Während ganz Deutschland am Sonntag Muttertag feierte, beging die Jüdische Galerie in Berlin ihren 20. Geburtstag. Auch symbolisch passen die beiden Anlässe gut zusammen, denn das Ausstellungshaus kümmert sich seit 1993 geradezu fürsorglich vor allem um Künstler aus den ehemaligen GUS-Staaten und ist ihnen bei ihrer Selbstfindung in der neuen Heimat behilflich.
»Uns ist von Anfang an wichtig gewesen, neu zugezogenen sowjetischen Künstlern Hilfe und Unterstützung zu bieten«, erklärt Sabine Reisin, Vertreterin des Integrationsprojektes der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland
ZWST Es war Jossi Vardi, der sich bei der ZWST für die Integration der jüdischen Migranten engagierte, dem es auffiel, dass sich unter den Zugewanderten sehr viele zeitgenössische Künstler befanden. Als Kunstliebhaber begann er, für diese Menschen Treffen, Ausstellungen und Seminare zu organisieren und initiierte schließlich die Gründung einer Galerie in der Oranienburger Straße.
»Anfangs bestand unsere Gruppe aus etwa zehn Leuten«, erinnert sich Michail Schnittmann, der zum Jubiläum vier seiner Bilder mitgebracht hat. »Damals konnten wir uns auf keinen passenden Namen verständigen. Beinahe hätten wir ›Der Davidstern‹ geheißen, doch zum Schluss einigte man sich darauf, es einfach bei ›Die Jüdische Galerie‹ zu belassen.«
Gegenüber von Schnittmanns Bildern hängen zwei große Gemälde seines Kollegen Juri Zurkan. Beide Künstler stammen aus der ukrainischen Urlaubsstadt Odessa. Beide sind sie 1989 in dasselbe Flugzeug eingestiegen, um in Berlin wieder auszusteigen. Schnittmann und Zurkan sind von Anfang an aktive Mitglieder der Jüdischen Galerie gewesen und lernten sich so im Lauf der Zeit viel besser kennen.
Angebote »Wir hatten endlich auf deutschem Boden eine Möglichkeit gefunden, uns häufig zu treffen, uns gegenseitig auszutauschen, ein Publikum für die Bilder zu akquirieren und diese zu verkaufen. So haben wir schließlich auch Angebote von anderen Ausstellungshäusern bekommen. Hier habe ich mich aber immer am meisten zu Hause gefühlt«, berichtet Juri Zurkan.
Mittlerweile befindet sich die Kunsthalle in der Chodowieckistraße in Prenzlauer Berg und zählt über 40 Kunstschaffende, die ihre Werke regelmäßig zur Schau stellen.
»Bei uns bewerben sich heute nicht nur jüdische Künstler«, erläutert die Galeristin des Hauses, Oksana Prizamd. »Wir führen unseren Grundgedanken weiter und bieten auch anderen Talenten, die sich bei uns präsentieren möchten, gern ein Forum.«
Mehr dazu in der kommenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen am 23. Mai
www.juedische-galerie.de