Hoffenheim

Geschichtsbewusster Fußballprofi aus Israel

Engagierter Fußballer: Ilay Elmkies Foto: imago images / foto2press

Am 13. Januar 2020 ging für Ilay Elmkies ein Traum in Erfüllung: Die 19-jährige israelische Nachwuchshoffnung bekam beim Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim einen Profivertrag bis Juni 2023.

Saison Elmkies ist kein Neuling in Hoffenheim. Der im israelischen Nahariya geborene Mittelfeldspieler lebt seit fünf Jahren in der Kleinstadt Sinsheim, zu der Hoffenheim gehört. Seit März 2015 spielt er im Nachwuchs der TSG.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit dem Hoffenheimer U19-Team wurde Elmkies 2018 Meister in der A-Junioren Bundesliga Süd/Südwest und erreichte in der folgenden Saison mit dieser Mannschaft das Halbfinale der UEFA Youth League gegen den FC Porto.

Seinen Vater hatte es damals beruflich nach Kraichgau verschlagen. Ilay, der zuvor in der Jugendmannschaft von Maccabi Haifa kickte, ging mit nach Deutschland und wurde in die TSG-Akademie aufgenommen.

mannschaft Jetzt ist ihm der Sprung in die erste Mannschaft geglückt. »Ilay ist ein talentierter Spieler mit großem Potenzial, der aber auch noch Zeit brauchen und diese auch bekommen wird«, sagt Alexander Rosen. Der Direktor für Profifußball der TSG fügte hinzu, »dass wir den Weg, Talente aus unserer eigenen Akademie in den Profikader zu integrieren und dort weiterzuentwickeln, konsequent weiterverfolgen«.

Elmkies absolvierte bereits Teile der Sommervorbereitung mit den Profis, spielte dann aber erst einmal für die U23-Elf. Im Kader der Profimannschaft stand er erstmals im vergangenen Oktober beim Hoffenheimer 2:0-Erfolg gegen den MSV Duisburg im DFB-Pokal. Seitdem trainiere er fleißig mit der Bundesliga-Mannschaft, teilte der Verein mit.

Debüt Ebenfalls im Oktober gab Ilay Elmkies sein Debüt bei der israelischen Nationalmannschaft. In der 76. Minute wurde er für Dia Saba eingewechselt. Ihr Spiel gegen Lettland in der EM-Qualifikation gewannen die Israelis mit 3:1. Im Anschluss absolvierte Elmkies zwei weitere Einsätze für sein Heimatland.

Anfangs habe sich für ihn alles nur um Fußball gedreht, sagte er im vergangenen Frühjahr dem ZDF, aber sein Geschichtslehrer habe ihn motiviert, sich mit der Geschichte der Juden vor Ort im Dritten Reich zu befassen. Er sei ja zusammen mit seinem Vater mittlerweile der einzige jüdische Bürger Sinsheims, so der Lehrer. Ilay entschließt sich daraufhin, bei einem Centropa-Filmprojekt zur Dokumentation jüdischen Lebens in Europa mitzumachen.

Während der Dreharbeiten zu Zahor – erinnere dich stattet Ilay Elmkies sogar Manfred Mayer in Israel einen Besuch ab.

zahor Im Film Zahor – erinnere dich spielt der Fußballer nicht nur mit, er fungiert auch als Erzähler – eine Rolle, die sonst üblicherweise von professionellen Sprechern besetzt wird. Darin wird das Schicksal der Brüder Heinz und Manfred Mayer erzählt. Die beiden überlebten zwar den Holocaust, wurden aber nach Frankreich deportiert und verloren ihre Eltern in Auschwitz.

Einer der beiden Brüder wanderte nach dem Krieg in die USA aus, verbarg dort seine jüdische Identität. Der andere ging nach Israel und wurde streng orthodox. Jahrzehntelang hatten die beiden keinen Kontakt mehr zueinander.

2008 wurde ein erster Film über das Schicksal der beiden gedreht; sie trafen sich wieder. »Was mit den Juden in Hoffenheim geschah, ist schrecklich. Das kann man nicht verstehen. Aber man kann daran erinnern«, sagt Ilay Elmkies. Während der Dreharbeiten zu Zahor stattet Ilay sogar Manfred Mayer in Israel einen Besuch ab.

Synagoge Auch Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp findet es wichtig, dass die lokale Geschichte der Nazi-Zeit nicht vergessen wird. Hopps Vater Emil war 1938 bei der Zerstörung der Hoffenheimer Synagoge nicht nur anwesend, er führte den örtlichen SA-Trupp an.

Er sei beeindruckt von Elmkies, sagt Dietmar Hopp. Der in Hoffenheim groß gewordene Mitgründer der Softwarefirma SAP hat durch Finanzspritzen von mehreren Hundert Millionen Euro den Aufstieg des einstigen Dorfklubs in die deutsche und europäische Fußballspitze erst möglich gemacht.

Er sei nicht nur ein guter Fußballer, sondern »engagiert sich mit 19 Jahren zu einem so schwierigen Thema. Seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, bin ich beeindruckt von ihm«, sagte Hopp in einem Interview.

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert