Würzburg

Für Laien und Kinder

Die Gründerin und Direktorin der Hebrew Arts School in Manhattan ist längst im Ruhestand. Doch Begeisterung und Schaffenskraft der inzwischen 90-Jährigen sind noch immer ungebrochen. Das zeigte sie in Würzburg im März 2003. Klaus Hinrich Stahmer von der Musikhochschule Würzburg hatte ein Benefizkonzert mit zeitgenössischer Musik jüdischer Komponisten organisiert. Dabei erklang auch das von Tzipora Jochsberger komponierte Lament und Kaddisch, Musik, die die Erfahrung und den Schmerz des Holocaust ausdrückt.

»Mein Leben galt der Musik« sagt sie, lächelnd, energiegeladen, und mit einem Sprachklang, der noch immer ihre Herkunft verrät. 1920 kommt Hilde Jochsberger im mittelfränkischen Leutershausen zur Welt. Sie besucht in Ansbach den Klavierunterricht, in Heilbronn die Realschule und in Würzburg das Israelitische Lehrerseminar. »Würzburg, das waren wunderbare Jahre für mich«, begeistert sie sich noch heute über diese Studienjahre. 1939 zieht sie zum Musikstudium nach Palästina – und rettet damit ihr Leben. Sie nennt sich nunmehr Tzipora. Sie arbeitet als Musikerzieherin und wird Mitbegründerin des Jerusalemer Musikkonservatoriums.

Musikgeschichte Bei einem Studienaufenthalt in Amerika 1947 findet sie zu ihrem Lebensziel: Sie will über die Musik die Geschichte und die Werte des Judentums vermitteln. 1950 erhält sie einen Ruf nach New York. Dort baut sie die Hebrew Arts School auf, wo Kinder nicht nur ein Musikinstrument, sondern auch die Geschichte von Musik und Tanz sowie die Bedeutung der Musik im jüdischen Leben lernen.

Mit 15 Kindern fängt sie an und entwickelt die Schule über drei Jahrzehnte zu einem der größten amerikanischen Kinder-Konservatorien, dem heutigen Kaufman Center. Nach der Pensionierung beginnt sie 1986 in Israel als Komponistin und Musikforscherin, das Israel Music Heritage Project. Sie erforscht das musikalische Erbe der verschiedenen ethnischen Volksgruppen, insbesondere der Einwanderer aus Nordafrika und Asien.

Grundlagenforschung Dabei entstehen CDs und Dokumentarfilme, und sie bringt die Vielfalt der jüdischen Musikstile in die Konzertsäle. Außerdem entwickelt sie daraus Grundlagen für die Kindererziehung. »Diese pädagogische Arbeit«, sagt Stahmer, »ist für die musikalische Praxis bestimmt: Sie schrieb Werke, die für Kinder und Jugendliche aber auch Fachleute und Laien geeignet sind. Ihr kam dabei das Interesse für die stilistische Vielfalt der Diaspora-Juden entgegen, das sie sammelte und studierte. Offen für alle Anregungen schuf Tzipora Jochsberger ein Œvre, dessen Würdigung noch aussteht.

Bei ihrem rastlosen Schaffen ist Tzipora Jochsberger innerlich jung geblieben. Im Dezember feierte sie in Jerusalem mit Familie und Freunden ihren 90. Geburtstag.

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024