Geimpft, genesen oder (negativ) getestet – wer an Veranstaltungen wie Konzerten, Theateraufführungen und Vorträgen teilnehmen oder Restaurants und Bars besuchen möchte, muss in aller Regel eines der 3G-Kriterien erfüllen und nachweisen. Viele Veranstalter und Betreiber wollen mittlerweile allerdings lieber ganz sichergehen und setzen auf die 2G-Regel. Sie erlauben den Zutritt nur noch Besuchern und Gästen, die nachweislich entweder vollständig geimpft sind oder eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus überstanden haben.
Und wie sieht es in den jüdischen Gemeinden aus, die zunehmend auch wieder Veranstaltungen anbieten? Die Jüdische Allgemeine hat nachgefragt: Bisher gelte bei Veranstaltungen 3G, sagt David Klapheck, Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde Köln. Es gebe zwar Überlegungen, auf 2G umzustellen, also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene, aber das seien bislang nur Überlegungen, »wir befinden uns derzeit im entsprechenden Entscheidungsprozess«.
KONTROLLE Problematisch an 3G sei, »dass wir die Regeln am Schabbat kaum kontrollieren können«, erklärt Klapheck. »Und gerade an den Hohen Feiertagen entsteht noch einmal eine zusätzliche Schwierigkeit, denn ein Test, der älter als 24 Stunden ist, ist natürlich nicht brauchbar. Deswegen haben wir für die Gottesdienste eine andere Lösung gefunden«, erläutert er.
Eine penible Einhaltung der Abstandsregeln und der Maskenpflicht war »unsere Lösung«, sagt Klapheck. »Wir haben in unserer Synagoge auf allen Plätzen der Männer Plexiglasscheiben installiert und so quasi Boxen gebaut. Bei den Frauen war das leider technisch nicht möglich.«
Seit Juni werden im Leipziger Ariowitsch-Haus wieder Live-Veranstaltungen wie Vorträge und Konzerte angeboten.
Dies sei aber noch nicht alles gewesen: »Wir sind auch selbst aktiv geworden und konnten Impftermine für unsere Leute anbieten, denn kurzfristig wurde die Synagogen-Gemeinde Köln ein Impfzentrum.« Und wer sich jetzt noch mit etwas Verspätung impfen lassen wolle, könne das ganz bequem tun, sagt Klapheck. Die Impfzentren in Köln seien zwar mittlerweile geschlossen, »aber zum Beispiel beim Hausarzt geht das mittlerweile ja ganz unkompliziert«.
Marina Limperska ist Projektmanagerin im Ariowitsch-Haus, dem Zentrum jüdischer Kultur in Leipzig. Dort gilt die 3G-Regel, berichtet sie, »wir halten uns daran, was Vorschrift ist, das heißt, wir machen keine eigenen Regeln«. Seit Juni dieses Jahres werden in dem Haus wieder Live-Veranstaltungen wie Vorträge und Konzerte angeboten, davor waren wie überall mehr als ein Jahr lang nur virtuelle Events möglich.
PROBLEM Zehn bis 20 Prozent der derzeitigen Veranstaltungsbesucher seien nicht geimpft, schätzt sie. »Natürlich wird es für einige von ihnen ein finanzielles Problem, dass Tests nun bezahlt werden müssen, vor allem für junge Leute und Studierende.« Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren würden allerdings in den Schulen getestet, »und diese Tests gelten dann auch bei uns«, sagt sie.
Natürlich könne das Ariowitsch-Haus Ungeimpfte nicht bei den Testkosten unterstützen, erklärt Limperska. »Aber wir haben zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz Impfkampagnen gemacht, insgesamt drei; jedes Mal wurden jeweils 180 Personen geimpft – in der Zeit, als es noch schwierig war, Termine zu bekommen.«
In Augsburg fanden vergangene Woche erstmals wieder Veranstaltungen statt.
Ob es auch im Rahmen der anstehenden Corona-Auffrischungsimpfungen weitere Kampagnen geben werde, stehe noch nicht fest: »Wenn es bei den Hausärzten problemlos läuft, dann müssen wir nicht aktiv werden. Denn die Organisation war schon sehr anstrengend – aber dass alles so gut geklappt hat, war den Aufwand auf jeden Fall wert.«
VORSCHRIFTEN Auch Alexander Mazo, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, betont: »Wir halten uns penibel an die Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes.« Über Aktualisierungen und Ergänzungen der Bestimmungen werde die Gemeinde von diversen Stellen wie Stadt und Land ständig auf dem Laufenden gehalten.
Bei den Veranstaltungen gelte die 3G-Regel, erklärt er. Dass Corona-Tests nunmehr kostenpflichtig sind, werde für die meisten Gemeindemitglieder nicht zu Problemen führen: »Die absolute Mehrheit ist geimpft, manche haben auch schon die dritte Impfung erhalten. Man kann schon sagen, dass fast alle den Vorgaben wirklich diszipliniert gefolgt sind.«
Und wer sich partout nicht impfen lassen wolle, »der muss eben mit den Konsequenzen leben, sich also auf eigene Kosten testen lassen, wenn er unsere Veranstaltungen besuchen möchte«.
Am Sonntag vergangener Woche haben mit der Matinee der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und einem Neujahrskonzert zum ersten Mal wieder Veranstaltungen in der Gemeinde stattgefunden, erzählt Alexander Mazo. Man habe deutlich gemerkt, wie sehr die Besucher das vermisst hätten, sagt er. Nun wünsche er sich »wie alle«, dass die Pandemie bald ende, »dafür beten wir«.
VERSTÄNDNIS Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern habe zuletzt den Zutritt jeweils mit Nachweis nach der 3G-Regel gestattet, sagt Richard Volkmann, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Er ergänzt: »Dies hat sich für Veranstaltungen des Kulturzentrums, aber auch während der Gebete zu den Hohen Feiertagen im September hervorragend bewährt, Unstimmigkeiten gab es praktisch nicht.«
Die Impfaktion der Münchner Gemeinde war ein großer Erfolg.
Die Gemeindemitglieder, so betont er, »haben uns seit Beginn der Pandemie in vielerlei Hinsicht unterstützt und auf die verschiedenen gesetzlichen Einschränkungen überwiegend sehr verständnisvoll reagiert. Probleme aufgrund von fehlenden Tests oder Nachweisen waren bislang die absolute Ausnahme; wir sehen deshalb auch in absehbarer Zukunft keinen Handlungsbedarf.«
Zu der derzeit relativ entspannten Situation habe allerdings »gewiss auch die Impfaktion beigetragen, die die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt München vom Frühjahr bis in den August hinein durchgeführt hat«. Sie sei ein großer Erfolg gewesen: »Allein über dieses Angebot haben sich mehr als 1000 Gemeindemitglieder impfen lassen, die nun am Gemeindeleben wieder ohne größere Einschränkungen teilhaben können.«