Berlin

Für die Schule auf die Straße

Kümmert euch um unsere Schule», «Mendelssohn würde sich im Grab umdrehen» oder «Mitsprache über die neue Schulleitung» – mit selbst angefertigten Plakaten, mit Rasseln, Hupen und Sprechchören sind am Mittwochnachmittag laut Polizeiangaben rund 250 Schüler des Moses-Mendelssohn-Gymnasiums in Berlin für ihre Schule auf die Straße gegangen.

Vom Hauptgebäude des Gymnasiums in der Großen Hamburger Straße zogen sie entlang der Oranienburger Straße vor den Sitz des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Gideon Joffe, um ihn aufzufordern, den Lehrern höhere Gehälter zu zahlen und mehr Geld in ihre Schule zu investieren. In einer vorab von den Schülern entworfenen Resolution hieß es, der Fortbestand des vor 20 Jahren gegründeten Gymnasiums sei in Gefahr, wenn die Gemeinde als Träger der Schule ihrer Verantwortung nicht gerecht werde.

Verwunderung Der Gemeindevorsitzende Joffe setzte sich von Beginn der Demonstration – zur Verwunderung einiger, zum Spott anderer – an die Spitze des Protestzuges und ging gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen den Weg in die Oranienburger Straße. «Erst einmal muss man sagen, es ist unglaublich, was ihr heute auf die Beine gestellt habt», sagte Joffe gleich zu Beginn und wollte für Aufklärung sorgen.

Der Vorstand der Gemeinde steht seit Längerem in der Kritik, Zusagen gegenüber dem Gymnasium nicht eingehalten zu haben. Auch in einem Protestschreiben der Eltern Mitte August wurde die deutlich schlechtere Bezahlung der Lehrer im Vergleich zu staatlichen Schulen sowie die mangelhafte Ausstattung moniert. So sollen die Lehrer des Jüdischen Gymnasiums rund 19.000 Euro weniger pro Jahr verdienen als an einer staatlichen Schule.

Der Schülersprecher David Weinstock las die Resolution vor und wurde dabei immer wieder durch Jubel und Beifall unterbrochen. Dass den Schülern ihr Gymnasium am Herzen liegt, wurde mehr als deutlich.

Sprechchöre «Einige Fakten müssen heute benannt werden. Das Jüdische Gymnasium wird immer existieren. Unter dem Dach der Jüdischen Gemeinde zu Berlin», sagte Gideon Joffe und versicherte den Schülern seine «100-prozentige» Solidarität. Unterbrochen von Sprechchören wie «Joffe muss weg» und Buhrufen, versprach der Gemeindevorsitzende, «den Lehrern, den Erziehern und den restlichen Mitarbeitern der Jüdischen Gemeinde» entgegenzukommen. «Wir werden noch in diesem Jahr damit beginnen, die Gehälter zu erhöhen.» Die Forderungen der Lehrer würden zu «100 Prozent erfüllt»

Jan Mönikes, einer der beiden Elternsprecher, zeigte sich nach der Demonstration zufrieden. «Ich glaube, es ist deutlich geworden, dass die Schüler wissen, worum es geht.» Die «zugesagte Lohnerhöhung für die Lehrer» habe Mönikes bisher noch nicht so konkret gehört. «Wenn Joffe sich an diese Zusage hält, dann haben die Schüler heute einen tollen Erfolg für die Schule erzielt.» Allerdings müsse man abwarten, ob den Worten Taten folgten.

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  21.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025

Feiertage

Hymne auf die Freiheit

Der Alexander-Moksel-Kindergarten führte im Gemeindezentrum ein Pessach-Musical auf

von Vivian Rosen  17.04.2025

Berlin

Mazze als Mizwa

Das Projekt »Mitzvah Day« unterstützt die Berliner Tafel mit einer Lebensmittel-Spende

von Katrin Richter  17.04.2025

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025

Jewrovision

»Schmetterlinge im Bauch«

Nur stilles Wasser trinken, noch einmal gut essen, dann geht es auf die Bühne. Die Moderatoren Masha und Gregor verraten, wie sie sich vorbereiten und mit dem Lampenfieber umgehen

von Christine Schmitt  16.04.2025

München

Hand in Hand

Ein generationsübergreifendes Social-Media-Projekt erinnert an das Schicksal von Schoa-Überlebenden – Bayern-Torwart Daniel Peretz und Charlotte Knobloch beteiligen sich

von Luis Gruhler  15.04.2025

Literatur

Die Zukunft Israels hat längst begonnen

Der Schriftsteller Assaf Gavron stellte im Jüdischen Gemeindezentrum seinen aktuellen Erzählband vor

von Nora Niemann  14.04.2025