Rund 100 Gäste haben sich am Donnerstagabend im Stuttgarter Haus der Geschichte eingefunden. Auf der Leinwand im Otto-Borst-Saal erscheinen Bilder des Mannes, um den es an diesem Abend geht: Joel Berger. Der ehemalige Landesrabbiner von Württemberg feiert seinen 80. Geburtstag – dort, wo seine historische Beschlagenheit und sein Faible für Geschichten zusammenfinden.
»Es ist selten, dass man eine vor zehn Jahren getroffene Vereinbarung so freudig einlösen kann«, betont Thomas Schnabel, der Leiter des Museums in der Stuttgarter Kulturmeile. Damals hatte Berger seinen 70. in den Räumen der Ausstellungsschmiede gefeiert; nicht nur als Freund des Hauses, sondern auch als Mitarbeiter. Seit 2002 hat der 1968 aus Ungarn emigrierte Jubilar einen Forschungsauftrag zur jüdischen Volkskultur im Südwesten.
Prominenz Ein Blick in die Runde der Gratulanten genügt, um die Bedeutung von Joel Berger auch weit über die jüdische Gemeinde hinaus zu erahnen. Ministerpräsident a.D. Erwin Teufel ist ebenso erschienen wie Landtagspräsidentin Muhterem Aras oder Stuttgarts Bürgermeister für Recht, Sicherheit und Ordnung, Martin Schairer.
Da nimmt es wenig wunder, dass Theresa Schopper, Staatssekretärin im Staatsministerium Baden-Württemberg in ihrem Grußwort gesteht, man habe sich »regierungsseitig schon manchen leisen Rat bei Rabbi Berger eingeholt«. Besonders schätze man, dass ihm der vertrauliche Austausch wichtiger sei als die schnelle Schlagzeile.
freiheit Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hob besonders die immer wieder deutlich artikulierte Wertschätzung für die Freiheit hervor, die Joel Berger zu einem Vorbild mache: »Er würdigt, was viele nur allzu oft als selbstverständlich hinnehmen.«
Der Festvortrag von György Dalos, der über die Situation der Juden in Ungarn sprach, wirkte beinahe wie eine Weiterführung dieses Gedankens. Während er aufzeigte, wie verletzlich das hohe Gut der Freiheit ist, hielt Barbara Traub, Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, fest, das Judentum werde in Deutschland inzwischen als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft wahrgenommen. Dazu habe auch die Arbeit von Joel Berger einen wesentlichen Beitrag geleistet.