Jamlitz-Lieberose

Gedenkstätte wird erweitert

Günter Morsch, der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, mit dem Plan zur Erweiterung der Gedenkstätte Jamlitz-Lieberose. Foto: dpa

Vernichtung durch Arbeit» war das Programm, das die Nazis in Lieberose brutal und erbarmungslos umsetzten. Aus Auschwitz wurden jüdische Häftlinge in das Außenlager des KZ Sachsenhausen gebracht, um dort ab 1943 Zwangsarbeit beim Aufbau des NS-Truppenübungsplatzes «Kurmark» in Brandenburg zu leisten. Wenn sie nicht mehr arbeiten konnten, wurden sie nach Auschwitz zurückgebracht und dort im Gas ermordet.

Nun wird der 2003 eröffnete Gedenkort für die Opfer des Lagers Lieberose nach zwei rechtsextremen Anschlägen vom vergangenen Jahr neu gestaltet. Damit werde ein wichtiger Ort der Schoa «endlich in eine Form gebracht, die seiner internationalen Bedeutung entspricht», sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, am Montag in Potsdam bei der Vorstellung der Pläne.

Gedenkort Bis Jahresende sollen dort unter anderem zusätzliche Informationstafeln aufgestellt und frühere Standorte von KZ-Baracken sichtbar gemacht werden. Für die Erweiterung des Gedenkortes Jamlitz-Lieberose stellt das brandenburgische Kulturministerium insgesamt rund 80.000 Euro zur Verfügung.

Im Februar 1945 wurden bei der Auflösung des Lagers Lieberose mehr als 1.300 überwiegend jüdische Häftlinge von der SS ermordet. «Es war ein furchtbares Massaker», betont Morsch. Selbst die SS-Männer hätten ihre eigenen Verbrechen nur unter erheblichem Alkoholkonsum ausgehalten. Auf Metallstelen soll künftig mit Zitaten von Zeitzeugen an den Massenmord erinnert werden.

Ein Massengrab mit NS-Opfern wurde bereits zu DDR-Zeiten entdeckt. Nach einem weiteren Massengrab wurde vor einigen Jahren erfolglos gesucht. Ein Problem bei der Gestaltung des Gedenkortes ist die Überbauung des früheren KZ-Außenlagers mit Siedlungshäusern für Vertriebene in der DDR. So liege das Areal des einstigen sogenannten «Schonungsblocks» von Lieberose zum großen Teil auf Privatland, sagte Morsch. Der Gestaltung sind deshalb Grenzen gesetzt.

Pflege Bei der Pflege des Gedenkortes, der bislang von der evangelischen Kirchengemeinde betreut wird, hoffe die Stiftung auf Unterstützung aus der Bevölkerung, sagte Morsch. Die Einwohner hätten auch bei der Suche nach dem Verantwortlichen für die rechtsextremen Anschläge 2016 geholfen. So konnte ein Tatverdächtiger ermittelt werden. Die Kommune war in der Jury vertreten, die den Entwurf für die Neugestaltung ausgewählt hat, betonte Morsch: «Wir setzen auf Zustimmung vor Ort.»

Lieberose, eines von rund 100 Außenlagern des KZ Sachsenhausen, sei ein «herausgehobener Ort der Erinnerungskultur», betonte Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD). Der Gedenkort dokumentiere «das Ausmaß des Grauens, das von diesem Lager ausging». Bis zu 10.000 Häftlinge mussten dort Zwangsarbeit leisten. Die Erweiterung des Gedenkortes sei auch ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus.

Das Kulturministerium, die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, der Zentralrat der Juden, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das Amt Lieberose hatten die Erweiterung der Dokumentations- und Gedenkstätte als Reaktion auf die rechtsextremen Anschläge beschlossen. Für die Gedenkstätten in Brandenburg stellt das Land jährlich mehr als vier Millionen Euro bereit.

Berlin

»Wir sind bitter enttäuscht«

Nach den höchst umstrittenen Wahlen in der Jüdischen Gemeinde zogen die Kritiker nun vor Gericht. Doch das fühlt sich nicht zuständig – und weist die Klage ab

von Mascha Malburg  15.01.2025

Forschung

Vom »Wandergeist« einer Sprache

Die Wissenschaftlerinnen Efrat Gal-Ed und Daria Vakhrushova stellten in München eine zehnbändige Jiddistik-Reihe vor

von Helen Richter  14.01.2025

Nachruf

Trauer um Liam Rickertsen

Der langjährige Vorsitzende von »Sukkat Schalom« erlag seinem Krebsleiden. Er war ein bescheidener, leiser und detailverliebter Mensch

von Christine Schmitt  14.01.2025

Porträt der Woche

Keine Kompromisse

Rainer R. Mueller lebt für die Lyrik – erst spät erfuhr er von seiner jüdischen Herkunft

von Matthias Messmer  12.01.2025

Familien-Schabbat

Für den Zusammenhalt

In den Synagogen der Stadt können Kinder und Eltern gemeinsam feiern. Unterstützung bekommen sie nun von Madrichim aus dem Jugendzentrum »Olam«

von Christine Schmitt  12.01.2025

Köln

Jüdischer Karnevalsverein freut sich über großen Zulauf

In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei

 11.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025

Gedenktag

Uraufführung mit den »Violins of Hope«

Ein besonderes Konzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz hat sich das Rundfunk-Sinfonieorchester vorgenommen. Es interpretiert ein Werk für die Geigen, die die Schoa überstanden haben

von Christine Schmitt  08.01.2025