Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, hat sich besorgt gezeigt über den Erfolg von rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen in Deutschland.
Bei Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD) oder bei Bewegungen wie Pegida sei längst deutlich geworden, dass sie nicht nur die Muslime, sondern auch andere Minderheiten ablehnen und Hass gegen sie schüren, sagte Schuster am Sonntag beim Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau vor 71 Jahren. Zu den Minderheiten zählten auch die Juden, sagte der Würzburger: »Wir gehören ganz klar zum Feindbild der Rechtsextremen.«
Werte Trotz aller Sorgen, die die jüdische Gemeinschaft in Deutschland umtrieben, und trotz der jüngsten Wahlergebnisse, gelte es nicht in Resignation zu verfallen. »Die Mehrheit der Gesellschaft verteidigt Werte wie Toleranz und Respekt«, sagte Schuster. »Die Mehrheit lässt sich nicht von brauner Propaganda einwickeln. Die Mehrheit steht an der Seite der jüdischen Gemeinschaft und stellt sich der deutschen Vergangenheit.«
Am 29. April 1945 befreiten US-Truppen rund 32.000 Überlebende des Lagers. Im KZ Dachau und seinen Außenlagern waren rund 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert, mehr als 40.000 wurden dort ermordet.
Flüchtlinge Schuster bekräftigte in seiner Rede auch seine Sorge vor importiertem Antisemitismus durch die größtenteils muslimischen Flüchtlinge. Neben der Vermittlung der Sprache, sei es aus seiner Sicht besonders wichtig, ihnen »vor allem unseren gemeinsamen Wertekanon« näherzubringen. Zu diesem gehöre ganz wesentlich dazu: »Antisemitismus wird in keiner Form geduldet.« Zudem werde Deutschland immer für das Existenzrecht und die Sicherheit Israels eintreten. Dies Menschen zu vermitteln, die häufig in tiefer Feindschaft zu Israel und mit einem fest verwurzelten Antisemitismus groß geworden seien, »ist eine Herausforderung«.
Mit Blick auf die Gedenkstätte in Dachau und den geplanten Ausbau des Museums am Obersalzberg sagte Schuster: »Es ist nichts dagegen zu sagen, auch eine vernünftige Auseinandersetzung mit der Geschichte dieses Ortes zu ermöglichen.« Doch die zu erwartende Steigerung der Kosten für den Obersalzberg erschienen ihm »nur dann akzeptabel, wenn auch Orte wie die Gedenkstätten Dachau und Flossenburg mit mehr Mitteln ausgestattet werden«. epd