Diesen Namen sollte man sich merken: Miriam Camerini. Sie lebt in Mailand und ist die erste angehende orthodoxe Rabbinerin in Italien. Ausgebildet wird sie in Jerusalem. In diesen Tagen aber ist sie Dozentin beim Yiddish Summer Weimar. Sie und Kantorin Sveta Kundish, die in der Ukraine geboren wurde und heute in der Jüdischen Gemeinde Braunschweig amtiert, gestalten »A shtim fun harts«, eine Stimme für das Herz.
Dieser schabbes-inspirierte Abend an der Musikschule in Weimar ist vor allem eines: ein herzliches Miteinander zwischen Publikum, Teilnehmern der unterschiedlichen Workshops und den Dozenten.
Buchenwald Längst ist der Yiddish Summer Weimar so im Alltag des Sommers angekommen, dass das Publikum weiß, worauf es sich einlässt. Der Festivalort Weimar verpflichtet. Nicht nur die nahegelegene Gedenkstätte des KZs Buchenwald gibt dem Event eine Richtung.
Diesmal ist es auch das Jahr 1919: die Weimarer Republik. Was war das für eine Zeit in Thüringen, in Berlin und anderen europäischen Städten? Viele jüdische und damit auch Jiddisch sprechende Dichter, Schauspieler, Musiker flohen aus Osteuropa nach Deutschland. Berlin wurde zur »Diaspora im doppelten Sinne«, so die Veranstalter des Yiddish Summer Weimar.
Das Publikum ist aktiv und macht mit, hier ist keiner nur Zuschauer. Und so beginnen sie schon bei den ersten Klängen, miteinander zu tanzen, zu singen und begrüßen gemeinsam die Braut Schabbat. Auch Alan Bern, der künstlerische Leiter des Yiddish Summer Weimar, ist an diesem Abend dabei. Obwohl er sich danach sehnt, ausruhen zu dürfen. Die Proben zur Weltpremiere seines Di Megile fun Vaymar, das Buch Esther für das Weimar des 21. Jahrhunderts also, kosten ihn viel Kraft.
Weltpremiere Am 25. Juli ist Weltpremiere. Mit ihr beginnt die eigentliche Festivalwoche. An jedem folgenden Abend werden sieben weitere Premieren aufgeführt. An Schabbat soll man ruhen? Das geht für Bern am besten mit Musik.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie es den Machern des Yiddish Summer gelingt, nicht einfach nur ein folkloristisches Ensemble zu kreieren. Die Künstler, die auch in diesem Jahr wieder aus vielen Teilen der Welt kommen, sind dafür einfach zu gut und im positiven Sinne zu besessen. Und man hat zunehmend den Eindruck, dass Weimar für sie zu einem Ort geworden ist, an dem jüdisches Leben willkommen ist, man einander treffen kann – und dies durchaus im Schatten von Buchenwald und dem Wissen um unsere Geschichte.
Und Miriam Camerini? Sie gehört nun zu diesem Ensemble. Dass sie genau in einer Purimnacht geboren wurde, versteht sie als Zeichen. Esther Goldberg