Wie schwer ist Luft? 25 Kinder versuchen, Luft zu wiegen. Sachkunde-Unterricht in der 1b der Yitzhak-Rabin-Grundschule. Zwischen Luftballons, Gewichten und Arbeitsblättern ein ungewohnter Gast für die Erstklässler: Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Grüne) besucht an diesem Vormittag die Klasse und informiert sich über Arbeit und Ausgestaltung einer jüdischen Grundschule.
»Die jüdische Gemeinde hatte mir im Sommer letzten Jahres zu meinem Amtsantritt gratuliert, und da mir an einem guten Miteinander gelegen ist, habe ich gerne einem Treffen zugestimmt«, sagt Löhrmann. Zunächst standen der Besuch des Gemeindezentrums und eine Synagogenführung auf dem Programm, dann die Yitzhak-Rabin-Schule – 1993 gegründet und neben der Kölner Lauder-Morijah-Schule die einzige jüdische Grundschule in NRW.
Vielfalt Beim Gang durch das Gebäude erläutert Rektorin Natascha Dörner das Konzept für die derzeit 150 Kinder, die hier nach den Lehrplänen des Landes NRW unterrichtet werden und zudem die jüdische Religion und Identität vermittelt bekommen. Zwischenstation in einem Klassenraum, der für Hebräischunterricht genutzt wird.
Die Schulministerin schaut sich interessiert die bunte Ausgestaltung mit Buchstaben und Symbolen an. »Hier sieht man, wie der Glaube der Kinder sich widerspiegelt. Ich finde das eine schöne Umgebung, die das besondere Profil dieser Schule deutlich macht.« Sylvia Löhrmann, vor ihrer Zeit in der Landespolitik selbst Lehrerin, lobt die vielfältigen Lernmöglichkeiten vom PC bis hin zu Spielen und Materialien.
In der Anne-Frank-Bibliothek, einem großen Raum mit vielen Fenstern, sitzen die Viertklässler im Kreis. Mit ihrem Religionslehrer Jehonathan Grünfeld, der seit vergangenem Jahr auch stellvertretender Schulleiter ist, haben sie eine Schabbatfeier vorbereitet. Mit roten Wangen begleitet der neunjährige Michael Marinin auswendig die Lieder am Elektroklavier.
Die Kinder singen eifrig mit und beantworten dann die Fragen ihres Lehrers nach Leben und Zielen Yitzhak Rabins, des Namensgebers der Schule. »Ist es schwer, Schulministerin zu sein?«, fragt ein Mädchen noch, dann gibt es einen Blumenstrauß für die Politikerin, und die Kinder ziehen von dannen, um ihre Schabbatfeier fortzusetzen.
Möglichkeiten Im anschließenden Gespräch mit Vertretern der Gemeinde und des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Nordrhein ist es ein wichtiges Thema, ob es möglich sei, einen jüdischen Zweig an einem bestehenden Düsseldorfer Gymnasium einzurichten.
»So könnten wir die jüdische Erziehung auf einem hohen Niveau weiterführen und hätten dennoch nicht die Wahnsinnskosten, die ein eigenes Gymnasium mit sich brächte«, erläutert Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Die Ministerin sagt, sie wolle die Idee, die neu wäre für Deutschland, prüfen lassen.