Herr Bloch, die Zentralwohlfahrtsstelle (ZWST) hat 250 Stellen aus dem Bundesfreiwilligendienst beantragt. Warum?
Dass die ZWST als Dachorganisation diese Aufgabe übernahm, war selbstverständlich. Nicht viele Gemeinden verfügen schließlich über das nötige Know-how und die erforderlichen Verwaltungskapazitäten, um selbst erfolgreich die nötigen Anträge stellen zu können. Der Bundesfreiwilligendienst ist jedoch für die jüdischen Gemeinden eine gute Möglichkeit und Chance, geeignete Menschen als Mitarbeiter zu gewinnen.
Wie läuft die Teilnahme an diesem Programm des Bundesinnenministeriums konkret ab?
Wir hatten die Gemeinden in einem Rundschreiben über die Möglichkeit, Bundesfreiwilligendienst-Stellen zu beantragen, informiert. Rund 20 Gemeinden haben daraufhin ihr Interesse angemeldet. Im Moment sind wir noch damit beschäftigt, die ganze Organisation unter Dach und Fach zu bringen. Wann es exakt losgeht, wissen wir daher noch nicht genau.
In welchen Bereichen können diese Freiwilligen eingesetzt werden? Wo wären sie Ihrer Meinung nach am sinnvollsten?
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Freiwilligen im sozialen Bereich sehr wertvoll sein werden, und zwar nicht nur in der Seniorenbetreuung, sondern auch in der Arbeit mit Jugendlichen. Dadurch, dass eben nicht nur eine Altersgruppe, sondern ältere und jüngere Menschen, die wahrscheinlich auch eine ganze Reihe unterschiedlicher Sprachen wie Deutsch, Russisch oder Hebräisch beherrschen, diesen Dienst verrichten können, sind die Möglichkeiten breit gefächert. Über das konkrete Einsatzgebiet entscheiden dann jeweils die Gemeinden vor Ort.
Können sich eigentlich auch noch Gemeinden, die bislang noch nicht auf das Rundschreiben geantwortet hatten, kurz entschlossen bewerben?
Das kommt darauf an, wie schnell die 250 Plätze vergeben sind. Im Moment ist noch nicht geplant, die Zahl der Stellen aufzustocken, aber vielleicht wird dies später geschehen – und so lange gilt: Wenn’s voll ist, ist es voll.
Schon kurz nach dem Start hieß es in zahlreichen Kommentaren und Artikeln, dass der Bundesfreiwilligendienst ein veritabler Flop sei ...
Und nun ist er eine Erfolgsgeschichte. 35.000 Stellen wurden schon besetzt, und der Bedarf ist immer noch sehr groß – wie auch das Interesse von Leuten, die gern im Rahmen des Programms arbeiten wollen. Nein, ein Flop ist der Bundesfreiwilligendienst ganz sicher nicht, sondern eine wirklich gute Sache.
Mit dem Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland sprach Elke Wittich.