Sternzeichen Fische: »Die Zeiten des Herzschmerzes sind endlich vorbei!«, Sternzeichen Stier »Du bist die Queen der Nachträglichkeit und langsam ist es Zeit, deine Krone abzugeben.« Was im EDAskop steht, muss zwar nicht immer zutreffen, aber es ist recht unterhaltsam. Und wer schaut in Zeitschriften nicht auch zuerst auf die kleinen Hinweise aus den Sternen oder liest etwa die Seite mit Fails oder Witzen? Warum nicht also auch im EDA-Magazin?
Die 80-seitige Publikation des Jüdischen Studierendenunion (JSUD) ist aber nicht nur so ein lustiges Blättchen, es zeigt Realitäten auf, mit denen junge Jüdinnen und Juden konfrontiert sind: den Hamas-Terror des 7. Oktober 2023 und dessen Folgen, die Situation jüdischer Studierender an den Unis. Es möchte vor allem aber auch die Vielfältigkeit junger Jüdinnen und Juden zeigen.
Das Heft ist am Montagabend mit dem Ehrenamtspreis für jüdisches Leben ausgezeichnet worden. In der Kategorie »unter 27« verliehen Felix Klein, der Beauftragte für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung an das junge Team um JSUD-Präsidentin Hanna Veiler und Magazin-Chef Richard Ettinger.
Der 7. Oktober 2023 änderte alles.
EDA, das kurz vor dem 7. Oktober 2023, wie Ettinger beschrieb, geplant wurde, musste nach dem 7. Oktober komplett neu gedacht werden. »Unsere Vorhaben waren für die nächsten drei Monate stillgelegt«, sagt der Student. Das Team habe natürlich die Themen, die es sich vorher überlegt hatte, auch aufgegriffen, »aber der 7. Oktober, der so ein einschneidendes Erlebnis in der jüngsten Vergangenheit für uns war, sollte Thema werden.« Aufarbeiten, ohne in der Vergangenheit zu verharren, das war das Credo.
Hanna Veiler liegt besonders daran, die Themen der jungen jüdischen Community in Deutschland in den Mittelpunkt zu stellen. Denn, sie »ist unglaublich divers und vielfältig. Alle diese jungen Stimmen brauchen einen Raum, in dem sie miteinander in Diskurs gehen können und ihre vielfältigen Geschichten mit ihrer eigenen lauten Stimme erzählen können.« Das Team zeigt, das es eben auch anders geht und dass der Alltag von Jüdinnen und Juden sich eben nicht komplett um Antisemitismus dreht. Partnersuche, Unileben, na und eben der Blick in die Sterne. Alles das kann EDA, und dafür stehen die sechs jungen Frauen und Männer am Montag in der James-Simon-Galerie.
Verständigung und einander kennenlernen.
Auch drei Frauen aus Magdeburg sind am Montagabend auf der Bühne. Sie vertreten »BeReshith«, ein Frauennetzwerk aus Sachsen-Anhalt, das seit 1999 – und seit 2004 als Verein – mit lokalen Gruppen in Oschersleben, Halle und vielen anderen Orten, Begegnungen von jüdischen und nichtjüdischen Frauen in sozialen und kulturellen Bereichen und fördern will.
Auch sie werden für ihre Arbeit mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet, denn ihre Arbeit kann das Bewirken, was sooft im Alltag fehlt: Verständigung und das Einander kennenlernen. So wie das Projekt, woran sich Ella Rublow von »BeReshith« gern erinnert: Eine Zusammenarbeit mit einem Sinti- und Roma-Verein. 127 Frauen engagieren sich bei »BeReshith« – auch während der Pandemie arbeitet der Verein zusammen – digital. »Es war sehr schön zu sehen, wie auch ältere Frauen sich vorbereitet haben«, sagt Rublow.
EDA und BeReshith, beide stehen für das Engagement, für Verständigung, für die Vermittlung von Identität, die alle vier Redner an diesem Abend – Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Felix Klein, Daniel Botmann und Marco Buschmann (FDP) – betonen.
Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft
30 Millionen Menschen engagierten sich ehrenamtlich, hob Charlotta Bjelfvenstam, die durch den Abend führte, hervor. »Ehrenamt«, betont auch Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann, »das ist gelebte Demokratie«.
Was man allerdings nicht hinnehmen dürfe, ist, »dass Menschen bedroht werden oder darüber nachdenken müssen, ihren Wohnort wechseln zu müssen, weil sie beispielsweise gegen Antisemitismus kämpfen«. Ohne Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft überlege man es zweimal, ob man so ein Leben möchte.
»Denn fast noch schlimmer als die Angst vor Angriffen, ist das Gefühl, dass da niemand wäre, der einschreiten und sich schützend vor dich stellen würde. Es ist auch an uns, dass wir gesamtgesellschaftlich etwas dafür tun und leisten, dass Demokratiearbeit kein Risikofaktor ist!«
Justizminister Buschmann nahm auch den Staat in die Verantwortung. Dieser müsse dafür sorgen, dass jüdisches Leben geschützt würde. »Weil es eben um das Besondere des Jüdischseins geht.« Buschmann betonte: »Ich finde, wir müssen diesen ganzen Deutschtümlern, die da neuerdings rumrennen und leider auch beachtliche Erfolge erzielen, noch eins sagen: Deutschsein ist doch keine Frage der Biologie oder der Religion. Deutschsein ist eine Idee und spätestens mit unserem Grundgesetz ist diese Idee mit der Würde des Menschen verbunden, die unantastbar sind.« – »eine Art generischen Singular«.
Die Welt zu einem besseren Ort machen
Felix Klein, der den Ehrenamtspreis für jüdisches Leben nun bereits zum dritten Mal auslobt, wandte sich mit warmen Worten an die vielen Ehrenamtlichen: »Sie schaffen Räume, in denen Austausch stattfinden und Gemeinschaft erlebt werden kann. Sie investieren ihre Zeit und Energie, um das soziale Netz zu kräftigen, das uns auf vielfältige Art und Weise zusammenhält. Daher richten wir unsere Augen auf sie alle und das Licht, das sie in diese Welt bringen, um sie zu einem guten oder zumindest zu einem besseren Ort zu machen.«
Und dieses Licht, das besang auch das Trio Folkadu, das das Publikum und die Preisträger an diesem Abend musikalisch umarmte, in einem Lied, das den Übergang von der Dunkelheit zum Licht beschreibt, wie die Sängerin und Trompeterin Yael Gat, die gemeinsam mit ihren beiden Musikern Doron Furman am Oud und Simon Japha am Akkordeon, auf der Bühne stand, erklärte. Das Licht ist stärker als die Dunkelheit. Und Engagierte wie die Frauen von BeReshith oder die jungen Frauen und Männer vom EDA-Magazin sind es auch.