Interview

Fünf Minuten mit

Joshua Spinner über das Rabbinerseminar zu Berlin, Studenten, Abschlüsse und Finanzen

von Olaf Glöckner  04.09.2012 13:09 Uhr

Rabbiner Joshua Spinner Foto: Marco Limberg

Joshua Spinner über das Rabbinerseminar zu Berlin, Studenten, Abschlüsse und Finanzen

von Olaf Glöckner  04.09.2012 13:09 Uhr

Herr Rabbiner, welche Ausrichtung hat Ihr Seminar, welches Wissen und welche Werte werden vermittelt?
Wir sind die Nachfolgeeinrichtung des Hildesheimerschen Seminars, haben den gleichen Namen und werden von den Nachfahren der damaligen Lehrkräfte unterstützt, einschließlich der Familie Hildesheimer. Unser Ethos besteht darin, junge Rabbiner zu befähigen, unveränderliche Werte und ein entschlossenes Festhalten an der Halacha in zeitgemäßer Sprache zu vermitteln. Dazu bedarf es eines rigorosen Studiums der traditionellen Texte, der rabbinischen Schriften und akademischer Ausbildung.

Wie viele Studenten sind derzeit eingeschrieben?
Gegenwärtig haben wir acht Studenten. Das Aufnahmeverfahren verläuft sehr gründlich, sodass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass die meisten Studenten auch zu Ende studieren. Bisher hatten wir nur einen einzigen Studienabbrecher.

Ist das Curriculum so anspruchsvoll, wie es einige Stundenten meinen?
Die mündlichen Prüfungen durch unseren Rektor sind berühmt für ihre Gründlichkeit. Die Grundanforderungen beim Studium von Talmud und Halacha haben bei uns ein vergleichbares Level mit weltweit führenden Rabbinerschulen. Die große Anzahl ergänzender Fächer und Studien, unter anderem Recht, Liturgie, jüdische Geschichte, Rhetorik, Public Relation, Projektmanagement und Sozialpädagogik ergibt zusammen mit den Praktika ein wirklich forderndes Programm.

Im letzten Jahr gab es überhaupt keine Ordination, jetzt auf einen Schlag vier.
Das Seminar hat die Abschlüsse der Jahre 2011 und 2012 zusammengefasst. Wir finden es nicht nötig, jedes Jahr ein großes Event abzuhalten. Die Einrichtung zieht es vor, gute inhaltliche Arbeit zu tun, ohne es immer lautstark nach außen zu bringen.

Ist die Finanzierung des Hildesheimerschen Seminars schon langfristig abgesichert?
Nein. Wir hoffen, dass das Bundesinnenministerium den Wert unserer Einrichtung für dieses Land erkennt und damit beginnt, uns direkt zu unterstützen, so wie es dies für das Abraham Geiger Kolleg tut. Das würde nicht nur die Zukunft unseres Rabbinerseminars auf eine solidere Grundlage stellen, sondern auch die Rolle der Bundesregierung als einer neutralen und die jüdischen Strömungen gleichberechtigt unterstützenden Institution hervorheben. Im Moment tut der Zentralrat alles in seinen Kräften Stehende, um unseren Lehrbetrieb fortzusetzen und aufrechtzuerhalten, und dafür sind wir ihm zutiefst dankbar.

Rabbiner Joshua Spinner ist Gründungsdirektor des Rabbinerseminars zu Berlin und Vizepräsident der Ronald S. Lauder Foundation. Mit ihm sprach Olaf Glöckner.

Interview

»Es war ein hartes Jahr«

Yana Naftalieva über das Treffen der World Union of Jewish Students in Berlin, Antisemitismus an Universitäten und ihre Wünsche für 2025

von Joshua Schultheis  27.12.2024

Wien/Frankfurt

Generationen verbinden

Das ZWST-Projekt »Adopt a Safta/Saba« erhält den Alexander Friedmann-Preis

von Stefan Schocher  27.12.2024

Chanukka-Umfrage

»Wir brauchen das Licht«

Was für Lieblingssymbole haben Gemeindemitglieder? Und wie verbringen Familien das Fest, wenn ein Partner Weihnachten feiern möchte? Wir haben nachgefragt

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt  25.12.2024

Berlin

Wenn Hass real wird

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss sozialer Medien

von Alicia Rust  23.12.2024

Interview

»Wir sind neugierig aufeinander«

Amnon Seelig über die erste Konferenz des Kantorenverbandes, Lampenfieber und das Projekt Call a Kantor

von Christine Schmitt  22.12.2024

Porträt der Woche

Ein Signal senden

David Cohen ist Geschäftsführer eines Unternehmens und setzt sich gegen Judenhass ein

von Matthias Messmer  22.12.2024

Soziale Medien

In 280 Zeichen

Warum sind Rabbinerinnen und Rabbiner auf X, Instagram oder Facebook – und warum nicht? Wir haben einige gefragt

von Katrin Richter  20.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024