Dass im Hebräischen von rechts nach links gelesen wird, weiß jeder der 20 meist jungen Menschen, die sich im Saal der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf zusammengefunden haben. Marianna Levtov von der Jewish Agency For Israel (JAFI) sitzt mit ihnen im Stuhlkreis und hat noch eine überraschende Erkenntnis parat: Auch das Denken funktioniert in Israel manchmal umgekehrt – oder zumindest anders, als es viele Deutsche gewohnt sind. An fünf Abenden sollen die jungen Erwachsenen den israelischen Unternehmergeist kennenlernen: beim Seminar »Leadership, Management und Innovationsdenken«.
Gemeinsam mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und der Jewish Agency hat der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein die Veranstaltungsreihe organisiert. Jugendreferent Gabriel Goldberg berichtet: »Der Vorstand hat zugestimmt, und nachdem wir sofort am Telefon die Termine festgelegt hatten, gab es kein Zurück mehr. Nicht lange nachdenken, sondern machen!«
Dass diese und andere in den israelischen Management-Etagen angewandte Methoden zum Erfolg führen, liest Goldberg an der Entwicklung des jungen Staates ab. »Vor 60 Jahren war Israel ein Entwicklungsland, heute ist es eine der wichtigsten Industrienationen. Die Methoden haben sich bewährt, und wir wollen sie dem Nachwuchs in den Gemeinden mit auf den Weg geben.«
Führung Einer der Teilnehmer ist Michael Masur. Der 21-Jährige steckt noch mitten in seinem Studium der Pharmazie, «aber ich weiß schon, dass ich später in die Industrie gehen möchte«. Der spezielle jüdische Hintergrund in der Leadership-Reihe spiele für ihn zunächst keine Rolle. »Wenn ich mit Menschen arbeiten und sie leiten möchte, wird mir jede Erfahrung in diesem Bereich helfen«, sagt Masur. Einige Plätze weiter im Stuhlkreis sitzt Alexey Zaika. »Ob ich nun meine eigene Firma habe oder für und mit anderen Menschen arbeite: Leadership ist wichtig«, erklärt der 28-Jährige, der sein Studium der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen hat.
Dan Fayutkin, Delegierter der Jewish Agency, fragt in die Runde, warum das Seminar relevant für die berufliche Zukunft sein könnte. Und er gibt die Antwort gleich selbst: «Weil deutsche Firmen ein steigendes Interesse an Israel haben.« Also suchen sie nach Mitarbeitern, die Land, Leute und die Realität vor Ort kennen.
Geschäfte in Israel, erzählt Referent Shmuel Hoffmann von »Israelbonds« den Teilnehmern, liefen nach einem anderen Muster ab als in Deutschland. Die Deutschen seien oft prozessverliebt: »In Israel, aber auch in Amerika ist man ergebnisorientiert. Wenn ich sage, dass ich ein Produkt habe, das deinen Umsatz um 30 Prozent steigert, dann ist die Antwort: ›Super!‹ Der Deutsche fragt erst mal: Warum? Was kostet das?«