Sie waren die jüngsten Preisträger bei der diesjährigen Auszeichnung der Landessieger im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Die zwölf Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse der Lauder Beth-Zion Grundschule in Prenzlauer Berg gehörten zu den drei Siegerteams aus Berlin, die im Saal des Zeughauskinos im Deutschen Historischen Museums ihre Urkunden in Empfang nahmen.
Prämiert wurden am Mittwoch vergangener Woche die Landessieger aus Berlin und Brandenburg, ferner wurden elf Förderpreise vergeben sowie die landesbesten Schulen ausgezeichnet. In Berlin war das die Bertha-von-Suttner-Schule.
Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten findet seit 1973 statt und wird von der Hamburger Körber-Stiftung organisiert. In diesem Jahr stand die Ausschreibung unter dem Motto »Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte«. Während die meisten Schülerteams aus Berlin und Brandenburg sich unter dem Gesichtspunkt Nachbarschaft mit Themen befassten, die die DDR, das Ost-West-Verhältnis oder Spannungen zwischen Heimatvertriebenen und Alteingesessenen nach 1945 betrafen, gingen die 7. Klasse der Evangelischen Schule Frohnau und das Team der Lauder-Grundschule historisch weiter zurück. Erstere wertete Gerichtsakten über Fälle von Denunziation in der Nazizeit aus.
Rykestraße Und das Thema, mit dem sich die Lauder-Grundschüler befasst haben, lautete »Jüdische Schule heute und damals«. Sie erforschten die Geschichte der Jüdischen Schule in der Rykestraße, die Anfang der 40er-Jahre von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Ihre eigene Schule wurde 2008 an ebenjenem Ort eröffnet, an dem einst die Jüdische Schule stand.
Die Sieger des Geschichtswettbewerbs gehören zum ersten Jahrgang, der dort nach der Neugründung eingeschult wurde. In sechs verschiedenen Themenmappen setzten sich die Kinder mit der Geschichte der Schule und ihrer Nachbarschaft auseinander und präsentierten ihre Ergebnisse in einem Ausstellungsbeitrag im Prenzlauer Berg Museum. Dafür bauten sie eigens ein Modell der Schule und eines Klassenzimmers und rekonstruierten ehemalige Schulwege ihrer Zeitzeugen. Sie recherchierten im Berliner Landesarchiv und im Prenzlauer Berg Museum. So fußt ihr Beitrag auf Archivmaterial, Literatur zu jüdischen Schulen in Berlin, Adressbüchern und Straßenverzeichnissen sowie Kartenmaterial und Fotos.
Urkunde Da das Team der Lauder-Grundschule nicht nur das jüngste, sondern auch das größte war, hatten Christian Wiedt von der Körber-Stiftung und der brandenburgische Staatssekretär Burkhard Jungkamp einige Mühe, die vielen roten Preisurkunden den Schülern zuzuordnen. Nach wenigen Minuten hatten aber alle beteiligten Kinder ihre Urkunde in der Hand: Chiara Alter, Josef Elvin Galkin Krumin, Aron Hecker, Elijahn Konnik, Lilith-Maxima Manfrost-Golovtchiner, Noemi-Elektra Manfrost-Golovtchiner, Yaella Rose, Jacob Simc, Rebecca Spinner, Alexandra Krionkov, Marian Tschirner und Ari Wettermann. Zusammen mit ihren Tutorinnen Sabine Kuchling und Judith Stillmann lächelten sie glücklich.
Zusätzlich zum Preisgeld von 250 Euro dürften die Schüler mit ihrem Projekt noch etwas erreicht haben: nämlich neben der Geschichte der früheren Jüdischen Schule auch ihre eigene, die der Lauder Beth-Zion Grundschule, ihrer heutigen Nachbarschaft bekannt zu machen. »Als wir Anwohner nach der alten Jüdischen Schule fragten, wussten die meisten nichts davon«, berichtete einer der Schüler. Zu Ende ist der Wettbewerb damit noch nicht: Alle Landessieger haben die Chance, einen der 50 Bundespreise zu gewinnen, die am 13. November von Bundespräsident Joachim Gauck verliehen werden.
Die Ausstellung ist bis zum 17. November im Prenzlauer Berg Museum, Volkshochschule Prenzlauer Allee 227/228 zu sehen.