Die Zukunft des Nahen Ostens – das war das Thema eines Vortrags am Donnerstagabend in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Bochum. Und dafür hatte Organisator Sascha Hellen einen prominenten Redner gewinnen können: Israels ehemaligen Ministerpräsidenten Ehud Olmert.
Vor rund 300 Gästen führte der frühere deutsche Botschafter in Israel, Rudolf Dreßler, in Olmerts politisches Wirken ein. »Wer bei Google Ehud Olmert eingibt, der erhält in 0,25 Sekunden knapp dreieinhalb Millionen Texte über ihn«, sagte er. Der SPD-Politiker lobte Olmerts Bemühungen, Frieden mit den Palästinensern herbeizuführen.
Palästinenser Entsprechend äußerte sich Olmert dann in seiner Rede: »Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, uns endlich mit den Palästinensern zu einigen.« Nur mit einer Zwei-Staaten-Lösung werde es dauerhaft Frieden geben. Allerdings machte der Ex-Regierungschef auch deutlich, dass der Weg zu einem eigenen palästinensischen Staat nur über direkte Verhandlungen führe. »Es wird keine Abkürzung über die UNO geben!« Pessimistisch stimmte Olmert das neuerliche Bündnis zwischen der Fatah und der terroristischen Hamas, das gestern in Kairo besiegelt wurde.
Optimistischer dagegen äußerte sich Olmert zu einem möglichen Stopp des iranischen Atomprogramms. Dieses stelle bekanntlich eine existenzielle Bedrohung Israels dar. Doch in den vergangenen Jahren habe der jüdische Staat immer wieder bewiesen, dass er die Entwicklung des Programms entscheidend beeinflussen könne. »Sollten wir den Eindruck gewinnen, dass das iranische Atomprogramm unmittelbar vor seiner Fertigstellung steht, sollte der Iran gewiss sein: Alle Optionen liegen auf dem Tisch!« Ein Regime, das immer wieder die Auslöschung Israels fordere, dürfe unter keinen Umständen Atomwaffen besitzen.
Sanktionen Er erinnerte daran, dass ein Atomstaat Iran indes keineswegs für Israel allein ein Problem darstelle, sondern für den gesamten Westen. Deshalb appellierte er zum Abschluss seiner Rede an die Völkergemeinschaft: »Das Problem wird sich nicht von selbst lösen. Beschließt schärfere Sanktionen! Stoppt das iranische Atomprogramm!«
In dem anschließenden Gespräch mit Richard C. Schneider, Leiter des ARD-Studios in Tel Aviv, zeigte sich Olmert zurückhaltender, aber nicht weniger schlagfertig. Auf die Frage, ob Israel als Ultima Ratio tatsächlich einen Präventivschlag gegen iranische Atomanlagen in Betracht ziehe, antwortete er: »Wenn Sie ich wären und ich Sie als Politiker fragen würde, ob Israel einen Präventivschlag plant, würden Sie mir eine ehrliche Antwort geben?«
Auch hier beantwortete Olmert seine Frage kurzerhand selbst. »Falls wir entsprechende Pläne öffentlich bestätigen würden, wären wir blöd. Für den Fall, dass wir keinen Schlag gegen iranische Atomanlagen planten und dies zugeben würde, wären wir noch blöder. Wir bestätigen nichts, und wir dementieren auch nichts.«
protest Die israelische Tageszeitung Yedioth Ahronoth hatte in ihrer Onlineausgabe gemeldet, dass Iraner und Palästinenser im Rahmen der Veranstaltung vor der Gemeinde gegen Ehud Olmerts Rede protestiert hätten.
Auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen bestätigte die Bochumer Polizei, dass es eine angemeldete Demonstration gegeben hat, an der rund 20 Personen teilnahmen. Allerdings fand diese nicht vor der Gemeinde statt, sondern vor dem Bochumer Rathaus.