Ulm

Fünf Jahre, eine Rolle

Torarolle unterwegs: vom Ulmer Rathaus zur neuen Synagoge am Weinhof Foto: Brigitte Jähnigen

Mit einem Umzug vom Ulmer Rathaus zur neuen Synagoge am Weinhof ist am Sonntag eine neue Torarolle in die Synagoge eingebracht worden. Die kleine Gemeinde hat allen Grund, stolz zu sein. Sie finanzierte ihre Torarolle zu einem Großteil selbst. Und es ist eine Torarolle, die bundesweit erstmals in einem Landtag weitergeschrieben wurde.

Die letzten sechs Buchstaben allerdings schrieb Rabbiner Schneur Trebnik im Ulmer Rathaus. Mit dem Einbringen der neuen, dritten Torarolle wurde zugleich das fünfjährige Bestehen der Ulmer Synagoge gefeiert.

fest Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, nahm das Fest am Sonntag zum Anlass für klare Worte. In einer Anschlagsserie war die Ulmer Synagoge in den vergangenen Monaten immer wieder beschädigt worden. Eine Videokamera hatte die Taten und mehrere Zeugen aufgezeichnet.

Der oder die Täter allerdings haben sich bis heute nicht gestellt. »Ob das Vandalismus war oder Antisemitismus, ist gleichgültig«, sagte Abraham Lehrer im Ulmer Rathaus. Tatsache sei: Menschen schreckten nicht davor zurück, Hand an eine Synagoge zu legen. »Antisemitismus ist in allen Gesellschaftsschichten zu finden«, mahnte Abraham Lehrer zu Wachsamkeit.

Der Bau in unmittelbarer Nähe zur alten, von den Nazis zerstörten Synagoge wurde viele Jahre lang für völlig unrealistisch gehalten. Rabbiner Schneur Trebnik gestand in einer bewegenden Rede im Ulmer Rathaus am Sonntag: »Vor 17 Jahren, als ich, meine Frau Chani und unsere Tochter Mushka aus Israel nach Ulm kamen, hatten wir viele schlaflose Nächte und unruhige Tage.«

minjan Ihr Traum, so der Rabbiner, sei es gewesen, eines Tages am Schabbat einen Minjan zu haben. »Und jeder, der uns gehört hatte, hat gelacht und gesagt, ihr seid jung und naiv, das schafft ihr nie«, sagte Schneur Trebnik. Doch der Rabbiner fand nicht nur Unterstützung durch den Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg mit Sitz in der Landeshauptstadt Stuttgart. Initiativ wurden auch Ulmer Politiker, allen voran der damalige Oberbürgermeister Ivo Gönner.

So wurde am 2. Dezember 2012 in Anwesenheit vom damaligen Bundespräsident Joachim Gauck und vielen Vertretern der Öffentlichkeit die neue Synagoge am Weinhof eröffnet. Und schon damals beobachteten viele Zaungäste den Umzug mit einer Torarolle durch die Altstadt von Ulm.

Lesen Sie mehr in der kommenden Ausgabe.

Ruhrgebiet

»Und weil er hofft und liebt«

Recklinghausen gedachte des Gemeindegründers Rolf Abrahamsohn an dessen 100. Geburtstag

von Stefan Laurin  16.03.2025

Ausstellung

Fragile Existenz

Das Jüdische Museum Berlin zeigt historische Fotos aus den Gemeinden der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit

von Eugen El  16.03.2025

Gedenken

Der vergessene Ingenieur

Die Stadt setzt Erinnerungszeichen für Arthur Schönberg, den Mitbegründer des Deutschen Museums, und drei Angehörige seiner Familie

von Luis Gruhler  16.03.2025

Frankfurt

Bildungsarbeit gegen Rassismus und Fake News

Antisemitismus im Keim ersticken - das versucht das Jüdische Museum mit einer Workshop-Reihe an Schulen

von Lukas Fortkord und Ina Welter  16.03.2025

Porträt der Woche

Die Zuhörerin

Mariya Dyskin ist Psychologin und möchte sich auf Kriegstraumata spezialisieren

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.03.2025

Berlin

Staatsanwaltschaft: Deutlich mehr antisemitische Straftaten

Im vergangenen Jahr wurden 756 Fälle registriert

 16.03.2025

Erfurt

Israelischer Botschafter besucht Thüringen

Botschafter Ron Prosor wird am Montag zu seinem Antrittsbesuch in Thüringen erwartet

 15.03.2025

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025