Regen, Regen und nochmals Regen. Die Lage in den Hochwassergebieten ist kritisch, aufgeweichte Deiche beunruhigen Einsatzkräfte und auch Anwohner, die teilweise aus ihren Häusern und Wohnungen evakuiert werden müssen. Der Deutsche Wetterdienst hat seine Warnungen aktualisiert: Bis Samstag soll der Dauerregen anhalten.
Auch in Oldenburg machen sich Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Sorgen, denn der Neue Jüdische Friedhof könnte – wenn der Regen weiter anhält – in den nächsten Tagen unter Wasser stehen. »Aufgrund der hohen Wasserstände sind im Augenblick Bestattungen auf dem Neuen Jüdischen Friedhof nicht möglich. Der Friedhof kann zurzeit noch betreten werden«, teilt Katharina Bode vom Pressebüro der Stadt Oldenburg auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen mit.
»Wir hoffen, dass die eigentlichen Deiche in Oldenburg-Bümmerstede halten werden.«
»Momentan kommen wir gar nicht dorthin, weil alle Straße drumherum abgesperrt sind«, sagt Elisabeth Schlesinger, die frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg. Ein provisorisch errichteter Deich verlaufe so, dass er den Friedhof nicht schützen würde. »Wir hoffen, dass die eigentlichen Deiche in Oldenburg-Bümmerstede halten werden.« Allerdings stimme der Wetterbericht nicht gerade optimistisch.
Nun ist auch noch ein Todesfall eingetreten. Bis zum 11. Januar seien aber keine Bestattungen auf dem gesamten Friedhofsareal in Oldenburg-Bümmerstede an der Sandkruger Straße möglich, hat Schlesinger erfahren. »Auf dem alten jüdischen Friedhof in Oldenburg-Osternburg gibt es keine freien Grabplätze mehr«, erläutert Schlesinger. »Wir werden in dieser Ausnahme-Situation mithilfe des Bestattungsinstitutes, in dem wir die rituellen Totenwaschungen und Einkleidungen vornehmen, eine überbrückende Lösung finden. Wir haben seit Jahrzehnten eine gute Kooperation und unsere ehrenamtliche Chewra Kadischa funktioniert zuverlässig.«
Die Synagoge ist von dem Hochwasser nicht betroffen, sie steht sicher im Zentrum.
Der Neue Jüdische Friedhof liegt etwa 5,5 Kilometer von der Stadtmitte entfernt im Ortsteil Bümmerstede. Bis zur Eröffnung dieses Friedhofes am 9. November 2000 wurden Beisetzungen auf dem alten Friedhof in der Dedestraße vorgenommen. Die Synagoge ist von dem Hochwasser nicht betroffen, sie steht sicher im Zentrum.
Doch was passiert, wenn es tatsächlich zu einer Überflutung des Friedhofs kommen würde? Eine Antwort weiß Rabbiner Netanel Olhoeft, der in Oldenburg amtiert: »Im Jerusalemer Talmud, Massechet Schekalim, steht, dass Grabsteine, die durch Regen Schaden genommen haben, wieder instand gesetzt werden müssen. Dies dient einerseits dem halachischen Zweck, die Gräber weiterhin zu markieren, damit Kohanim sich nicht dorthin begeben, andererseits geschieht dies aber auch um der Würde der Toten willen.«