Anlässlich des Jom Haschoa erinnert die Jüdische Gemeinde zu Berlin an den Aufstand im Warschauer Ghetto vor 75 Jahren. Seit neun Uhr morgens werden zudem vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße unter dem Motto »Jeder Mensch hat einen Namen« die Namen der 55.696 von den Nationalsozialisten ermordeten Berliner Juden aus dem Gedenkbuch des Landes Berlin verlesen.
»In einer Zeit, in der das Gedenken an die Schoa immer mehr zu einem inhaltsleeren geschichtlichen Ereignis verkommt, ist es besonders wichtig, den Opfern einen Namen und ein Gesicht zu geben«, sagt Mike Samuel Delberg, Repräsentant der Jüdischen Gemeinde. Wie schon in den vergangenen Jahren wird auch er wieder Namen von Schoa-Opfern verlesen.
Olam Die seit 1996 jährlich stattfindende Namenslesung wird vom Jugendzentrum »Olam« organisiert. Neben Gemeindemitgliedern nehmen auch Schüler des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn an der Lesung teil. Zudem sind alle Berlinerinnen und Berliner aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Die Namenslesung geht noch bis etwa 23 Uhr.
»Ich möchte alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, spontan zum Jüdischen Gemeindehaus zu kommen und Namen zu verlesen«, sagt Delberg. Es sei ein überaus starkes Zeichen der Anteilnahme und der Solidarität, wenn sich auch nichtjüdische Berliner an der Aktion beteiligten, sagt Delberg.
Am Abend werden der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD), sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, zu einer Gedenkveranstaltung im Jüdischen Gemeindehaus erwartet.
Zum Abschluss der Veranstaltung werden am Mahnmal vor dem Gemeindehaus Kränze niedergelegt. Ein Rabbiner wird das Kaddisch sprechen.