Gespräch

»Ich bin bestens vernetzt«

Sarah Singer über ihr Amt als KKL-Präsidentin, Umweltschutz und Politik

von Christine Schmitt  23.03.2015 18:11 Uhr

»Unsere Projekte sind auch für die deutsch-israelischen Beziehungen bedeutend«: Sarah Singer Foto: Uwe Steinert

Sarah Singer über ihr Amt als KKL-Präsidentin, Umweltschutz und Politik

von Christine Schmitt  23.03.2015 18:11 Uhr

Frau Singer, Sie sind gerade zur Präsidentin des Jüdischen Nationalfonds (JNF-KKL) Deutschland gewählt worden, aber sind schon seit 2000 dabei. Ändert sich jetzt etwas für Sie?
Ja. Die Verantwortung wächst, und ich liebe es, sie zu übernehmen. Das habe ich schon immer gerne gemacht. Es ist für mich auch etwas ganz Besonderes. Ich spüre, dass nun meine beiden Seiten – deutsch einerseits, jüdisch andererseits – zusammengewachsen sind und ich jetzt eine stolze deutsche Jüdin bin. Und mit diesem Selbstverständnis werde ich das Amt ausfüllen.

Sie sind in verschiedenen Gremien aktiv. Mussten Sie eine Aufgabe abgeben?
Nein. Meine Engagements bei der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und für den JNF-KKL passen wunderbar zusammen, da ich die Themen Soziales und Umwelt vereine. Beide haben viel miteinander zu tun und können voneinander profitieren. Wer eine Verantwortung für die Umwelt übernehmen will, muss auch ein soziales Gewissen haben.

Wie würden Sie Ihre Aufgabe beschreiben?
Ich bin eine Vermittlerin zwischen Deutschland und Israel in den Fällen, die nicht so im Medienmittelpunkt stehen.

Was reizt Sie besonders daran?
Genau das. Dass ich die Themen zusammenfügen kann. Uns gibt es seit 114 Jahren, und wir haben Beachtliches geleistet. Als älteste und größte Umweltschutzorganisation haben wir mehr als 260 Millionen Bäume gepflanzt, 200 Wasserreservoire gebaut, Parks und Naherholungsgebiete angelegt. Mir persönlich liegen dabei die Projekte besonders am Herzen, die direkt etwas für die Menschen schaffen, wie beispielsweise ein therapeutischer Heilkräutergarten für behinderte Kinder und junge Erwachsene im Aleh-Dorf im Negev. Und auf solche Projekte werde ich mich konzentrieren.

Haben Sie ein neues, anderes Konzept als Ihr Amtsvorgänger Beni Bloch?

Ich arbeite seit langer Zeit mit Beni Bloch sowohl im JNF-KKL als auch in der ZWST zusammen. Wir schätzen uns sehr, sind miteinander befreundet und können lebhaft über alles diskutieren. Und sicher ist es nicht einfach, jemanden in einem Amt zu folgen, der es mit einer solchen Präsenz ausgefüllt hat, wie es Beni Bloch beim Jüdischen Nationalfonds über viele Jahre getan hat.

Die Eigentumsrechte des Jüdischen Nationalfonds an Grund und Boden sind in Israel ein immerwährendes Streitthema. Wie können Sie das diplomatisch kommunizieren?
Das ist eine Frage, die Sie an Efi Stenzler, den Weltpräsidenten des KKL, richten müssen. Tatsächlich ist es kompliziert und die Gerichte werden darüber zu entscheiden haben.

Sie vertreten den KKL in Deutschland. Werden seine Anliegen Umweltschutz, Wassernot, Bewaldungsprogramm Ihrer Meinung nach in Deutschland genügend wahrgenommen?
Über Israel wird viel berichtet, aber mit anderen Schwerpunkten. Mit positiven Geschichten in die Medien zu kommen, ist schwierig. Umso mehr weise ich immer und immer wieder darauf hin, dass da aus dem Nichts ein Land aufgebaut worden ist und die Menschen schauen sollten, wie schön es ist. Das tut der Jüdische Nationalfonds, nur es müsste umfangreicher von den Medien aufgegriffen werden. Grund genug gibt es dafür, denn unsere Projekte beziehen sich nicht nur auf den Umweltschutz, sondern haben auch für die deutsch-israelischen Beziehungen eine wichtige Bedeutung.

Gibt es Unterstützung von Politikern?
Ja, wir erhalten Unterstützung aus der Politik, und das freut uns sehr. So ist beispielsweise der »Wald der deutschen Länder« immer weiter gewachsen, weil sich Ministerpräsidenten dafür eingesetzt haben. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits einen Baum in einem KKL-Wald gepflanzt, und Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat jüngst unser greenXchange-Austauschprogramm gelobt.

Sie haben durch Ihre Aktivitäten in jüdischen Organisationen gute Kontakte. Wie wollen oder können Sie diese für die Aufgaben des KKL einbinden?
Die Arbeit in Wohltätigkeitsorganisationen hat immer etwas mit Netzwerken zu tun, und ich bin bestens vernetzt. Aktuelles Beispiel ist die Festveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel am kommenden Sonntag im Berliner Gemeindehaus, die in Kooperation mit der DIG und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin stattfindet. Wir sind alle eine Familie und arbeiten an einer gemeinsamen Sache, nämlich den deutsch-jüdischen Dialog zu stärken und etwas für Israel zu tun.

Berühmtes Aushängeschild von KKL sind die Sammeldosen. Wie stabil ist die Spendenbereitschaft in Deutschland?
Seit 114 Jahren steht die blaue Büchse für den JNF-KKL. Und wir stehen im Wettbewerb mit anderen Organisationen. Doch Wettbewerb belebt auch das Geschäft und spornt uns an, die Menschen mit und von unseren Projekten zu überzeugen.

Immer wieder vernichten Brandkatastrophen schon Erreichtes wieder, wie etwa das Feuer auf dem Carmel. Wie sieht es dort mit der Wiederaufforstung aus?
Das Feuer im Dezember 2010 war eine große Katastrophe. Es dauert, bis sich die Natur erholt. Doch wir tun alles, um sie dabei zu unterstützen. Die KKL-Förster auf dem Carmel, aber auch mehr als 20.000 freiwillige Helfer in unserem »Förster für einen Tag«-Programm unterstützen uns dabei.

Gibt es bestimmte Projekte – außer dem Wald deutscher Länder –, den speziell KKL-Deutschland fördert?
Ja. Beispielsweise eine ökologische Akademie im Kibbuz Neot Smadar, ein Wasserreservoir im Kibbuz Yahel, die Gartenrestaurierung im Madatec-Museum in Haifa und viele mehr. Sie finden sie unter www.jnf-kkl.de.

Was wünschen Sie sich, in Ihrer Amtszeit zu erreichen?
Ich habe eine Menge vor, und ich werde nicht locker lassen, bis ich alles geschafft habe. Dazu gehört, unsere Projekte bekannter zu machen, Umwelt- und soziale Themen miteinander zu verknüpfen, noch mehr Spenden einzusammeln und den deutsch-israelischen Dialog zu fördern.

Mit der neuen Präsidenten des Jüdischen Nationalfonds Keren Kayemeth LeIsrael sprach Christine Schmitt.

Sarah Singer ist die erste Frau, die zur Präsidentin des JNF-KKL in Deutschland gewählt wurde. Sie wurde 1958 in Berlin geboren, ihre Eltern stammten aus Litauen und Polen. Gegen den Einspruch ihrer Eltern ließ sich Sarah Singer nach dem Abitur zur Goldschmiedin, Schmuckdesignerin und Gemmologin (Edelsteinprüferin) ausbilden. Sie legte ihre Meisterprüfung und ihren Master ab. In den USA setzte sie ihre Ausbildung fort. Sie kehrte nach Berlin zurück, heiratete, bekam zwei Söhne und arbeitete im Juweliergeschäft ihrer Eltern. Von 1997 bis 2001 war sie Sozialdezernentin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, wofür sie später mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Sie engagiert sich in mehreren Organisationen ehrenamtlich. »Ich bin ein Workaholic«, sagt sie über sich.
Im KKL-Präsidium wird sie von Jaffa Flohr, Marc Grünbaum, Nathan Jagoda und Ayala Nagel, Beni Bloch (Schatzmeister), Imrich Donath (Schriftführer), Mirko Freitag und Zipi Roitman unterstützt, Ehrenmitglieder sind Wolfgang Nossen und Amnon Orbach.

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