Der geplante Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg soll 2023 beginnen. Er hoffe, dass 85 Jahre nach der Pogromnacht vom November 1938 der Grundstein gelegt werden kann, sagte am Montag der Berliner SPD-Fraktionschef Raed Saleh.
Er ist Initiator des Wiederaufbaus der einstmals größten orthodoxen Synagoge in Berlin, das in der Pogromnacht schwer beschädigt wurde.
KURATORIUM Im Sommer 2018 hatte sich dafür der Förderverein »Jüdisches Zentrum Synagoge Berlin e.V.« gegründet. Am Montag trat das eigens berufene Kuratorium zu seiner ersten Sitzung zusammen.
Die Gesamtkosten von 30 Millionen Euro sollen durch Spenden und Lottomittel kommen.
Dem 20-köpfigen Gremium gehören unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), Linken-Politiker Gregor Gysi, Verlegerin Friede Springer, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, die Ex-Piraten- und heutige Grünen-Politikerin Marina Weisband und der Chef der Alba Group, Eric Schweitzer, an.
Das Kuratorium soll den Wiederaufbauprozess begleiten und unterstützen, sagte Saleh. Die veranschlagten Gesamtkosten von 30 Millionen Euro will der SPD-Politiker durch Spenden und Lottomittel einwerben, unter anderem von Stiftungen und Unternehmen. Zudem erhofft er sich vom Land Berlin zwei Millionen Euro als Starthilfe für die Planungskosten.
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SENAT Er freue sich sehr über diese Initiative, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Müller. Auch der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Joffe, begrüßte das Projekt und nannte es ein Vorbild für den Umgang mit jüdischem Leben in Berlin. Joffe betonte aber auch, das Projekt dürfe vonseiten des Berliner Senats finanziell nicht zu Lasten der Jüdischen Gemeinde gehen, die unter anderem plane, eine Jüdische Sekundarschule in Berlin-Mitte zu eröffnen.
»Jüdisches Leben ist Teil unserer Leitkultur und gehört zur DNA Deutschlands und Berlins«, sagte Saleh. Dieses jüdische Leben habe zwischen 1933 und 1945 einen Bruch durch die Nazis erlebt. »Deshalb müssen wir Synagogen wiederaufbauen. Wer baut, der bleibt«, sagte Saleh.
Gerade die Synagoge Fraenkelufer an der Schnittstelle zwischen Kreuzberg und Neukölln als Multikulti-Stadtteile sei als Ort des Dialoges zwischen den Religionen geeignet, sagte Saleh zudem im RBB-Radio. Viele Moscheegemeinden aus der Gegend hätten bereits angekündigt, nach den Freitagsgebeten dafür zu spenden.
»Jüdisches Leben ist Teil unserer Leitkultur und gehört zur DNA Deutschlands und Berlins.«
ZERSTÖRUNGEN Die zwischen 1913 und 1916 von dem Baumeister der Jüdischen Gemeinde, Alexander Beer, errichtete orthodoxe Synagoge wurde bei den Novemberpogromen vom 9. auf den 10. November 1938 schwer beschädigt.
Nach weiteren Zerstörungen bis 1944 wurde der Sakralbau im Jahr 1958/59 abgerissen. Heute existiert nur noch ein Nebengebäude, das als konservative Synagoge genutzt wird.
Viele Moscheegemeinden haben bereits angekündigt, nach den Freitagsgebeten zu spenden.
Das Grundstück, auf dem die Synagoge einst stand, gehört heute dem Land Berlin. In den 1980er Jahren wurde es zusammen mit den angrenzenden Altbauten von Hausbesetzern okkupiert. Später entstanden daraus legale Mietverhältnisse. Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Hermann (Grüne), gab Saleh deshalb mit auf den Weg, in das Projekt unbedingt die Anwohner einzubeziehen. epd