Nothilfe

Große Hilfsbereitschaft

Zerstörtes Klassenzimmer einer Grundschule in Nowotoschkiwske, Ostukraine Foto: IsraAID Germany e.V.

Die Anteilnahme an dem Leid der Menschen in der Ukraine ist unter Jüdinnen und Juden in Deutschland groß. 45 Prozent der Gemeindemitglieder hierzulande haben Wurzeln in der Ukraine und viele von ihnen müssen aktuell um Angehörige bangen, die in einem Land leben, das vor fast einer Woche über Nacht großflächig zum Kriegsgebiet wurde.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Neben zahllosen Solidaritätsbekundungen jüdischer Organisationen und Einzelpersonen gibt es auch eine kaum überschaubare Zahl konkreter Hilfsmaßnahmen, die sich sowohl an die Juden im Land als auch an die gesamte ukrainische Bevölkerung richten.

AUSTAUSCH Der Zentralrat der Juden in Deutschland befindet sich aktuell im engen Austausch mit der jüdischen Gemeinde der Ukraine und versucht, den Juden vor Ort eine unkomplizierte Einreise ins sichere Deutschland und womöglich eine vereinfachte Einwanderung zu ermöglichen.

»Wir sind derzeit mit der Bundesregierung im intensiven Austausch, wie für die jetzt nach Deutschland kommenden Juden aus der Ukraine das jüdische Zuwanderungsverfahren auch nach ihrer Einreise fortgesetzt oder eingeleitet werden kann«, hieß es in einem in deutscher und russischer Sprache verfassten Brief des Zentralrats an die Gemeindemitglieder.

Für alle, die den in Deutschland ankommenden Flüchtlingen helfen wollen, wurde eine eigene Webseite eingerichtet.

Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) ist mit ihrer Partner-Organisation IsraAID Germany schon seit vielen Jahren in der Ostukraine aktiv. Mit dem Beginn der russischen Invasion hat auch die ZWST ihre Anstrengungen verstärkt, den von Krieg betroffenen Menschen zu helfen.

ZEDAKA »Als Ausdruck jüdischer und internationaler Solidarität sieht die ZWST sich in der Pflicht, im Sinne ihres Leitbildes Zedaka, der jüdischen Gemeinschaft in der Ukraine zur Seite zu stehen«, schrieb die ZWST auf ihrer Webseite, wo auch zu Spenden aufgerufen wird. Für alle, die mit Sachmitteln ­– etwa einer Unterkunft – in Deutschland ankommenden Flüchtlingen helfen wollen, wurde eine eigene Seite eingerichtet. Interessenten können sich dort melden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch die deutsche Vertretung von Keren Hayesod, dessen Aufgabe unter anderem die Erleichterung der Alija für Juden weltweit ist, zeigt sich besorgt um die circa 200.000 Juden in der Ukraine. Zusammen mit der Jewish Agency for Israel arbeite man zurzeit daran, die Einreise ukrainischer Juden nach Israel zu ermöglichen.

Für die unter diesen schwierigen Bedingungen hohen anfallenden Kosten bittet Keren Hayesod um Spenden. »Zu diesem Zeitpunkt, an dem unser aller Sorge wächst, möchte ich Sie bitten, gemeinsam an der Seite der jüdischen Gemeinde in der Ukraine zu stehen«, heißt es in einem offenen Brief der Hilfsorganisation.

ÜBERLEBENDE Ein besonderer Fokus der Hilfsaktionen liegt auf den mehr als 10.000 Überlebenden der Schoa, die in der Ukraine leben. In einem Statement sagte Rüdiger Mahlo, Repräsentant der Claims Conference in Deutschland: »Den Holocaust-Überlebenden in den Kriegsgebieten gilt jetzt unsere große Sorge. Wir arbeiten mit unseren Partnern vor Ort auf Hochtouren, um den Kontakt mit den NS-Überlebenden zu halten und ihnen in dieser traumatisierenden Zeit zur Seite zu stehen. Wir hoffen dabei soweit nötig auf die Unterstützung der Bundesregierung.«

Lukas Welz, Vorsitzender von Amcha Deutschland, einer Organisation, die sich der Unterstützung von Holocaust-Überlebenden verschrieben hat, versucht ebenfalls, die Betroffenen in der Ukraine zu unterstützen. In den Sozialen Medien betont er, wie wichtig dabei die Organisation psychosozialer Betreuung für die Menschen aus den Kriegsgebieten sei. 

Die Düsseldorfer Gemeinde richtete kurz nach dem russischen Einmarsch drei Telefonnummern als Hotline ein.

Auch in den einzelnen jüdischen Gemeinden in Deutschland wird Unterstützung für ukrainische Flüchtlinge organisiert. So richtete etwa die Düsseldorfer Gemeinde bereits wenige Stunden nach dem Beginn des russischen Einmarsches drei Telefonnummern als Hotline ein. Zwei der Nummern führen zur Sozialabteilung der Gemeinde, eine Nummer zur Düsseldorfer jüdischen Telefonseelsorge.

Gedacht sind die Nummern für Menschen mit Fragen zu den Folgen des Krieges, zum Beispiel zur Einreise ukrainischer Familienangehöriger und ihrem Status in Deutschland. »Wir sind in engem Kontakt mit der Stadt Düsseldorf, der kommunalen Ausländerbehörde und den Wohlfahrtsverbänden«, betont Olga Rosow, Leiterin der Sozialabteilung der 7000 mitgliederstarken Gemeinde. Außerdem ruft die Düsseldorfer Gemeinde zu Spenden auf.

FLÜCHTLINGE Derweil hat die Gemeinschaft von Chabad Berlin erste jüdische Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Über den guten Draht, den man zu den Schwestergemeinden in der Ukraine hat, konnten die Flüchtlinge nach Berlin vermittelt werden, erläutert Jana Erdmann, Pressesprecherin des von Chabad in Berlin betriebenen Jüdischen Bildungszentrums.

»Den geflüchteten Menschen geht es den Umständen entsprechend gut. Natürlich sind sie müde und aufgebracht, aber gleichzeitig sind sie einfach froh, es bis hierher geschafft zu haben«, sagte sie der Jüdischen Allgemeinen. In Berlin habe man bisher alle Angekommenen in den Räumen der Gemeinde oder bei Privatpersonen mit zusätzlichen Schlafplätzen unterbringen können. Ergänzend sammelt Chabad Berlin auch Geldspenden, um die jüdischen Gemeinden in der Ukraine zu unterstützen.

Aktuell befinden sich außerdem Busse mit 120 jüdischen Kinder auf dem Weg von Odessa in die deutsche Hauptstadt. Chabad Berlin war an der Organisation der Abreise der Kinder aus einem jüdischen Waisenhaus beteiligt. Dies geschah in enger Abstimmung mit deutschen und ukrainischen Behörden. Auf den Sozialen Medien ruft Chabad nun zum Spenden von Kinderkleidung und Spielzeug sowie weiteren Sachmitteln auf, um für die bald erwartete Ankunft der Kinder gut vorbereitet zu sein.

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Militärseelsorge

Militärrabbiner Ederberg: Offenes Ohr für Soldaten im Norden

Arbeit bei der Bundeswehr sei Dienst an der Gesellschaft insgesamt, den er als Rabbiner gerne tue, sagt Ederberg

 11.03.2025

Buchvorstellung

Parallelen zum BDS-Boykott von heute

Andreas E. Mach untersuchte die Geschichte jüdischer Familienunternehmer in München

von Luis Gruhler  10.03.2025

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung und eine Spendenkampagne für Familien israelischer Soldaten

von Christine Schmitt  10.03.2025

Antisemitismus

Rabbiner Pinchas Goldschmidt zu Vorfall in München: »Abschieben! Noch heute!«

Drei junge Syrer randalierten am Samstag vor dem jüdischen Gemeindezentrum - in ersten Reaktionen forderten Rabbiner harte Konsequenzen

 10.03.2025

München

Hilfe von »Ruth«

Der Jüdische Frauenverein ermöglicht Bedürftigen ein Leben in Würde

von Luis Gruhler  09.03.2025

Berlin

Des Nougats Kern

Yahel Michaeli lädt in ihrer Patisserie zu Kursen ein, in denen sie die Kunst der Schokoladen- und Pralinenherstellung lehrt. Ein Besuch zwischen Mousse und Callets

von Alicia Rust  09.03.2025

Dialog

Buber-Rosenzweig-Medaille wird am Sonntag in Hamburg verliehen

In diesem Jahr geht die Medaille an das Ehepaar Meron Mendel und Saba-Nur Cheema. An der Auszeichnung gab es im Vorfeld scharfe Kritik aus der jüdischen Gemeinschaft

 09.03.2025

Porträt der Woche

Die DNA verändern

Esther Deppe aus Bielefeld studiert Chemie und möchte in der Genforschung arbeiten

von Gerhard Haase-Hindenberg  08.03.2025