Margot Friedländer verkörpere als Zeitzeugin »die mahnende Stimme an unser Gewissen, die Erinnerung an den Holocaust und dessen Opfer. Sie bleibt für alle nachfolgenden Generationen auch ein Zeichen dafür, wie wichtig es ist, die Erinnerung zu bewahren«. Dies sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD), am Montag im Roten Rathaus.
Gleich zwei Ehrungen erhielt Margot Friedländer: zum einen das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, zum anderen eine Büste, die von nun an auch für alle Besucher des Roten Rathauses sichtbar ist. Letztere stehe auch dafür, »dass wir Feindlichkeit gegenüber anderen Menschen, Antisemitismus, Rechtsextremismus, Rassismus entschlossen entgegenwirken«, so Giffey.
nazis Obwohl die Nazis Friedländers Mutter und ihren Bruder in Auschwitz ermordeten und sie selbst ins KZ Theresienstadt deportierten, entschied sich Margot Friedländer, aus den USA in ihre Geburtsstadt zurückzukehren. Andere Holocaust-Überlebende wollten nach der Befreiung keinen Fuß mehr in das Land setzen, in dem sie verfolgt wurden. Sie gehört aber zu jenen jüdischen Deutschen, die zurückkehrten. In ihrem Fall geschah dies 2010, als sie 89 Jahre alt war. Sie kam nicht nur, um in Berlin zu sein, der Stadt, die sie trotz allem liebt, sondern um junge Generationen zu warnen.
Für Friedländer ist das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, das Berlins Regierende Bürgermeisterin ihr im Auftrag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag überreichte, nicht die erste Würdigung. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Walther-Rathenau-Preis ausgezeichnet. Zudem ist sie Ehrenbürgerin Berlins und erhielt seit 2009 weitere Würdigungen.
»Wir verneigen uns heute erneut vor der beeindruckenden Lebensleistung und dem ungeheuren Mut unserer Berliner Ehrenbürgerin.«
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey
»Wir verneigen uns heute erneut vor der beeindruckenden Lebensleistung und dem ungeheuren Mut unserer Berliner Ehrenbürgerin«, sagte Franziska Giffey. »In bewundernswerter Weise gibt Margot Friedländer Zeugnis von ihrem Leben, von der Verfolgung im nationalsozialistischen Berlin, vom Schicksal ihrer Familie und vom Holocaust. Bis in ihr einzigartiges Lebensalter von 101 Jahren setzt sie ihre Arbeit fort.«
Was sie tue, sei für sie eine Herzensangelegenheit, so Margot Friedländer. »Wem soll ich danken? Meiner Mutter. Meinen Freunden. Ich bin unendlich gerührt.«
Fügung An diesem Montag war das Bundesverdienstkreuz nur der Anfang. Die Bildhauerin Stephanie von Dallwitz schuf eine Büste von Margot Friedländer in ihrem Atelier, das sich ausgerechnet in der Fasanenstraße 70 befindet, in jenem Haus, in dem sich Margot Bendheim, so Friedländers Geburtsname, einst versteckte. »Eine Fügung«, sagt Stephanie von Dallwitz. Friedländer wurde 1944 von sogenannten Greifern verraten und deportiert.
Erneut steht die zierliche Margot Friedländer neben Giffey, wieder sind alle Kameras auf sie gerichtet, als die Büste präsentiert wird. Giffey betont, die Büste stehe »an einem festen und sichtbaren Platz, um daran zu erinnern, wie besonders und wie einzigartig ihr Leben und Wirken unsere Stadt auch geprägt hat«.
»Und diese Büste steht auch dafür, dass Sie, liebe Margot Friedländer, immer einen besonderen Platz in unseren Herzen haben. Berlin ist Ihnen unendlich dankbar für das, was Sie für unsere Stadt getan haben«, so Giffey.
Margot Friedländers Reaktion nach der Enthüllung der Büste: »Bin ich das? Ich bin erstaunt. Das ist so wunderbar. Ich habe keine Worte. Wirklich.« Es entsteht eine Pause. Die Gäste applaudieren. Ihre Liebe zu Berlin bekräftigt sie immer wieder, so auch am Montag: »Hier bin ich geboren, hier werde ich sterben, hier will ich beerdigt sein.«