Mecklenburg-Vorpommern

Grundlage für jüdisches Leben

Wenn wir nur Landesverbände hätten, die so solide arbeiten und erkannt haben, dass der jüdische Kern das Leben in der Synagoge ist, dann wäre die Tätigkeit des Präsidenten des Zentralrats ein Traumberuf.» Das sagte Josef Schuster bei seinem Besuch in Schwerin, und er lobte damit die Arbeit des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern der vergangenen 20 Jahre und vor allem die ihres Vorsitzenden Valerie Bunimov.

Bunimov selbst erinnerte sich bei der Feierstunde in der Landesrabbiner-Holdheim-Straße an den Juni 1996, als er damals zwischen dem Zentralratsvorsitzenden Ignatz Bubis und Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) saß, um erstmals einen Staatsvertrag mit der Landesregierung zu unterzeichnen.

Gemeinden Zu jenem Zeitpunkt lebte der in der Ukraine geborene Valerie Bunimov gerade einmal anderthalb Jahre in Deutschland. Zwei Jahrzehnte später kann der inzwischen 67-Jährige auf ebendiese von Schuster gewürdigte solide Arbeit zurückblicken, zugleich sind in Mecklenburg-Vorpommern zwei jüdische Gemeinden gewachsen, die ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben.

Sowohl die Jüdische Gemeinde Schwerin, gemeinsam mit Wismar, als auch die in Rostock sind in den 90er-Jahren von jüdischen Emigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion neu gegründet worden. Als der erste Staatsvertrag unterzeichnet wurde, lebten im Nordosten etwa 350 Juden, heute sind es rund 1400.

«Dieser Staatsvertrag war sehr wichtig für die jüdische Gemeinschaft», sagt Bunimov, «denn damals hatten wir nichts.» Dieses Nichts bestand aus zwei unsanierten kleinen Häusern am Schweriner Fleischermarkt, die der in der DDR existierenden Jüdischen Landesgemeinde Mecklenburg gehörten. In Rostock gab es für die neue Gemeinde zunächst überhaupt keine Räume. «Heute haben wir in beiden Städten jeweils einen jüdischen Friedhof, in Rostock ein Gemeindezentrum mit Synagoge und in Schwerin eine neue Synagoge», berichtet Bunimov.

Ministerpräsident Erwin Sellering würdigte bei der Feierstunde in der Schweriner Synagoge die «große Leistung bei der Integration der jüdischen Emigranten in Deutschland». Dass vor 20 Jahren erstmals ein Staatsvertrag unterzeichnet wurde, sei Grundlage dafür gewesen, «dass sich in Mecklenburg-Vorpommern wieder jüdisches Leben entfalten konnte».

Bekenntnis Zentralratspräsident Schuster dankte dem Land für die Unterstützung in den vergangenen zwei Jahrzehnten: «Die Landesregierung bekennt sich mit ihrem Engagement klar zum jüdischen Leben. Das wissen wir zu schätzen.»

Zugleich hob Schuster auch die persönlichen Leistungen der Gemeindemitglieder hervor, die ihre Heimat verlassen und in einem fremden Land, mit einer fremden Sprache und Kultur, ein neues Leben begonnen haben, und er sprach die Gemeindemitglieder sehr persönlich an: «Sie haben die Zähne zusammengebissen. Sie haben sich gegenseitig geholfen. Auf den Weg, den Sie in Deutschland zurückgelegt haben, können Sie wahrlich stolz sein.»

Die Feierstunde wurde zum Anlass genommen, den Staatsvertrag für die kommenden fünf Jahre zu erneuern. Bis 2021 erhalten die beiden jüdischen Gemeinden jährlich eine Unterstützung von mehr als 400.000 Euro, die sich mit jedem Jahr um 10.000 Euro erhöht.

Pläne Ministerpräsident Sellering und Verbandsvorsitzender Bunimov unterzeichneten zudem eine Zusatzvereinbarung. Danach wird sich das Land an zwei konkreten Projekten beteiligen. In Rostock möchte die Jüdische Gemeinde ihren Friedhof sanieren und plant den Bau einer Feierhalle. Und in Schwerin soll das ehemalige Rabbinerhaus in direkter Nachbarschaft zur Synagoge zum Gemeindezentrum umgebaut werden.

Nach der Zusage durch das Land rechnet Bunimov damit, dass die Bauarbeiten im Haus am Großen Moor 12 im kommenden Jahr beginnen können. Denn es kommt auch finanzielle Unterstützung von der «Hermann Reemtsma Stiftung» aus Hamburg sowie vom Schweriner Förderverein «Jüdisches Gemeindezentrum».

Und auch Josef Schuster äußerte sich in Schwerin zuversichtlich: Er sei überzeugt, dass der Zentralrat eine Möglichkeit finden werde, «bei der Erweiterung des Schweriner Gemeindezentrums unter die Arme zu greifen».

Oldenburg

Judenfeindliche Schmierereien nahe der Oldenburger Synagoge   

Im vergangenen Jahr wurde die Oldenburger Synagoge Ziel eines Anschlags. Nun meldet eine Passantin eine antisemitische Parole ganz in der Nähe. Die Polizei findet darauf noch mehr Schmierereien

 21.02.2025

Berlin

Wladimir Kaminer verkauft Wohnung über Facebook

Mit seiner Partyreihe »Russendisko« und vielen Büchern wurde Wladimir Kaminer bekannt. Für den Verkauf einer früheren Wohnung braucht er keinen Makler

 20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

Thüringen

Antisemitismus-Beauftragter soll »zeitnah« ernannt werden

Seit Dezember ist der Posten unbesetzt. Dem Gemeindevorsitzenden Schramm ist es wichtig, dass der Nachfolger Zeit mitbringt

 19.02.2025

Weimar

Erlebtes Wissen

Eine Fortbildung für Leiter jüdischer Jugendzentren befasste sich mit der Frage des zeitgemäßen Erinnerns. Unsere Autorin war vor Ort dabei

von Alicia Rust  18.02.2025

Bundestagswahl

Scharfe Worte

Über junge politische Perspektiven diskutierten Vertreter der Jugendorganisation der demokratischen Parteien in der Reihe »Tachles Pur«

von Pascal Beck  18.02.2025

Justiz

Vorbild und Zionist

Eine neue Gedenktafel erinnert an den Richter Joseph Schäler, der bis 1943 stellvertretender IKG-Vorsitzender war

von Luis Gruhler  18.02.2025

Emanzipation

»Die neu erlangte Freiheit währte nur kurz«

Im Münchner Wirtschaftsreferat ist eine Ausstellung über »Jüdische Juristinnen« zu sehen

von Luis Gruhler  18.02.2025

Portät der Woche

Magische Momente

German Nemirovski lehrt Informatik und erforscht den Einsatz Künstlicher Intelligenz

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.02.2025