Er zählt »zu den staatlichen Auszeichnungen, die im Freistaat Bayern am seltensten verliehen werden«: Dies schreibt der Bayerische Landtag über den Bayerischen Verfassungsorden, der seit 1961 – damals noch als »Verfassungsmedaille« – vom Präsidenten beziehungsweise der Präsidentin des Landtags verliehen wird. Mit dem Orden werden Bürger geehrt, die sich »in besonderer Weise um die Verwirklichung der Grundsätze der Bayerischen Verfassung verdient gemacht haben«, wie es weiter heißt.
Unter den 51 Personen aus ganz Bayern, die die Ehrung vergangene Woche im Rahmen einer Zeremonie im Landtag erhielten, war auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Sie wurde damit für ihr Lebenswerk und insbesondere für ihren Einsatz für Versöhnung und gegen Menschenfeindlichkeit gewürdigt.
Sichtlich berührt und unter stehenden Ovationen des Publikums im voll besetzten Senatssaal des Maximilianeums nahm die IKG-Präsidentin Orden und Urkunde aus den Händen von Landtagspräsidentin Ilse Aigner entgegen. Unter den weiteren Geehrten des Tages waren neben verdienten Bürgerinnen und Bürgern auch einige Prominente: So sind ferner etwa die BR-Journalistin Natalie Amiri, die Leiterin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, Ursula Münch, die Schauspielerin Uschi Glas und die Regisseurin Caroline Link Ordensträgerinnen geworden.
»Zeit für die positive Erzählung und einen guten Plan«
Wie der Orden selbst stand die Verleihung ganz im Zeichen der Werte der 1946 verabschiedeten Verfassung, auf die auch der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel in seiner Festrede einging. Waigel, der von seinen eigenen Begegnungen mit den Vätern der Bayerischen Verfassung berichten konnte, warb auch mit Blick auf die derzeit schwierige Lage um Zutrauen in das politische System: Es gehe eben nicht darum, »die Demokratie zurückzuholen, sondern mit demokratischen Mitteln den demokratischen Prozess zu gestalten«. Bereits zuvor hatte Landtagspräsidentin Ilse Aigner in ihrem Grußwort betont, es sei »Zeit für die positive Erzählung und einen guten Plan«. Sie sei die »Abgesänge« leid, so Aigner.
Charlotte Knobloch zeigte sich im Anschluss an die Zeremonie dankbar für die ihr zuteilgewordene Ehre, gerade für sie als »stolze Bayerin« habe der Verfassungsorden eine besondere Bedeutung. Sie selbst habe als Kind die Staatsordnung »ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen« erlebt, vor der die Verfassungspräambel warnte, und sei anschließend Zeuge geworden, wie die Menschen in Bayern erfolgreich eine Demokratie aufbauten.
In diesem Umfeld hätten auch jüdische Menschen wieder eine Heimat in Bayern gefunden, so Knobloch. Der Verfassungsorden stehe vor diesem Hintergrund für mehr als nur die Anerkennung einer Person: Er sei vielmehr »Ausdruck des staatlichen Grundsatzes, dass jüdisches Leben Teil dieses unseres Landes ist«.