Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag in Köln gegen den Bundesparteitag der AfD protestiert, der in einem Hotel der Kette Maritim stattfand. Entgegen den Befürchtungen der Polizei verliefen die Proteste, von kleinen Zwischenfällen abgesehen, friedlich. Allerdings beteiligten sich weitaus weniger Menschen an den Demonstrationen und Kundgebungen, als zuvor angekündigt.
In Köln hatte nahezu die gesamte Stadtgesellschaft zum Protest gegen die rechtspopulistische Partei aufgerufen: Künstler, Politiker, Karnevalsvereine, Religionsgemeinschaften und zahlreiche Initiativen hatten sich gegen den Parteitag der AfD ausgesprochen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte: »Für mich ist die Entscheidung der AfD, ihren Bundesparteitag ausgerechnet in Köln durchzuführen, eine klare Provokation.«
Sie wertete die friedlichen Gegendemonstrationen als »Zeichen für Menschenrechte, Demokratieverständnis, Toleranz und Weltoffenheit«. Die Kölner hätten »einen Kontrapunkt zu denen gesetzt, die anderes im Sinn haben«, betonte Reker. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte am Samstag den Protest als »klare Haltung« gegen Ausgrenzung und Hetze gewürdigt.
blockaden Viele Parteitagsteilnehmer mussten an zahlreichen Blockaden vorbei unter lautem Protest von der Polizei begleitet werden. Die christlichen Kirchen hatten sich zu der Aktion »Unser Kreuz hat keine Haken« zusammengeschlossen. Der Kölner Stadtdechant Monsignore Robert Kleine sagte: »In der Partei, die im Moment ihren Bundesparteitag abhält, gibt es immer wieder Anfälligkeiten für Antisemitismus und Rassismus. Wir sagen, dass dies nicht sein darf.«
Gesa Biffio, die Vorsitzende der Jüdischen Liberalen Gemeinde Köln, schloss sich dem an: »Der Davidstern hat selbstverständlich auch keine Haken. Wir sind natürlich extrem sensibilisiert, was die rassistischen und antisemitischen Parolen der AfD betrifft.« Sie sei gekommen, um zu betonen, wie »stolz und froh« die Gemeinde sei, »Teil der Vielfalt dieser Stadt und auch des Rats der Religionen« zu sein.
Auf dem Parteitag der AfD wurde indes die Demontage der Vorsitzenden Frauke Petry fortgeführt. Wohl eher taktisch als inhaltlich begründete Anträge gegen eine Radikalisierung und gegen Antisemitismus wurden nicht einmal inhaltlich behandelt.