Schwerin

Friedhofsstreit beigelegt

Trauerhalle am Jüdischen Friedhof Schwerin Foto: Axel Seitz

Der Jüdische Friedhof von Schwerin liegt in unmittelbarer Nähe zum Schweriner See. Und das seit mehr als 300 Jahren. 1717 kaufte die damalige Gemeinde das Grundstück weit vor den Toren der Stadt, um einen jüdischen Kaufmann, der ermordet worden war, beerdigen zu können.

Die Stadt Schwerin wuchs, und so ist die Begräbnisstätte seit Langem von Wohnhäusern umrahmt. Die bislang letzte Beerdigung gab es hier 1981.
In den vergangenen 25 Jahren konnten die Mitglieder der heutigen Jüdischen Gemeinde ihre Toten allerdings nicht hier begraben.

Friedhofsbelegung Verantwortlich dafür war zunächst die Klage einer Anwohnerin, später konnte sich das zuständige Oberverwaltungsgericht Greifswald nicht entscheiden. Vor Kurzem teilte nun die Klägerseite bei einem Termin in Greifswald mit, sich nicht mehr gegen eine Belegung des Friedhofs zu wehren.

»Das ist eine sehr wichtige Entscheidung«, sagt Valerij Bunimov. Der Vorsitzende des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich erleichtert, dass die Jüdische Gemeinde ihren historischen jüdischen Friedhof in Schwerin künftig nutzen darf. Dass ihn dieser Streit allerdings rund ein Vierteljahrhundert beschäftigen würde, hätte sich Bunimov nicht vorstellen können.

Als jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion 1994 in Schwerin wieder eine Gemeinde neu gründeten, glaubten sie, über diesen Friedhof verfügen zu können. Die Stadt Schwerin genehmigte die Nutzung der Fläche bereits wenige Jahre später. Doch dann kam der Einspruch der Anwohnerin. Als sie in der Straße am Friedhofsgelände in einen Neubau zog, sei sie davon ausgegangen, dass es sich bei dem Gelände hinter ihrem Haus um eine Grünfläche handele. Dies habe das Bauordnungsamt damals mitgeteilt, erklärte die Klägerin.

Jahrelang war nicht ersichtlich, dass beide Flächen zum Friedhof gehören, und darauf berief sich die Klägerin.


Wo hört die Grünfläche auf, wo fängt das Gräberfeld an? Die Frage lässt sich nur historisch beantworten: Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatten Wehrmachtssoldaten auf dem Friedhof eine Flakstellung errichtet und sämtliche Gräber zerstört. In den 40er-Jahren stellte die Jüdische Gemeinde die noch vorhandenen Grabsteine wieder auf, ohne jedoch zu wissen, wo die sterblichen Überreste der Toten lagen.

In den 50er-Jahren plante die Stadt in der Nähe des Friedhofs ein Klärwerk und wollte die angrenzende Straße neu verlegen. Die Jüdische Gemeinde wehrte sich nicht gegen das Ansinnen der Stadt, und das Friedhofsgelände wurde geteilt. Seither befinden sich nördlich der Straße Gräber und Grabsteine, südlich davon die Grünfläche und die zum Friedhof gehörende, für Beerdigungen wichtige Trauerhalle.

Bundesverwaltungsgericht Jahrelang war nicht ersichtlich, dass beide Flächen zum Friedhof gehören, und darauf berief sich die Klägerin. Das Oberverwaltungsgericht Greifswald sah sich allerdings jahrelang nicht in der Lage, eine endgültige Entscheidung zu treffen. Zwei Urteile wurden zudem vom Bundesverwaltungsgericht aufgehoben. Die Stadt Schwerin und die Jüdische Gemeinde versuchten gemeinsam zu erreichen, dass der Friedhof wieder als solcher genutzt werden kann.

Nachdem der Streit nun beigelegt wurde, will die Gemeinde nach Auskunft von Valerij Bunimov den Friedhof wieder herrichten. Zunächst müsse das Gelände vermessen und ein Zaun aufgestellt werden, erklärt der 71-Jährige. Auch die 1899 gebaute Feierhalle muss saniert werden. Vor 2024 werden wohl keine Beerdigungen stattfinden, schätzt Bunimov. Bis die historische Stätte belegt werden soll, kann die Gemeinde ihren neuen Friedhof, der als Ersatz für den historischen Friedhof der Gemeinde von der Stadt Schwerin zur Verfügung gestellt wurde, nutzen.

Berlin

Berlin: Gericht bestätigt fristlose Kündigung von Rabbiner

Das Berliner Arbeitsgericht hat die fristlose Kündigung eines Rabbiners wegen sexueller Belästigung eines weiblichen Gemeindemitglieds bestätigt

 16.04.2025

Jewrovision

»Schmetterlinge im Bauch«

Nur stilles Wasser trinken, noch einmal gut essen, dann geht es auf die Bühne. Die Moderatoren Masha und Gregor verraten, wie sie sich vorbereiten und mit dem Lampenfieber umgehen

von Christine Schmitt  16.04.2025

München

Hand in Hand

Ein generationsübergreifendes Social-Media-Projekt erinnert an das Schicksal von Schoa-Überlebenden – Bayern-Torwart Daniel Peretz und Charlotte Knobloch beteiligen sich

von Luis Gruhler  15.04.2025

Literatur

Die Zukunft Israels hat längst begonnen

Der Schriftsteller Assaf Gavron stellte im Jüdischen Gemeindezentrum seinen aktuellen Erzählband vor

von Nora Niemann  14.04.2025

Porträt der Woche

Eigene Choreografie

Galyna Kapitanova ist IT-Expertin, Madricha und leitet eine Tanzgruppe

von Alicia Rust  14.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Kaiserslautern

»Jetzt beginnt etwas Neues«

Mehr als fünf Jahre hat sich die Sanierung des Gemeindehauses der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz in Kaiserslautern hingezogen. Am Sonntag wurde das Zentrum mit der neu gestalteten Synagoge seiner Bestimmung übergeben

von Joachim Schwitalla  11.04.2025 Aktualisiert

Feiertage

Pessach ist das jüdische Fest der Freiheit - und der Frauen

Die Rolle und Verdienste von Frauen würdigen - dafür ist Pessach eine gute Gelegenheit, sagen Rabbinerinnen. Warum sie das meinen und welchen Ausdruck diese Perspektive findet

von Leticia Witte  11.04.2025

Erinnerungen

Als Charlotte Knobloch ihren ersten Kaugummi aß

Als jüdisches Mädchen überlebte sie die Nazizeit in einem Versteck, bis die Amerikaner ins Dorf kamen. Für Charlotte Knobloch ist das Kriegsende mit süßen und dramatischen Erinnerungen verbunden

 11.04.2025