Herr Karch, als Finalist des Sukka-City-Wettbewerbs wurde Ihre Laubhütte in New York ausgestellt. War das für Sie eine besondere Ehre?
Ja natürlich. Als mich die Nachricht der Jury Ende August erreichte, klang das wie eine Chance, die nicht oft im Leben kommt: das man seine Arbeit mitten in New York präsentieren darf.
Wie sind Sie an die Umsetzung gegangen?
Wir standen unter großem Zeitdruck. Als wir gefragt wurden, ob wir unseren Entwurf realisieren könnten, hatten wir nur noch drei Wochen Zeit. Wir haben sofort Kontakte nach Brooklyn aufgenommen, sehr schnell auch digitale Daten ausgetauscht, und dann Verabredungen mit lokalen Handwerkern getroffen, die mit den Arbeiten begannen, bevor wir in New York eintrafen.
Was war das Spezielle Ihres Entwurfes?
Die Gestaltung bezieht sich auf die Übersetzung des Wortes Sukka, das ja nicht nur Hütte sondern auch Busch, Gestrüpp oder Versteck bedeutet. Dabei haben wir Oliven- mit Walnuss- und Ahornholz verbunden, somit israelische und amerikanische Aspekt fusioniert, in diesem Sinne auch Kulturkreise verbunden. Dann hatte der Entwurf noch das stürzende Element, die Neigung nach Osten. Und schließlich der Bezug zu Konrad Wachsmann, dem deutsch-jüdischen Architekten und Ingenieur, der sehr lange am universellen Knoten geforscht hat. Wir konnten auf diese Forschung zurückgreifen, computergestützt unterschiedliche, nicht serielle Knoten verbinden. Daraus entstand eine zeitgemäße architektonische Übertragung des Gedankens der Sukka als Gestrüpp.
Welche Reaktionen gab es in New York?
Die jüdische Gemeinschaft hat sich sehr dafür interessiert. Die Hauptfrage war immer, ob das koscher sei. Verschiedene Experten, darunter auch Rabbiner, haben uns bestätigt, dass unser Entwurf den jüdischen Religionsgesetzen entspricht.
Was passierte mit der Hütte nach der Ausstellung auf dem Union Square?
Das Center for Jewish History wollte unsere Sukka ausstellen. Es gab aber Probleme beim Transport. Ich hoffe, diese konnten schließlich gelöst werden. Sukka-City war aber von Beginn an als zeitlich begrenzte Aktion geplant, in der Ausstellung auf dem Unon Square lag unser Hauptaugenmerk.
Sie sind nicht jüdisch. Wie kamen Sie überhaupt dazu, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen?
Mich hat der Ausschreibungstext gereizt, und dabei besonders die Frage, ob man diese jahrtausendealte Tradition in die heutige Zeit übertragen und mit modernen, computerbasierten architektonischen Mitteln umsetzen kann. Die Veranstalter ha-
ben die religiösen Regeln kurz und nachvollziehbar erklärt und uns, die wir nicht aus dem Religionskreis kommen, damit sehr geholfen.
Ihr Entwurf war einer von 600. Sie waren unter den 12 Finalisten, die überwiegend aus den USA kamen, der einzige Deutsche. Welche Rolle spielte das?
Wir waren durchaus auf kritische Fragen vorbereitet, haben uns aber auch über die Souveränität der Jury gefreut, die offenbar kein Problem damit hatte, dass wir als einziges deutsches Team zu den Gewinnern zählten. Aber natürlich erregte die Tatsache, dass ich aus Deutschland stamme, schon einige Aufmerksamkeit.
Werden Sie zukünftig in Ihrer Arbeit weiter jüdische Themen berücksichtigen?
Das war eine sehr besondere Erfahrung in New York. Mich hat das Thema gepackt. Ich werde versuchen, dranzubleiben.
Mit dem Berliner Architekten sprach Detlef David Kauschke.