Das Potsdamer Rabbinerseminar Abraham Geiger Kolleg trauert um seinen Gründungspräsidenten Walter Jacob. Der Rabbiner sei am Sonntag im Alter von 94 Jahren in Pittsburgh (US-Bundesstaat Pennsylvania) gestorben, teilte der Rabbinische Leiter des Abraham Geiger Kollegs, Andreas Nachama, am Montag in Potsdam mit.
Der 1930 in Augsburg in eine Rabbinerfamilie geborene Walter Jacob emigrierte mit seinen Eltern nach der Machtergreifung der Nazis 1933 über England in die USA. Dort war er später mehr als 40 Jahre als Rabbiner in einer jüdischen Gemeinde in Pittsburgh tätig.
Nach seiner Pensionierung kehrte er 1996 nach Deutschland zurück, wo er in München als ehrenamtlicher Rabbiner wirkte. In Zusammenarbeit mit der Union progressiver Juden konzipierte Jacob eine Rabbinerausbildung, die in das 1999 gegründete Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam mündete.
Rabbiner »Made in Germany«
2006 konnte Jacob in Dresden die ersten drei Rabbiner »Made in Germany« ordinieren, heiß es. Seitdem seien weitere 52 weitere Absolventinnen und Absolventen gefolgt.
Das Abraham Geiger Kolleg ist die erste akademische Ausbildungsstätte für jüdische Geistliche in Deutschland nach der Schoa. Dort werden seit 2001 Rabbinerinnen und Rabbiner der liberalen Strömung des Judentums ausgebildet. Später kam auch eine Kantoratsausbildung hinzu.
2022 geriet die Potsdamer Rabbinerausbildung nach Vorwürfen unter anderem des Machtmissbrauchs auf Führungsebene in die Schlagzeilen.
Trägerin ist seit Anfang 2023 die Jüdische Gemeinde zu Berlin. Der Zentralrat der Juden bietet künftig eine Rabbinerausbildung über eine eigene Stiftung an. epd