Vier schlichte Wörter sagte Felix Schotland zur Begrüßung: »Was für eine Zeit.« Und treffender hätte das Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln die allgemeine Situation nicht zusammenfassen können. »Was für eine Zeit«, wiederholte er und betonte jedes einzelne Wort. »Wir glaubten alle, dass alles, was bisher war, auch so bleiben wird.«
Während in den vergangenen zwei Jahren die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und vor einem Jahr die Flutkatastrophe im Ahrtal das Handeln der Gemeinde bestimmten, ist es nun der Ukraine-Krieg.
Gemeindestruktur Schotland erinnerte an den Aufbau einer tragfähigen Gemeinde-Infrastruktur, um auch unter den Bedingungen der Pandemie das Gemeindeleben erfahrbar zu lassen. Diese Infrastruktur habe sich auch bei der Unterstützung für von der Flut betroffene Menschen im Ahrtal bewährt. Nun der Krieg. »Wir haben bislang 575 Menschen mit 1650 Beratungseinheiten betreut, 130 Personen in der Erstaufnahme aufgenommen und privat sowie in Hotels untergebracht. Täglich versorgen wir etwa 40 Flüchtlinge mit koscherem Essen.«
Unter den Geflüchteten im Alter von zwei Monaten bis zu 90 Jahren befinden sich auch zwei Holocaust-Überlebende. Der Gemeindevorstand hob in diesem Zusammenhang hervor, dass die Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den Gemeindemitgliedern groß und völlig unabhängig von der Nationalität sei.
Engagement Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) würdigte den Einsatz der Synagogen-Gemeinde. »Ihr Engagement und ihre zupackende Art sind herausragend und das, was wir jetzt brauchen.« Reker erinnerte an das beispielhafte Verhalten vieler Gemeindemitglieder im Rahmen der »gesamtgesellschaftlichen Verantwortung«. Den Willen, gemeinsam etwas zu bewegen, habe sie immer wieder in der SGK erfahren. Dabei erwähnte sie ausdrücklich auch den Verein »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« und betonte ihre Freude, dass das Festjahr 2021 bis Mitte dieses Jahres verlängert worden ist.
»Reden (mit Zeitzeugen) bringt uns näher«, sagt Kölsch-Art-Musiker Peter Brings.
Gastredner des Jahresempfangs war auch der Musiker Peter Brings. Der Frontmann der gleichnamigen kölschen Mundart-Band erzählte, wie er Anfang der 80er-Jahre ein halbes Jahr in einem Kibbuz verbracht habe. Die Erinnerungen an diese Zeit, die Begegnung mit Schoa-Überlebenden habe ihn zu der Überlegung gebracht: »Reden bringt uns einander näher. Nur so wissen wir, was wir denken und fühlen«, sagte der 57-Jährige.
Dass auch Sport der Verständigung dient, betonte der Präsident des 1. FC Köln, Werner Wolf: »Wir wollen eine Partnerschaft mit der SGK und suchen nun nach Projekten, bei denen wir kooperieren können«. Als ersten konkreten Schritt werde der Verein im Rahmen seiner Akzeptanz-Kampagne »Lebe wie du bist« ausdrücklich den Kampf gegen Antisemitismus verankern.