Herr Naor, am kommenden Wochenende werden rund 200 Gemeindevertreter nach Hamburg kommen. Was bedeutet der Gemeindetag für Sie?
Wir freuen uns sehr, dass die Teilnehmer des Gemeindetages am Freitag zum Gottesdienst Gäste in der Synagoge sein werden. Es ist für uns auch eine tolle Chance, uns zu präsentieren. Nachdem man viele Jahre wenig und wenn, dann nicht unbedingt Positives aus Hamburg gehört hat, können wir die guten Entwicklungen, die im Inneren schon angekommen sind, auch nach außen tragen und uns den anderen Gemeinden Deutschlands bekannter machen. Der Gemeindetag ist ja eine Veranstaltung des Zentralrats, insofern sind wir eigentlich genauso Gäste wie die anderen Besucher. Wir freuen uns aber sehr, dass das Treffen erstmalig bei uns in Hamburg stattfindet.
Welche positive Entwicklung gab es in den vergangenen Jahren aus Ihrer Sicht?
Als wichtigste Neuerung ist sicherlich zu nennen, dass wir mit Shlomo Bistritzky endlich wieder einen Landesrabbiner haben. Er bringt so viele eigene Ideen und neue Energie mit ein, und eine jüdische Gemeinde braucht einfach einen Rabbiner. Zudem ist das Wachstum unserer Schule wunderbar, zumal es deutschlandweit außer uns nicht sehr viele weiterführende jüdische Schulen gibt. Insgesamt hat sich die Stimmung sehr verbessert, Mitglieder, die in den vergangenen Jahren ausgetreten waren, auch wegen der internen Querelen, treten wieder ein, die Besucherzahl bei den Gottesdiensten steigt, und wir erreichen wieder viel mehr junge Leute, was eines unserer wichtigsten Ziele war. Das sind alles sehr positive Entwicklungen.
Was macht denn das jüdische Leben in Hamburg aus?
Hamburg gehört nicht zu den größten Gemeinden Deutschlands, und ich denke, dafür haben wir eine Vielzahl an Angeboten. Wir versuchen, über uns hinauszuwachsen, dazu gehört der Aufbau des neuen Jugendzentrums wie eben auch die Schule. Das Besondere ist sicherlich auch die Vielfalt in der Stadt. Schon seit Langem gibt es die persische Gemeinde mit ihren Einflüssen aus der orientalischen Welt, die an die Tradition der früheren portugiesischen und spanischen Juden in Hamburg anknüpft.
Was sollten sich Ihre Gäste in Hamburg ansehen?
Ich würde empfehlen, das Grindelviertel zu besuchen. Dort findet momentan eine wahre Rennaissance statt. Dazu kann man an jeder Ecke zahlreiche Stätten des jüdischen Lebens und Wirkens entdecken. Natürlich auch in Altona, insbesondere auf dem jüdischen Friedhof, über den der israelische Oberrabiner bei seinem Besuch sagte, er habe noch nie eine solche Ansammlung von Rabbinern und Gelehrten wie dort gesehen.
Mit dem Gemeindevorstand aus Hamburg sprach Moritz Piehler.