»Das war einer der erschütterndsten Tage meines Lebens.« In sehr persönlichen Worten schilderte Elke Büdenbender, wie sie wenige Tage nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 mit ihrem Mann, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, in Israel mit Betroffenen gesprochen habe. Es werde aus ihrer Sicht sehr lange dauern, diese Traumata zu bewältigen. »Umso wichtiger ist die schnelle Hilfe durch Organisationen wie die WIZO«, sagte sie.
Deutschlands Erste Frau im Staate war Ehrengast des Patenschaftsballs der Kölner WIZO (Women’s International Zionist Organization) und betonte in ihrer Rede, dass es »Hunger und Zerstörung ohne den Angriff der Hamas nicht gegeben hätte«. Sie stellte unmissverständlich klar: »Dafür trägt allein die Hamas die Schuld.«
Rund 250 Gäste waren in die festlich geschmückte Wolkenburg gekommen, um die Projekte der nach eigenen Angaben weltweit größten Frauenorganisation mit mehr als 200.000 Mitgliedern durch die Übernahme von Patenschaften bei dieser »WIZO-Nacht für Kinder« zu unterstützen. »Kinder sind unsere Zukunft, und unsere Zukunft muss endlich friedlich werden«, unterstrich Büdenbender und würdigte das Engagement der WIZO als »Friedensarbeit«. Die Verwaltungsrichterin fügte hinzu: »Wenn wir die Spirale der Gewalt und des Hasses durchbrechen wollen, müssen wir uns um die Kinder kümmern.«
Elke Büdenbender würdigte das Engagement der WIZO als »Friedensarbeit«.
Mit einer Patenschaft über 500 Euro kann ein jüdisches, christliches oder muslimisches Kind ein Jahr lang in einer der rund 800 Einrichtungen von WIZO in Israel unterstützt werden. Die Wohltätigkeitsorganisation betreibt seit mehr als 100 Jahren soziale Projekte für benachteiligte Menschen, vor allem für Kinder und Frauen – unabhängig von deren Herkunft oder Religion.
Wie schwierig die Arbeit geworden ist, machte Orly Licht von den Kölner WIZO-Damen sowie Vizepräsidentin von WIZO Deutschland deutlich: »Vor einem Jahr stand ich in diesem Saal und hielt eine Rede über unseren Schmerz und unsere Trauer nach dem Massaker, und heute befindet sich Israel an mehreren Fronten im Krieg.«
»Die Welt der Juden ist mittlerweile eine andere«
Es breche den WIZO-Frauen das Herz, wenn junge Menschen, die noch vergangenes Jahr in einer der Institutionen der Organisation das Abitur gemacht hätten, nun als gefallene Soldaten gemeldet würden. »Die Welt der Juden ist mittlerweile eine andere, unsere Welt ist eng geworden, und man hat den Rückzug angetreten in eine Welt, die nur noch Platz für Vertrautes und Verlässliches bietet.«
In Israel kursiere derzeit der Begriff des kollektiven Traumas, in dem sich eine ganze Nation befindet. Umso entscheidender komme es daher auf die WIZO und ihre Hilfsangebote an. Orly Licht wies in diesem Zusammenhang auf verschiedene Projekte unter den 31 von WIZO Deutschland und damit auch aus Köln geförderten Maßnahmen in Israel hin, zuletzt etwa ein Therapiezentrum und ein Wohnheim.
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hob als Schirmherrin der Veranstaltung in der Wolkenburg hervor: »In diesen Zeiten kommt es ganz besonders auf den Zusammenhalt an, und da stehen wir fest an der Seite unserer Freunde in Israel.«
WIZO-Welt-Präsidentin Anat Vidor zeigte sich dankbar für die große Unterstützung.
Das zeigten bei der von Katja Burkard und Ralph Morgenstern moderierten Veranstaltung durch ihre Anwesenheit auch prominente Vertreter der Stadtgesellschaft – etwa der ehemalige Oberbürgermeister Jürgen Roters, der Präsident des 1. FC Köln, Werner Wolf, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, Abraham Lehrer, sowie aus dem Karneval Vertreter der Roten Funken, des Treuen Husar und der Kölschen Kippa Köpp.
»Sicherung der Widerstandsfähigkeit und Stärke der israelischen Gesellschaft«
Neben den Präsidentinnen von WIZO Deutschland, Nicole Faktor, sowie der Niederlande, Michaja Wiener, war auch die WIZO-Welt-Präsidentin an diesem Abend aus Israel an den Rhein gekommen. »Heute spielt die WIZO mehr denn je eine führende Rolle bei der Sicherung der Widerstandsfähigkeit und Stärke der israelischen Gesellschaft und bei der Verteidigung des unveräußerlichen Rechts Israels, als souveränes und demokratisches Heimatland des jüdischen Volkes zu existieren«, betonte Anat Vidor. Sie zeigte sich dankbar »für die unglaubliche Unterstützung der WIZO aus Deutschland an diesem Abend der Hoffnung«.
Was der seit Anfang des Jahres amtierenden Welt-Präsidentin in Köln besonders aufgefallen ist: »Die enorme Unterstützung auch von nichtjüdischen Personen, das habe ich so noch nicht erlebt.«
Für ihr besonderes Engagement erhielt Orly Licht aus den Händen von Nicole Faktor und Anat Vidor die höchste Auszeichnung, die die Organisation zu vergeben hat: den nach der Gründerin Rebecca Stieff benannten Preis. In den frühen Morgenstunden schlugen nach einer rauschenden Ballnacht in Köln 529 neue Patenschaften für Kinder in Israel zu Buche.