hotel. Vom Platzhalter und Übergangstrainer ist schon die Rede. Sollte Alba am Ende mit leeren Händen dastehen, würde der Trainer wohl tatsächlich gehen müssen. Und wer weiß, vielleicht würde Katzurin auch bei einem erfolgreichen Abschneiden sagen: Danke, ich hab den Titel, tschüss. Es würde passen.

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025

Feiertage

Hymne auf die Freiheit

Der Alexander-Moksel-Kindergarten führte im Gemeindezentrum ein Pessach-Musical auf

von Vivian Rosen  17.04.2025

Berlin

Mazze als Mizwa

Das Projekt »Mitzvah Day« unterstützt die Berliner Tafel mit einer Lebensmittel-Spende

von Katrin Richter  17.04.2025

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025