Große Freude bei der Jüdischen Gemeinde zu Berlin: Das Jugendzentrum »Olam« wird vom Berliner Senat gefördert. Bis Ende 2025 soll es insgesamt 450.000 Euro erhalten. Das bestätigt Ilan Kiesling, Pressesprecher der Jüdischen Gemeinde. »Das Jugendzentrum Olam soll eine Förderung von 150.000 Euro für das verbleibende Jahr durch Haushaltsmittel erhalten«, sagt ein Sprecher der Senatsverwaltung auf Anfrage. Die Mittelübertragung an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, die für die Zuwendung verantwortlich ist, sei bereits eingeleitet.
Falko Liecke (CDU), Familien- und Jugendstaatssekretär, kündigte an, dass der Förderantrag zeitnah beschieden werde. Geplant sei, dass zum 1. August eine erste Tranche der für die zweite Jahreshälfte 2024 vorgesehenen 150.000 Euro für das Olam an die Jüdische Gemeinde ausgezahlt werde. Im kommenden Jahr sollen weitere 300.000 Euro an das Jugendzentrum gehen.
Anlass für die Förderung sei die wachsende Zahl jüdischer Kinder, die aus Sorge vor Attacken reguläre Schulen und Kitas verlassen haben und denen aktuell Anlaufstellen für angstfreie Freizeitbeschäftigungen fehlen. Für sie will das Olam stärker als bislang Anreize schaffen, um das Vertrauen in die Sicherheit jüdischer Einrichtungen wiederherzustellen und die Gemeinschaft zurückzubringen.
»Frei von Sorgen die Identität leben können«
Aufgabe des Jugendzentrums sei es, einen Ort zu gestalten, an dem die Teilnehmenden »frei von Sorgen ihre Identität leben können«, heißt es im Antragsschreiben der Jüdischen Gemeinde vom 1. Juli, das der Jüdischen Allgemeinen vorliegt. »Unser Jugendzentrum ist ein beliebter Treffpunkt für jüdische Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 18 Jahren, unabhängig von ihrer religiösen Ausrichtung.«
Bisher hätte der Schwerpunkt bei der Arbeit im Juze auf der Stärkung der deutsch-jüdischen Identität gelegen. Doch seit dem 7. Oktober 2023 erlebe die jüdische Gemeinschaft in Deutschland eine Welle des Antisemitismus. »Kinder, Jugendliche und ihre Familien sorgen sich wegen körperlicher und verbaler Angriffe aufgrund ihrer sichtbaren religiösen Zugehörigkeit«, heißt es im Schreiben. Es gebe Bedenken, Einrichtungen der Jüdischen Gemeinde zu besuchen.
»Unsere Gemeinschaft sieht sich mit Morddrohungen und Hass konfrontiert, mit denen unsere Kinder und Jugendlichen nicht umgehen können«, wird festgehalten. Das führe dazu, dass jüdische Kinder und Jugendliche größtenteils in ihrer Blase blieben und ein sorgenfreier Austausch, außer im privaten Kontext, kaum mehr möglich ist. Deshalb sei es wichtig, sichere Räume zu schaffen. Ebenso soll das Selbstverständnis, als Jude in Deutschland zu leben, wiederaufgebaut werden, teilt Alexander Freier-Winterwerb (SPD), Sprecher für Kinder, Jugend, Familie mit.
Die Herausforderungen seien in einer Zeit, in der Antisemitismus auch in Berlin stärker werde und den Alltag von Jüdinnen und Juden zunehmend bedrohe, enorm. »Wir sind uns einig, dass wir dafür sorgen müssen, dass es eine deutliche Ausweitung des Angebots braucht, um die Kinder und Jugendlichen zu stabilisieren und ein wenig mehr Freude in ihr Leben zu bringen«, sagt Freier-Winterwerb.
Sonntags ist immer Juze-Tag – mit Sport, Musik und vor allem Spaß.
Das Olam bietet ein vielfältiges Programm an, das neben Sport, Musik, Kunst und Sprachen auch jüdische Themen umfasst. Der Sonntag ist seit jeher der klassische Juze-Tag. Ebenfalls werden Ferienprogramme auf die Beine gestellt. Weitere geplante Erweiterungen seien die Einrichtung eines Batmizwa-Klubs, Gesangsunterricht im Ton- und Videostudio, Koch- und Musikinstrumentenkurse, Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung sowie Hebräisch- und weitere Sprachkurse.
Mit der Förderung reagiert die CDU-geführte Kulturverwaltung auch auf Kritik daran, von den für den Kampf gegen Antisemitismus in den Doppelhaushalt vorgesehenen Geldern bislang nur einen Bruchteil ausgegeben zu haben. 20 Millionen Euro hatte das Abgeordnetenhaus eigens dafür in den Haushalt Referat Engagement- und Demokratieförderung speziell zur Prävention von Antisemitismus eingestellt.
Eingehende Anträge und Entscheidung über die jeweilige Förderung
Das Olam dürfte als eine der ersten Einrichtungen davon profitieren. »In den nächsten Tagen wird es einen öffentlichen Förderaufruf geben, im Zuge dessen sich Projekte, die sich gegen Antisemitismus wenden, um eine Förderung bewerben können«, kündigte der Sprecher der Senatsverwaltung an. Eingehende Anträge würden dann geprüft, und anschließend werde über die jeweilige Förderung entschieden.
Initiativen wie »meet 2respect« oder die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) warten noch auf die Entscheidung, ob sie bei der Förderung berücksichtigt werden. Es sei für sie dringend nötig, ihre Arbeit in der derzeitigen Situation weiter aufstocken zu können, teilen sie mit.
Ein weiterer Topf ist beim Beauftragten für Kirchen, Religion und Weltanschauungsgemeinschaften verortet – mit diesem Geld sollen die jüdischen Gemeinden in Berlin gefördert werden.