Ein Selfie, ein selbst gemaltes Bild oder ein Foto als Zeichen für Zusammenhalt und gegen Antisemitismus! Mit dieser schlichten Mitmachaktion soll eine nachhaltige Botschaft für eine offene, tolerante und friedliche Gesellschaft gesetzt werden. »Wir brauchen ein sichtbares Zeichen, das zeigt, dass wir in diesem Land – Jude wie Nichtjude – jeden akzeptieren, so wie er ist«, sagte Abraham Lehrer, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, bei der Vorstellung des Projekts »Shalom Selfie – Zeigt Zusammenhalt!«.
Neben der Synagogen-Gemeinde Köln (SGK), zu deren Vorstand Lehrer gehört, rufen die Stadt Köln sowie das Kölner Forum für Kultur und Dialog dazu auf, sich zu beteiligen. Auf einer eigens eingerichteten Plattform im Internet können Personen mitmachen und ein Bild hochladen.
Schulen Bis zum 5. Juli hoffen die Organisatoren in Anlehnung an das Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« auf 1700 individuelle Beteiligungen. Insbesondere Kinder und Jugendliche aus Schulen und Jugendeinrichtungen sind aufgerufen mitzumachen. »Es müssen noch viele junge Menschen mit dem Thema Antisemitismus in Berührung kommen«, begründete der 17 Jahre alte Mihajlo Mitrovic von der Geschwister-Scholl-Realschule in Köln-Ehrenfeld bei der Vorstellung der Aktion seine Mitwirkung.
Lehrerin Anne Blank ergänzte: »Das Judentum und damit verbundenes jüdisches Leben ist ein wichtiges Thema unserer Zeit, es muss an den Schulen stattfinden!« Die Pädagogin hofft, dass mit der Aktion gerade die Lebenswelt junger Menschen angesprochen wird und dazu beitragen kann, über Toleranz nachzudenken.
Auch Ministerpräsident Armin Laschet ist von der Wirkung der Selfie-Aktion überzeugt.
Schon jetzt liegen mehr als 450 Motive vor, darunter auch ein Foto des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet. »Dieses Online-Projekt zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, bereits Schülerinnen und Schüler für ein friedvolles Miteinander zu sensibilisieren«, schreibt der Politiker in einem Grußwort und fügt mit Blick auf die junge Generation hinzu: »Sie sind es, die die Zukunft unseres Landes bestimmen. Und ich bin überzeugt: Sie sind es, für die jüdisches Leben nach so vielen Jahrhunderten endlich eines sein wird: eine wunderbare Selbstverständlichkeit.«
Antisemitismus Wie weit indes die Gesellschaft von einer solchen Selbstverständlichkeit aktuell entfernt ist, machte Abraham Lehrer mit Blick auf die jüngsten antisemitischen Vorfälle deutlich. »In den vergangenen Wochen sind wir von antisemitischen Vorfällen fast überrollt worden. Wir hätten uns nicht vorstellen können, dass das auf unseren Straßen nochmal passiert.«
Was dem Zentralratsvize vor allem gefehlt hat, »ist der eigentliche Beistand aus der Mitte der Gesellschaft und nicht nur von Funktionären«. Vor diesem Hintergrund könne die Kunstaktion möglicherweise zu einem solchen Zeichen aus der Mitte der Gesellschaft werden. Claudia Hessel, Vorsitzende des Kölner Forums Kunst im Dialog, hob hervor: »Es geht um Akzeptanz und Respekt nicht nur im jüdischen Festjahr, sondern auch und gerade in Zeiten, in denen unsere Gesellschaft auseinanderzudriften droht.« Mit der Kunstaktion sollten »die positiven und toleranten Stimmen gestärkt werden«.
Das Projekt wurde von Anfang an von Ruth Schulhof-Walter, Vorstandsmitglied des Vereins »321 – 2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« sowie Mitglied der SGK, begleitet. »Es ist schön zu sehen, wie aus einer Idee eine solch wertvolle Aktion geworden ist: ein Projekt, an dem sich jeder beteiligen kann.«
Das gemeinsam erstellte Plakat mit den Fotos soll im August an zentraler Stelle aufgehängt werden.
Aus allen Bildern soll ein überdimensionales Mosaik entstehen, das den Schriftzug »Shalom + Frieden für alle« ergibt. Diesen hatte eine Gruppe von jüdischen und nichtjüdischen Kindern und Jugendlichen aus Kölner Schulen und Jugendeinrichtungen auf Einladung der SGK unter Anleitung von Kunstpädagogen und Street-Art-Künstlern drei Tage lang erarbeitet. Im August soll das Plakat für einige Wochen weithin sichtbar an zentraler Stelle in der Kölner Innenstadt gegenüber dem Dom aufgehängt werden.