Sie ist seit sechs Jahrzehnten dabei. Kurz nachdem die WIZO Deutschland sich 1960 nach der Schoa wieder gründete, stieß Esther Sharell zu der Frankfurter Gruppe der zionistischen Frauenorganisation. Ein Jahr zuvor kam sie mit ihrem Mann aus Israel nach Deutschland, um ihre Eltern zu besuchen – und blieb.
Freude »Ich habe mein ganzes Leben sehr große Freude an der WIZO gehabt«, sagt die langjährige Schatzmeisterin der WIZO Deutschland. Am vergangenen Sonntag nahm sie an der Feier zum 100. Jahrestag der Gründung der Women’s International Zionist Organisation teil. Rund 100 Gäste begingen bei sommerlichem Wetter im Garten des Kempinski Hotel Gravenbruch bei Frankfurt den runden Geburtstag der WIZO.
»Ich kenne kaum eine Organisation, die verdientermaßen solche Sympathiewerte hat.«
ZR-Präsidiumsmitglied Harry Schnabel
Zu der von DJ Sivan Neuman musikalisch untermalten Feier erschienen zahlreiche Vorstandsmitglieder der WIZO Deutschland sowie Vertreterinnen regio-naler WIZO-Gruppen. Auch die Ehrenpräsidentinnen Rachel Singer und Diana Schnabel waren anwesend. Freunde und Unterstützer der Frauenorganisation vervollständigten die Festgesellschaft, die sich coronakonform mit Ellenbogengruß begegnete. Die Entscheidung, zu der Feier einzuladen, sei erst drei Wochen zuvor gefallen, sagt Nicole Faktor, Präsidentin von WIZO Deutschland. Die Resonanz sei »super« gewesen. »So muss man in Corona-Zeiten agieren«, betont Faktor.
ehrenamt Unter den Gästen war Harry Schnabel, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland. Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen würdigt er das Engagement der WIZO-Frauen, »um Gutes zu tun, in Israel und auch hier«. Die WIZO sei ein Vorbild, wenn es um ehrenamtlichen Einsatz gehe. »Ich kenne kaum eine Organisation, die verdientermaßen solche Sympathiewerte hat«, sagt Schnabel.
Auch Jutta Josepovici, Leiterin der Sozialabteilung der Frankfurter Gemeinde, gratuliert der WIZO: »Es ist eine Power-Organisation mit Powerfrauen, die Unglaubliches erreicht haben.«
In ihrer Ansprache lobte Nicole Faktor zunächst die Mühe, den Enthusiasmus und den Spirit der WIZO-Frauen bei der kurzfristigen Organisation der Feier. »Es hat sich gelohnt.« Sie kündigte zudem eine deutschsprachige Buchpublikation zum 100. Jubiläum an, die gegen Jahresende erscheinen soll.
Basar Die WIZO-Präsidentin bedauerte, dass der Frankfurter WIZO-Basar dieses Jahr nicht stattfinden kann. Auch die für August geplante Veranstaltung »One Night for Children« wurde wegen der geltenden Corona-Bestimmungen abgesagt.
Und wie es bei einem 100. Geburtstag nicht fehlen darf, würdigte Faktor die Ko-Gründerinnen der WIZO, Edith Eder (1874–1944), Rebecca Sieff (1890–1966) und Vera Weizmann (1881–1966). »Sie haben Wunderbares geleistet. Diese Frauen stehen nach wie vor für Engagement, Einsatz und Zivilcourage«, sagte Nicole Faktor.
Die WIZO-Präsidentin ging auf die schwierige Situation in Israel ein. Die dortigen WIZO-Kindertagesstätten mussten im März wegen der Corona-Pandemie geschlossen werden. Nur einige WIZO-Kitas an Krankenhäusern hätten in der Krise ihren Betrieb aufrechterhalten.
Wegen der Pandemie mussten viele WIZO-Einrichtungen geschlossen werden.
Das brachte Faktor auch auf das Thema häusliche Gewalt. Die Frauenhäuser seien überfüllt. Sehr viele Frauen und Kinder seien in Not geraten. Die WIZO habe in einer ihrer Einrichtungen eine Notunterkunft geschaffen, in der seit Mai 50 Frauen und 70 Kinder untergekommen seien. Faktor stellte überdies die »#WIZOSafety«-Spendenaktion für Opfer häuslicher Gewalt vor. »Wir haben schöne Spenden gesammelt«, sagte sie und rief zu weiteren auf.
Der Überraschungsgast des Abend war niemand Geringeres als Rebecca Sieff. Eine Dame aus Manchester trug eine fiktive Botschaft der ebenfalls aus England stammenden WIZO-Gründungspräsidentin vor. »Ich habe die WIZO nicht allein geschaffen«, hieß es darin, verbunden mit einer Würdigung der Rolle von Edith Eder und Vera Weizmann. Ja, sie sei eine Rebellin gewesen, aber eine Rebellin für die gute Sache. »Diese gute Sache ist nun eure, es ist die WIZO«, hieß es weiter.
Stolz Die fiktive Rebecca Sieff zeigte sich sehr stolz über die heutigen WIZO-Frauen und rief sie zu weiterem Engagement für die Menschen und Israel und Juden in aller Welt auf.
Auch Esther Sharell verfolgte den Vortrag. »Der 100. Geburtstag der WIZO erfüllt mich mit großer Freude und großem Stolz«, sagte die Grande Dame der WIZO Deutschland. Auch die aktuellen Hilfsangebote für Opfer häuslicher Gewalt liegen ihr am Herzen: »In der Beziehung können wir etwas tun.«
Die Arbeit der weltweiten Frauenorganisation sieht Sharell als Eintreten für Gerechtigkeit. »Wir geben ein bisschen davon zurück, was wir bekommen haben.« Sie glaube an Gerechtigkeit, sagt Esther Sharell. Aus langjähriger Erfahrung vermag sie den Anspruch der zionistischen Frauenbewegung in prägnante Worte zu fassen: »Wir sind Frauen, und wir haben, ohne viel nachzudenken, Solidarität mit allen Frauen.«
WIZO Deutschland, IBAN: DE70 5005 0201 0200 3252 21, BIC: HELADEF1822, #WIZOSafety