Heidelberg

Gerüstet für die nächste Etappe

Hochschulrektor Johannes Heil (l.) mit Dozenten und Absolventen sowie den Ehrengästen Abraham Lehrer (M.), Vizepräsident des Zentralrats der Juden, und Barbara Traub (5.v.r.), Kuratoriumsvorsitzende der HfJS und Vorstandsvorsitzende der IRGW Foto: Philipp Rothe

Einen Grund zum Feiern gab es am Mittwochabend bei der Absolventenfeier der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS) in der gut gefüllten Aula der Alten Universität. Bestens gelaunt nahmen die zehn anwesenden Absolventen von Professor Roland Gruschka, Studiendekan der HfJS, im Beisein zahlreicher Gäste ihre Urkunden entgegen.

Insgesamt haben 22 Studierende nun ihren Abschluss in der Tasche – davon schlossen 13 mit einer Master- und sechs mit einer Bachelorprüfung ab. Zwei weitere Studenten nahmen ihre Promotionsurkunden entgegen, ein letzter Kandidat beendete sein Studium mit dem Staatsexamen in Jüdischer Religionslehre und Geschichte als Zweitfach an der Universität Heidelberg.

Erwartungen Hochschulrektor Johannes Heil betonte, wie sehr es ihn freue, jene Studenten zu verabschieden, die nun erfolgreich abgeschlossen haben und in die nächste Etappe ihres Lebens eintreten. »Ich hoffe – ja ich bin mir sicher –, Sie haben über Ihre Erwartungen und Ziele, über Ihre Fächerkombination bei uns und an der Universität und über Credits und Transcripts hinaus, diese Hochschule als Mikrolabor dessen erlebt, wie eine respektgeleitete Gesellschaft aussehen kann und Instrumentarien gewonnen, um eben an einer solchen Gesellschaft mitzubauen.«

Ehrengast war neben Barbara Traub, Kuratoriumsvorsitzende der HfJS und Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. In ihren Grußworten gratulierten beide nicht nur den Absolventen zu ihrem erfolgreich bestandenen Examen, sondern hießen auch die Erstsemester sowie alle Studierende der Hochschule zum Semesterstart herzlich willkommen.

Mit dem Verweis auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des vergangenen Jahres, von denen einige besorgniserregend seien, forderte Abraham Lehrer dazu auf, die Hochschule zu einem Ort der blühenden Demokratie zu machen und die Studienzeit in vollen Zügen zu genießen. Traub ergänzte, dass die Hochschule zwar in der Theorie vieles mitgeben könne, jeder aber selbst dafür verantwortlich sei, wie er dieses Wissen anwende.

angebote Festrednerin war die Judaistin, Jiddistin und Musikwissenschaftlerin Diana Matut. Sie ist die aktuelle Inhaberin des Lilli und Michael Sommerfreund-Stiftungslehrstuhls, der in Teilfächern der Jüdischen Studien, die bislang an der Hochschule nicht vertreten sind, auch die englischsprachigen Lehrangebote ergänzt.

In ihrem Festvortrag »Das Ende vom Lied?! Räume weiblichen Singens und ihre Transformation im frühneuzeitlichen Aschkenas« veranschaulichte Matut sehr eindrücklich am Beispiel von jüdischen Hochzeitstraditionen, wie die Bedeutung des weiblichen Singens und damit die Rolle der Frau insgesamt seit dem 16. Jahrhundert zurückgedrängt wurden und Männer jene Rollen übernahmen, die man heute als »traditionell« erachtet.

Bereichert wurde das Festprogramm zusätzlich durch den Hochschulchor, den Diana Matut im vergangenen Semester ins Leben gerufen hat. Begleitet von Klavier- und Gitarrenmusik beeindruckten die Sänger die Gäste mit unter anderem zwei Eigenkompositionen von Diana Matut.

Gelegenheit Professor Heil verwies abschließend auf das Jahr 2019, das ein sehr wichtiges und gutes Jahr für die Hochschule werde: »Es steht der 40. Jahrestag ihrer Gründung an, im 200. Jahr der Begründung unserer Disziplin, das wir mit einer internationalen Konferenz begehen werden. Sie wird nicht einfach eine Jubelfeier sein, sondern Gelegenheit geben, den Platz der Jüdischen Studien in Vergangenheit und Gegenwart auf die Zukunft hin kritisch zu beleuchten.«

Für Professor Johannes Heil war es die letzte Absolventenfeier, die er in der Funktion als Rektor begleitete, da er im nächsten Jahr nicht mehr für dieses Amt kandidieren wird. ja

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert