Eine Verjüngungskur ist für jemanden, der 110 Lenze auf dem Buckel hat, keine schlechte Idee. Der Keren Kayemeth Le Israel (KKL), zu deutsch Jüdischer Nationalfonds (JNF), hat sich eine solche verordnet. »Wir haben ein Nachwuchs-Problem«, analysiert der Chef der Organisation, Schaul Chorev, nüchtern: »Unsere Spender sind meist ältere Leute.« Deshalb hat Chorev mit seinem Team das »Young Leadership Programm« ins Leben gerufen, das unter dem Motto »greenXchange – für eine nachhaltige Zukunft« agiert.
Dem Team für »junge Führungskräfte mit Interesse an Ökologie und dem Wunsch, die Arbeit des KKL in Israel zu fördern«, haben sich bislang 25 hochqualifizierte Israelis und Deutsche im Alter von 22 bis 35 Jahren angeschlossen. Sie haben sich nun erstmals in Israel getroffen und überlegt, wie die Grundlage für eine neue bilaterale Zusammenarbeit im Umweltsektor aussehen kann.
Grundlagen »Wie diese sehr intellektuelle Gruppe – Studenten und Universitäts-Absolventen – die KKL-Arbeit konkret fördern kann, wollen wir nun herausfinden«, sagt Chorev. Er ist mit den ersten Ergebnissen zufrieden, auch, wenn er zwischen den vielen Theoretikern gerne noch ein oder zwei Praktiker gesehen hätte.
Dass der KKL es bislang versäumt hat, bei den jungen Gemeindemitgliedern für sich zu werben, kann man ihm indes nicht vorwerfen. Denn lange, bevor die Kinder der jüdischen Kindergärten wissen, wofür so ein Baum eigentlich wichtig ist, kennen sie bereits die blau-weiße KKL-Büchse. An jedem Schabbat werfen sie dort ein paar Cent hinein – früh übt sich, wer ein großer Spender werden will.
Der JNF-KKL wandelt die Spenden in Bäume um. Alljährlich bekommen die Kinder dann zu Tu Bischwat, dem Neujahrsfest der Bäume, eine Urkunde mit dem Hinweis, dass in ihrem Namen ein Baum in Israel gepflanzt wurde. In der Schule lernen sie dann, dass die Gleichung Geld + KKL = Bäume für Israel noch einige weitere Ableitungen hat.
Gegründet wurde der Nationalfonds vor 110 Jahren im Auftrag des Zionismus-Begründers Theodor Herzl. Seine Idee: mit Spenden jüdischer Bürger Land im britischen Mandatsgebiet Palästina zu kaufen und urbar zu machen – und so den Weg zu einem jüdischen Staat zu bereiten. Israels erster Ministerpräsident, David Ben Gurion, votierte für die Unterstützung des KKL, denn »die Wüste in einen blühenden Garten zu verwandeln, die Herrichtung des Bodens, das Anlegen von Gärten und Wäldern, die fachgerechte Bewässerung – das übersteigt die Kapazität des Staates.«
Umweltschutz Heute hat sich der KKL zur größten Umweltschutzorganisation Israels entwickelt und verschreibt sich längst nicht mehr nur der Aufforstung. Das machen bereits seine Emblem-Farben deutlich: Blau, Grün und Braun stehen für die Sicherung der Wasserressourcen, die Begrünung des Landes und den ökologischen Umgang mit dem Boden.
Die erste Deutschland-Dependance nach dem Krieg wurde 1953 gegründet. Derzeit hat der KKL neben seinem Hauptsitz in Düsseldorf auch Büros in Berlin, Frankfurt und München. Ihnen steht ein ehrenamtliches Präsidium vor, dessen Ziel es unter anderem ist, als Brücke zwischen Deutschland und Israel zu dienen. Als Symbol dafür wächst in Israel, rund 15 Kilometer nordöstlich von Beer Sheva der »Wald der deutschen Länder«. Die Kiefern, Akazien, Tamarisken, Olivenbäume und Zypressen verhindern das Vordringen der Wüste und bilden einen Klima verbessernden Grüngürtel um an Beer Sheva angrenzende Gemeinden wie Lehavim.
Das Spendensammeln ist ebenfalls längst über das Herumreichen der KKL-Spendendose hinausgewachsen. So zählt der neue »Green Business Circle« (JBC) zu den modernen Formen des Schnorrens. Die Idee: Über den Business Club will Chorev an die Gelder herankommen, die Firmen als Spenden zum Thema Nachhaltigkeit vorgesehen haben – oder im Rahmen der CO2-Kompensation für Flüge ausschütten wollen. »Der JBC ist neben der Nachwuchsförderung der zweite Schwerpunkt meiner Arbeit«, sagt Chorev.
Projekte Weitere Vorhaben sind neben der Aufforstung auch die Sicherung der Wasserwirtschaft durch den Bau von Wasserreservoirs, das Anlegen von Radwegen, die Renaturierung von Flussläufen, der Brandschutz in den Wäldern sowie die Organisation von Feriencamps für Kinder. Auch die Liste der bereits vollendeten Projekte kann sich sehen lassen. Bislang wurden mehr als 80.000 Hektar Landfläche aufgeforstet und rund 200 Wasserspeicher zur Aufbereitung von Abwasser oder zum Auffangen von Regenwasser installiert. Der KKL hat außerdem den Alexander-Fluss renaturiert und Biosphären- und Erholungsparks sowie behindertengerechte Spiel- und Picknick-Plätze errichtet.
Um den Umweltschutz-Gedanken im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern, hat der Verband die »Clean up Campaign« ins Leben gerufen, bei der auf die Problematik der Umweltverschmutzung durch den Menschen hingewiesen wird. Zudem gibt es eine Reihe von Projekten, bei denen der KKL eng mit Beduinen des Negev zusammenarbeitet, um deren Lebensqualität zu verbessern. Der KKL berät in Sachen Begrünung von Wüstenabschnitten oder der Aufforstung. Im Bereich Wassermanagement ist er bei der United Nations Climate Change Conference vertreten.
KKL-Seminare finden mittlerweile nicht nur in Israel, sondern auch in Ländern wie Australien, Ruanda oder in Gegenden mit ähnlichen klimatischen Verhältnissen wie etwa in Timor und Indonesien sowie auch in rein muslimischen Ländern statt. So ist jede Spende für den KKL auch eine Investition in die religionsübergreifende Friedensarbeit.
www.jnf-kkl.de