Die aus Eisenach stammende jüdische NS-Zeitzeugin Avital Ben-Chorin ist im Alter von 94 Jahren verstorben. Wie ihr Sohn, der Rabbiner von St. Gallen in der Schweiz, Tovia Ben-Chorin, am Sonntag im Auftrag der Familie mitteilte, starb sie bereits am Freitagabend.
Sie war die Witwe des deutschsprachigen jüdischen Schriftstellers Schalom Ben-Chorin, der 1999 in Jerusalem gestorben war. Dort soll auch Avital Ben-Chorin beigesetzt werden. Beide standen beispielgebend für den jüdisch-christlichen sowie deutsch-israelischen Dialog.
palästina Die 1923 in Eisenach als Erika Fackenheim geborene Tochter jüdischer Eltern floh als 13-jähriges Mädchen vor den Nationalsozialisten ins damalige Palästina. Der Großteil ihrer Familie wurde in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und ermordet. 1943 heiratete sie den 1913 geborenen Schriftsteller Ben-Chorin, der zum Mentor der christlich-jüdischen Aussöhnung wurde.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) reagierte mit tiefer Trauer auf die Todesnachricht: »Der Freistaat Thüringen hat Avital Ben-Chorin viel zu verdanken. Dem Tod in den Vernichtungslagern der Nazis durch Auswanderung nach Palästina 1936 entronnen, hat sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Schalom Ben-Chorin um die deutsch-israelische Aussöhnung verdient gemacht.« Sie habe Pionierarbeit im deutsch-israelischen Jugendaustausch geleistet und eine enge Verbindung zum Freistaat Thüringen gepflegt. Ramelow nannte die Verstorbene eine »gute Freundin und wunderbare Botschafterin Thüringens in Israel«. epd