Eine zarte Pflanze hat sich prächtig entwickelt: Im Jahre 2007 fand in Stuttgart der erste Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb statt. 20 Teilnehmer präsentierten im Gemeindesaal der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) vor einer professionellen Jury, wie wichtig die Musik in ihrem Leben ist. Der Wettbewerb wurde über Stuttgart und die Region hinaus bekannt. So wurde er international, und die Teilnehmerzahl wuchs stetig.
Am vergangenen Wochenende ging der 15. Internationale Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb zu Ende. 77 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Deutschland, Israel, der Türkei, Polen, Moldawien, Südafrika, Russland, den USA, der Ukraine und Irland hatten in Videos ihre Wettbewerbsbeiträge einer hochkarätigen Jury präsentiert.
Sponsoren Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten die von zahlreichen Sponsoren gestifteten Preise entgegennehmen. Doch auf Samuel Allan Chapkovski (Violine) aus den USA und Emanuel Gregori Schule (Violoncello) aus Deutschland wartet eine besondere Auszeichnung: der Starviolinist und Lehrer Dmitri Berlinsky lädt die beiden Musiker zu einem Förderaufenthalt an die Universität von Michigan ein.
»Es war ein Vergnügen zu erleben, wie die kleinen Sternchen von einst höchstes Niveau erreicht haben, aber auch, mit welchem Ernst die Kleinen ihren eigenen Weg gehen«, fasst die Initiatorin und Leiterin des Internationalen Karl-Adler-Jugend-Musikwettbewerbs, Margarita Volkova-Mendzelevskaya, ihren Gesamteindruck des Wettbewerbs zusammen.
Die Begeisterung der Teilnehmer für diesen Wettbewerb wird immer größer.
Mit großer Empathie berichtet sie von »musikalisch schnell wachsenden jungen Musikern«. Von Lehrern, die riesiges Interesse zeigen und »sehr interessante Programme« auswählen. Von Eltern, die ihre Kinder fördern, vom Interesse alter und neuer Sponsoren. »Trotz Corona-Regeln wie Lockdown, Ausgangssperre, Online-Unterricht, keine öffentlichen Vorspiele und Konzerte war das Niveau im Wettbewerb noch nie so hoch«, sagt Volkova-Mendzelevskaya.
Talentförderung Es ist ein riesiger Kraftakt, der alljährlich zugunsten der Förderung junger Talente gestemmt wird – aber die Begeisterung aller Teilnehmender wird eher größer. Auch wenn Volkova-Mendzelevskaya einschränkend sagt: »Mehr Online-Veranstaltungen ohne richtige EDV-Unterstützung mache ich nicht«. Immerhin stellten sich die Benutzerportale für das Publikum deutlich klarer dar als im ersten Jahr der Pandemie.
Einen Grand Prix erspielten sich am ersten Wettbewerbstag das Piano-Duo Katharina Hock und Julia Prikhodko. Beide Pianistinnen stammen aus der Region Stuttgart und begeisterten Jury wie Bildschirmpublikum.
Goldpreise Carmen Dilara Bagis (Istanbul), Kolja Hölscher (Stuttgart) und Ofer Stolarov (Israel/Hannover) durften je einen Goldpreis für ihre Vorträge auf dem Klavier entgegennehmen. Den Grand Prix des zweiten Spieltages bekam das Duo Dana Bostedt (Violine, Münster) und Iva Zurbo (Klavier, Münster). Für eine Goldbenotung und zugleich einen Soloauftritt mit dem Kammerorchester Nigun hat sich Fryderyk Midor aus Katowice/Polen qualifiziert. Drei weitere Goldpreise gingen an Samuel Allan Chapkovski (Violine, Philadelphia), Leo Esselson (Violine, Karlsruhe) und Valentin Niederer (Flügelhorn, Oberboihingen).
Alle Videobeiträge sind bei YouTube eingestellt. Musikalische Literatur von Johann Sebastian Bach über die Wiener Klassik bis zu Romantik und Moderne werden präsentiert. Wer die Beiträge anschaut, erlebt die Bandbreite der Teilnehmer von den Kleinsten bis zu denen, deren Professionalität auch die Jury andere Wettbewerbe überzeugte. »Der Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb ist ein wichtiger Teil der musikalischen Entwicklung unserer Teilnehmer, und auch die hochprofessionelle Jury trägt mit ihren fördernden Kommentaren dazu bei«, sagt Volkova-Mendzelevskaya.
Und trotzdem wünschen wohl die meisten trotz eines bestens ausgebauten digitalen Netzwerkes nichts sehnlicher, als sich im kommenden Jahr live in Stuttgart zu begegnen.