Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten sieht ihre Arbeit »zunehmend offener und aggressiver« durch rechte Gruppen bedroht. Zum Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus am Samstag rief sie am Mittwoch in Celle zu mehr Wachsamkeit gegenüber der Erinnerungskultur auf. In jüngerer Zeit habe es Angriffe auf Gedenkorte in Braunschweig, Moringen, Bergen-Belsen und Nienburg gegeben, etwa durch Störung von Veranstaltungen, Drohungen und Sachbeschädigungen.
»Angriffe auf NS-Gedenk- und Dokumentationsstätten sind immer auch Angriffe auf die Demokratie«, warnte die Geschäftsführerin der Stiftung, Elke Gryglewski. Die NS-Gedenkstätten trügen durch ihre Bildungsarbeit dazu bei, durch die aktive Auseinandersetzung mit den Ursachen, Wirkungen und Folgen der nationalsozialistischen Diktatur ein kritisches Geschichtsbewusstsein zu entwickeln und damit das Wertefundament der freiheitlichen Demokratie zu stärken.
Die Stiftung forderte, der Veränderung des gesellschaftlichen Klimas und der Radikalisierung der politischen Auseinandersetzung durch Rechtspopulismus und -extremismus klar entgegenzutreten und die Gefahren deutlich zu benennen. Sachbeschädigungen und tätliche Angriffe seien nur das Ende der Kette. Sie beginne mit der verbalen Abwertung des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, die inzwischen auch in deutschen Parlamenten eine Stimme finde.
Laut Stiftung steht zu befürchten, dass sich diese Stimmen auch durch das nahende Ende der Zeitzeugenschaft der Opfer der NS-Diktatur ermutigt fühlen. Ein Hinweis darauf sei die Verwendung von Davidsternen und Anne-Frank- oder Sophie-Scholl-Vergleichen bei sogenannten Querdenker-Demonstrationen. »Bald wird es nur noch Wenige geben, die aus erster Hand von den Verbrechen dieser Zeit berichten können. Umso wichtiger ist die Stärkung der Zivilgesellschaft, um ihre Botschaft weiterzutragen und die Erinnerung wachzuhalten«, mahnte die Stiftung. Ermutigend sei die große Solidarität, die nach Angriffen auf Gedenkorte zu beobachten sei. kna