Ein jüdisch-israelisches Festival in 17 Städten des Landes ist in Thüringen richtig gut aufgehoben», versichert Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde, am Rande einer Pressekonferenz in Erfurt. Er wehrt sich damit gegen die Frage, ob Thüringen tatsächlich in der zweiten Jahreshälfte drei Festivals mit jüdischem Impuls benötigt.
Das dritte Festival ist das älteste: Denn bis zum 18. November finden bereits die 25. Tage der jüdisch-israelischen Kultur statt. Es sind auch die ältesten in ganz Deutschland. 1991 wurden sie vom Europäischen Informations-Zentrum Thüringen ins Leben gerufen. Zwei Jahre fanden sie aus finanziellen Gründen nicht statt.
In diesem Jahr setzen sie einen besonderen Akzent auf interkulturelle Auseinandersetzung und das Miteinander. So werden Judentum, Christentum und der Islam miteinander vernetzt – unter anderem anhand des Gastspiels des Ensembles Noisten aus Wuppertal. Der Derwisch verspricht einen jüdisch-islamisch-christlichen Dialog mittels Kunst. Das Wuppertaler Klezmer-Quartett tritt gemeinsam mit dem Derwisch-Tänzer Talip Elmasulu und dem Kölner Organisten Robert Mäuser auf – und zwar in Erfurter und Geraer Kirchen. Dieses kulturelle Angebot gilt bei Insidern als Sensation.
Theater Nicht weniger spektakulär dürfte der Auftakt des Festivals am 19. Oktober sein. Dann wird zum Stummfilm Der Golem von Paul Wegener und Carl Boese aus dem Jahr 1920 einer der bedeutendsten Klezmer-Klarinettisten Europas, Helmut Eisel, gemeinsam mit dem Ensemble Majore im Erfurter Theater auftreten. Apropos Theater: Alle Schauspielhäuser Thüringens beteiligen sich in diesem Jahr an dem Festival, bieten Aufführungen und Foren. Mit dabei ist auch das Theater der Jungen Welt Leipzig mit seinem Leiter Jürgen Zielinski – in Kooperation mit dem Puppentheater Waidspeicher. In Der überaus starke Willibald erhält das Thema Holocaust neue Akzente.
Insgesamt 150 Veranstaltungen sind in ganz Thüringen vorgesehen. «Wir setzen beispielsweise auf eine neue Möglichkeit der Erinnerungskultur», sagt Projektleiterin Caroline Fischer. Am 9. November geben arabische, israelische und Suhler Jugendliche ein gemeinsames Konzert. «Hand in Hand bedeutet Zukunft», erklärt die Projektleiterin, die dem Förderverein für jüdisch-israelische Kultur in Thüringen angehört, der das Festival organisiert.
Gäste Die Organisatoren haben prominente Gäste eingeladen: von Ben Becker über Marianne Sägebrecht bis hin zu Ilja Richter. Und Künstler, die bereits Gäste des Achava-Festivals im September waren, treten erneut auf: unter anderem die Kantorin und Sopranistin Sveta Kundish und Helmut Eisel. Natürlich spielt im Reformationsjahr das Verhältnis Luthers zu den Juden eine große Rolle. Zehn Veranstaltungen sind dem Thema Reformation gewidmet. Für Humor und Leichtigkeit will Shahak Shapira mit seinem Programm «German Humor» sorgen.
Das Festival wird mit 100.000 Euro finanziert. Das ist im Vergleich zu den beiden anderen Festivals eher wenig. Wohl aber unterstützen die meisten Stadtverwaltungen der 17 beteiligten Kommunen die Kulturtage. Die Schirmherrschaft hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow übernommen.