Für besondere Verdienste im christlich-jüdischen Dialog erhält die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (99) am Sonntag die Jeanette-Wolff-Medaille. Die Auszeichnung wird ihr im Rahmen der Eröffnungsfeier der Berliner »Woche der Brüderlichkeit« verliehen, wie die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Berlin am Montag mitteilte. Bis Dezember sind zahlreiche Veranstaltungen geplant.
Bei der Festveranstaltung in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche werden unter anderen der Staatssekretär für Europa, Gerry Woop, der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Boris Ronis, die Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christina-Maria Bammel sowie der Weihbischof im Erzbistum Berlin, Matthias Heinrich, sprechen. Den Festvortrag hält die Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum, Anja Siegemund.
Friedländer wurde am 5. November 1921 in Berlin geboren. Während der NS-Zeit tauchte sie im Alter von 21 Jahren unter. Nach 15 Monaten im Untergrund wurde sie im April 1944 verhaftet und nach Theresienstadt verschleppt. Große Teile ihrer Familie, Freunde und Bekannten wurden im Holocaust ermordet. Friedländer emigrierte nach 1945 in die USA und zog 2010 zurück nach Berlin, um jungen Menschen von ihren Erfahrungen zu berichten. Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenbürerin von Berlin.
Die Jeanette-Wolff-Medaille ist benannt nach der Mitgründerin und ehemaligen Jüdischen Vorsitzenden der Berliner GCJZ, Jeanette Wolff (1888-1976). Die SPD-Politikerin hatte einen Großteil ihrer Familie im Holocaust verloren. Die Auszeichnung wird seit 2019 verliehen.
Die GCJZ Berlin ist eine von mehr als 80 derartigen Gesellschaften bundesweit. Sie setzen sich für die Verständigung zwischen Christen und Juden, den Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus sowie für ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen ein. Zentraler Bestandteil ist die »Woche der Brüderlichkeit«. kna